Duisburg. Duisburg fürchtet Einbußen für Handel, Gastronomie und Tourismus, wenn es ab 2016 wirklich die Pkw-Maut gibt. Die müssten dann zum Beispiel auch die Nachbarn aus Holland zahlen, der gerne und zahlreich nach Duisburg etwa zum Einkaufen kommen.

Duisburg sorgt sich um die Folgen, wenn es trotz aller Kritik ab 2016 auch eine Pkw-Maut gibt. Handel, Gastronomie und Hotelbranche fürchten Einbußen. Vor allem richtet sich der Blick nach Westen, zu den Nachbarn in den Niederlanden. Dort rumort es auch: „Die Holländer hier sind richtig böse. Eine Maut, das macht man nicht unter Freunden“, berichtet Johanna Groeneweg de Kroon.

Die Duisburger Filialleiterin der Galeria Kaufhof ist doppelt betroffen: Sie ist Niederländerin und bekommt den Ärger in ihrer Heimat über die deutschen Maut-Pläne hautnah mit. Und sie ist eben auch Kauffrau in Duisburg, Chefin eines umsatzstarken Kaufhauses. „Ich sehe ein Risiko für unsere holländischen Tageseinkäufer, die hier nach Duisburg kommen“, sagt sie. Ihr Blick in ihr Parkhaus zeigt, wie oft dort Autos mit gelben Kennzeichen stehen und sie fürchtet, dass es weniger werden. Denn sie weiß: Ihre Landsleute schauen auf den Euro: Eine Maut würde den Vorteil der etwas günstigeren Preise in Deutschland zunichte machen.

Umfragen sagen weniger Besucher voraus

Was sie in ihrer Sorge bestärken mag: Eine Umfrage ergab, dass 38 Prozent der Niederländer lieber zu Hause einkaufen wollen, wenn Deutschland die Vignette einführt. Massive Einbußen drohen auch im Tourismus: Bei den 1,2 Milliarden Euro, die die Niederländer bislang in Deutschland ausgaben, wird ein Rückgang um 72 % erwartet. Ein Beispiel: Die vielen Holländer, die zum Tierpark am Kaiserberg anreisen.

„Die Holländer sind preissensibel“, bestätigt auch Uwe Gerste, Chef des Duisburger Stadtmarketings, und bezeichnet die Maut als „kontraproduktiv“. Eine Maut sei nicht das, was sich die Nachbarn unter „Willkommenskultur“ vorstellen würden. Gerade steigen die Übernachtungszahlen in den Duisburger Hotelbetten erfreulich an, da schlägt die „Einfahrt-Gebühr“ ins Kontor. Fast schon legendär sind die holländischen Heerscharen zur Weihnachtszeit, wenn auf der Königstraße vielfach ein „dank je wel“ zu hören ist. Da bleibt Gerste fast nur Galgenhumor, dass holländische Gäste-Gruppen auch per Schiff anreisen: Auf den Wasserstraßen gibt’s keine Maut.

Sanierungsstau auf den Straßen

Zwei Herzen schlagen in der Brust von Ocke Hamann, Verkehrsexperte bei der Industrie- und Handelskammer. Die IHK mahnte erst jüngst den Sanierungsstau auf den Straßen an, für dessen Behebung die Maut-Einnahmen gedacht sind: „Da muss dringend etwas getan werden, aber nicht so“, sagt Hamann. Er fürchtet: „Die Grenzregionen werden dafür bitter zahlen.“ Eben auch Duisburg. „Ein Eintrittsgeld wirkt wie es wirkt: abschreckend.“