Duisburg. In Marxloh und Alt-Hamborn darf die Stadt Duisburg neue Wege im Städtebau ausprobieren und dafür 50 Mio. Euro ausgeben. Eine Projekt-Übersicht.
Das Innen-, Bau- und Heimatministerium von Horst Seehofer hat Marxloh und Alt-Hamborn ausgewählt, um dort Innovationen der Städtebauförderung entwickeln zu lassen. Als einzige westdeutsche von vier bezuschussten Städten erhält Duisburg damit neben Rostock, Plauen und Erfurt 25 Millionen Euro. Von 2020 bis 2026 sollen in Marxloh und Alt-Hamborn Bau-, Umwelt- und soziale Projekte für insgesamt sogar 50 Millionen Euro umgesetzt werden – das Land NRW wird zusätzlich voraussichtlich 15 Millionen Euro beisteuern, die Stadt selbst nochmals zehn Millionen. Ein erster Meilenstein soll der Abriss der Rhein-Ruhr-Halle ab Ende 2020 sein.
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Hoffentlich lassen sich die Menschen im Duisburger Norden so sehr von dem Modellvorhaben des unionsgeführten Bundesministeriums begeistern wie die drei Sozialdemokraten, die am Dienstag im Rathaus einen Katalog mit 14 geplanten Projekten vorstellten: Oberbürgermeister Sören Link, der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir und Martin Linne, Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt.
Link sieht „eine Riesenchance für eine fundamentale Änderung der Entwicklung in Marxloh und Alt-Hamborn“ und hofft auf „positive Impulse für den gesamten Duisburger Norden“. Nun könne die Stadt ohne die Beschränkung gängiger Förderungen „mit unseren besten Leuten zeigen, was wir können, wenn wir Geld in die Hand bekommen“.
Rhein-Ruhr-Halle und Gesundheitszentrum werden abgerissen
Link bedankte sich bei Özdemir für seinen Einsatz in Berlin, der Abgeordnete selbst im Gegenzug bei den Stadtplanern fürs „exzellente Rüstzeug“, mit dem „ich das Geld erstreiten konnte“. Linne betonte, das Ministerium wolle, „dass wir Dinge ausprobieren, die nicht etabliert sind“. Welche einzelnen Projekte das sein werden, erläuterte Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung:
Fast ein Drittel des Geldes soll in Bildungsprojekte fließen, 15,5 Millionen Euro allein in den Bau von „Elternlandeplätzen“ an den drei Marxloher Grundschulen. Für die Arbeit mit bildungsfernen Eltern werden dort neue Räume gebaut.
Um „Eltern früh abzuholen“ und „Sozialarbeit zu vernetzen“, so Trappmann, soll zudem das Familienzentrum an der Julius-Birck-Straße für 2,2 Millionen Euro erweitert werden und die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung RiZ Nord für 500.000 Euro umgebaut werden.
Der Abriss der Rhein-Ruhr-Halle soll ein erster sichtbarer Startschuss, „ein ganz wichtiges Aufbruchsignal für die Stadtteile“ sein, so Trappmann. Die Verwaltung rechnet mit Kosten in Höhe von 3,2 Millionen Euro. Was am Standort der asbestverseuchten Halle entstehen könnte? Die Nutzung durch die Feuerwehr sei eine der vielen diskutierten Ideen, so Linne. Aber „es gibt keine Vorfestlegung“, betonte Link. Auch das ehemalige Gesundheitszentrum an der Parallelstraße soll schnellstmöglich dem Erdboden gleich gemacht werden. Geschätzte Kosten: 1,4 Millionen Euro.
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Mit sechs Millionen Euro soll das Marxloher Zentrum „städtebaulich und ökonomisch“ gefördert werden, mit 5,1 Millionen die Mitte von Alt-Hamborn. Mögliche Ideen, so Linne: E-Mobilität, intelligente Beleuchtung, ein lokaler Lieferservice als Amazon-Konkurrenz.
