Duisburg. Jahrelang war für sie der Beifahrersitz reserviert. Nach dem Tod ihres Mannes entschied sich Gisela Jansen, seinen Mercedes-Oldie selbst weiterzufahren. Ohne die Hilfe der Freunde aus dem Mercedes-Benz R/C 107 SL-Club hätte die Duisburgerin wohl allerdings nicht diese Freude am Fahren bekommen.

Jahrelang war für Gisela Jansen nur der Beifahrersitz reserviert – im schicken Mercedes 500 SL 107 Cabrio, champagner metallic, Automatik, Baujahr 1983. Groß gestört hat das die Buchholzerin nicht. Schließlich hat sie die wunderschönen Touren mit ihrem Mann Dieter am Steuer auch so genießen können.

Ihr Gatte hatte den Wagen brandneu zum ersten Mal auf der eigenen Tankstelle, damals noch in Moers, begeistert begutachtet und den Besitzer dann zehn Jahre später, 1993, durch puren Zufall wiedergetroffen, der den 107er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich verkaufen wollte. Dieter Jansen zögerte nicht lange, besorgte 40.000 Mark und fuhr fortan seinen heiß begehrten und top erhaltenen Mercedes 500 SL.

Clubmitgliedschaft vom Mann übernommen

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Als 500. Mitglied – wie passend – trat er dem Mercedes-Benz R/C 107 SL-Club, organisierte als Leiter des Regionaltreffs kurz darauf Ausfahrten im In- und Ausland. Als er im Januar 2000 verstarb, musste sich Gisela Jansen auch entscheiden, was mit dem Auto passieren sollte. „Ich konnte nicht mal selbst das Verdeck aufmachen, aber ich hatte mich dann entschlossen, den Wagen selbst zu fahren“, erzählt die 71-Jährige. „Es hingen zu viele Freundschaften daran, die ich nicht verlieren wollte.“

Sie übernahm die Clubmitgliedschaft ihres Mannes. Und es waren vor allem die Freunde aus dem Verein, die die Buchholzerin unterstützten und dafür sorgten, dass sie Freude am Fahren bekam. Ihre erste eigene Tour mit dem 230 PS starken Gefährt führte Gisela Jansen nach Österreich in ungeahnte Höhen. Eine Herausforderung. „Als ich es bis ganz nach oben auf den Berg geschafft hatte, wusste ich: Jetzt gehört der Wagen mir.“

Sogar das Radio funktioniert noch

Sie nimmt fortan auch an Technik-Seminaren teil, lernt etwa, wie Dichtungen zu wechseln sind, gibt aber zu, dass ihr Schwiegersohn in der Regel einspringt, wenn mal was zu reparieren ist. Das kommt bisher aber kaum vor. „Mal neue Bremsen, mal neue Reifen, mal einen Ölwechsel – mehr musste über die Jahre nicht gemacht werden. Sogar das alte Becker-Radio funktioniert noch“, sagt Gisela Jansen.

Weitere alte Schätzchen gesucht

In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei, drei, vier oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind.

Alle bisherigen Serienfolgen gibt es im Internet unter waz.de/alte-schaetzchen.

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Königspaare der St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Buchholz sind mit dem schönen Wagen auch schon gefahren und sogar der erst viereinhalb Jahre alte Enkel der 71-Jährigen ist schon ganz heiß auf den Mercedes-Oldie, der rund 145.000 Kilometer auf dem Buckel hat. „Ich hab dem Jungen versprochen, dass er das Auto mal bekommt, wenn ich nicht mehr fahre“, verrät Gisela Jansen. Das kann allerdings dauern. Denn die Buchholzerin freut sich weiterhin darauf, noch viele Tourenschilder von den Ausfahrten mit ihrem Club zu sammeln. Der Verein liegt ihr am Herzen. Das spürt man und das mag zudem daran liegen, dass sich viele Mercedes-Freunde jedes Jahr zum Todestag am Grab von Dieter Jansen versammeln. „So bleibt er auch im Club in schöner Erinnerung.“