Duisburg. . Seit 20 Jahren ist es geschlossen: das Hamborner Stadtbad. Der Investor Greyfield will daraus ein modernes Bürogebäude machen.
Das wird eine Mammutaufgabe: Die Essener Investoren der Greyfield GmbH wollen aus dem völlig maroden alten Hamborner Stadtbad ein modernes Büroensemble mit historischem Charme machen. Rund 20 Millionen Euro wollen die Spezialisten für „Problemimmobilien“ in das geschichtsträchtige Denkmal stecken. Ende Februar soll der Rat, wie berichtet, den Verkauf absegnen.
„Da geht einem das Herz auf. Wir sind begeistert von der Fläche“, meint Greyfield-Chef Guido Schürken. Und er hat schon viele marode Bestandsgebäude gesehen, auf deren Revitalisierung sich sein Immobilienunternehmen spezialisiert hat. Wie Aufnahmen aus einer „Lost-Place“-Serie wirken die Bilder auf der Firmen-Homepage, die das Greyfield-Team bei Ortsterminen in dem Stadtbad zeigt, zum Beispiel am Beckenrand mit vollgeschmierten Graffiti-Wänden.
7000 qm Bürofläche geplant
Knapp zehn Jahre liegt die letzte WAZ-Bildreportage aus dem Stadtbad zurück. Auch die Bilder zeigten schon die Zerstörung in dem ehemaligen Bad, das im Stil des Backsteinexpressionismus der 1920er Jahre gebaut und 1938 eröffnet worden war. Zunächst sollte es in den beiden Flügeln getrennt ein Männer-- und ein Frauenbad geben, der nördliche Flügel wurde dann aber Turnhalle, das nie genutzte Becken überdeckt.
Aus dem dreiteiligen Flügelgebäude an der Duisburger Straße am Eingangstor zu Hamborn, das direkt an der A 59-Abfahrt das Straßeneck seit Jahren verschandelt, soll ein Bürogebäude werden, in das nach WAZ-Informationen das Jobcenter als Ankermieter einziehen soll. Rund 7000 qm Mietbürofläche sollen insgesamt geschaffen werden. Wenn Verkauf und Baugenehmigungsverfahren reibungslos abgewickelt werden, soll noch in diesem Jahr mit dem Umbau begonnen werden, hofft der Unternehmer.
„Wir wollen das Denkmal würdigen“, verspricht Schürken. Gerade an der backsteinernen Fassade und dem Entree zu dem Flügelbau mit dem Ehrenhof soll der Charakter erhalten bleiben. Im modernen Büroinnenausbau wird mit der neuen Raumaufteilung von dem ehemaligen Badambiente dagegen nicht viel erhalten bleiben - also kein Sprung ins leere Becken.
Bad wird als geschlossener Büro-Standort genutzt
Klar ist, dass das ehemalige Bad ausschließlich als geschlossener Büro-Standort genutzt wird. Gastronomische Angebote etwa mit Publikumsverkehr unter freiem Himmel wird es wegen der Störfall-Problematik durch das gegenüberliegende Grillowerk nicht geben – einer der Gründe auch für das Scheitern der Factory-Outlet-Pläne.
Und auch Grund dafür, dass sich die Entwicklung des Rhein-Ruhr-Hallen-Geländes schwer tut. Alle Verkaufsversuche scheiterten bisher. „Die Störfall-Problematik macht es halt schwer“, so Wirtschaftsdezernent Andree Haack. Immerhin, es gebe immer wieder Ideen und auch aktuell Gespräche mit Investoren.
>>AUS DER GESCHICHTE DES STADTBADES
Das Hamborner Stadtbad gilt Denkmalschützern als besonders wichtig. Es zählt zusammen mit dem Polizeiamt und der Berufs- und Realschule zu einer Generation städtischer Zweckbauten, die Hamborn prägen.
Baubeginn war 1929. 2,5 Millionen Reichsmark sollte die Badeanstalt kosten. Die Fertigstellung verzögerte sich, 1933 war die Fassade fertig, erst 1938 war die Eröffnung.
Die Becken wurden, da man sich auf Bergschäden eingestellt hatte, damals in einer Eisenbeton-Ausführung gebaut. Sie stehen über Gleitlagern und hätten im Ernstfall nach Bodensenkungen wieder in die Horizontale gedrückt werden können.