Stadtrat muss zustimmen, Bürger dürfen mitmachen
Alle Beteiligten versichern aber: „Das sind keine fertigen Projekte“ (Trappmann), „wir brauchen die Ideen der Bewohner“ (Link). Erstmals wollen die Planer die Bürger am Mittwoch, 9. Oktober, in der Clauberg-Halle in Hamborn informieren.
Teil des Pakets ist auch ein neuer Weg aus dem Störfall-Dilemma, in dem viele Städte, Firmen und Anwohner stecken: Was bedeutet der von der EU geforderte Sicherheitsabstand zu potenziellen Störfallbetrieben für Wohngebiete und Unternehmen, die seit Jahrzehnten nebeneinander liegen? 3,2 Millionen Euro wollen die Stadtplaner investieren, um gemeinsam mit den Grillo-Werken Lösungen auch für andere Kommunen aufzuzeigen.
So wird der arg gebeutelte Duisburger Norden im besten Falle eine echte Vorzeige-Vorstadt.
Alle Teilprojekte und Kosten in der Übersicht:
So plant die Stadtverwaltung das Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Städtebauförderung. Diese Teilprojekte und Kostenschätzungen gab das Amt für Kommunikation bei der Pressekonferenz am Dienstag an:
„Externe Projektsteuerung: 2.000.000 Euro
Interner Stellenbedarf: 2.000.000 Euro
So kommt das Geld nach Duisburg
Der Bund ermöglicht mit dem Modellvorhaben eine Förderung in Höhe von 50 Prozent der „förderfähigen Gesamtkosten“ (25 Millionen Euro) und bewirkt somit Investitionen von Land und Stadt. Das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung von Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) habe eine Ko-Finanzierung von 15 Millionen Euro in Aussicht gestellt (wir berichteten), so die Stadt.
Der Eigenanteil der Stadt Duisburg läge dann bei zehn Millionen Euro.
Der Finanzierung und den Projekten muss der Duisburger Stadtrat im November zustimmen, was sehr wahrscheinlich ist. Im Dezember könnte die Stadt dann den formalen Förderantrag stellen.
TP 1: Flankierende Maßnahmen insgesamt: 3.200.000 Euro, davon
- Zentrenmanagement Alt-Hamborn u. Quartiersmanagement Marxloh: 2.000.000 Euro
- VF, Beteiligung, Evaluierung, Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentation: 1.200.000 Euro
TP 2: Öffnung der Grundschulen für die Quartiere – Elternlandeplätze: 15.500.000 Euro
TP 3: Umbau der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Regionalzentrum Nord: 500.000 Euro
TP 4: Erweiterung Familienzentrum Julius-Birck-Straße: 2.200.000 Euro
TP 5: Städtebauliche und ökonomische Stärkung Zentrum Marxloh: 6.000.000 Euro
TP 6: Städtebauliche und ökonomische Stärkung Zentrum Alt-Hamborn: 5.100.000 Euro
TP 7: Kriminalprävention: 400.000 Euro
TP 8: Abriss der Rhein-Ruhr-Halle: 3.200.000 Euro
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TP 9: Abriss ehemaliges Gesundheitszentrum Parallelstr.: 1.400.000 Euro
TP 10: Freiraumgestaltung Friedrich Park: 3.800.000 Euro
TP 11: Problemimmobilien: 1.500.000
TP 12: Bewegungsparcours Marxloh: 260.000 Euro
TP 13: Mobilisierung von Potentialflächen in Nahtlage zur Industrie – Überwindung Störfallproblematik: bisher noch nicht zu etatisieren.
TP 14: Neue Chancen, Qualitäten und Investitionen-Mobilisierung von Potentialflächen in Nahtlage zur Industrie – Überwindung Störfallproblematik – investitionsvorbereitende Studie zur Suche nach technischen Lösungen: 3.200.000 Euro (200.000 für Machbarkeitsstudie“