Duisburg. . Vor sechs Jahren wurde erstmals über das Grüngürtel-Projekt im Duisburger Norden diskutiert. Nicht jeder konnte sich damit anfreunden. Jetzt nimmt das Bauwerk Formen an. Am Dienstag nahmen Bürger, Politiker, Verwaltungsleute und Unternehmer die Schüppe in die Hand..

Großer Bahnhof in Bruckhausen: Rund 200 Menschen wollten den ersten Spatenstich für den Grüngürtel Nord nicht verpassen und waren am Dienstag zur Party der Entwicklungsgesellschaft Duisburg am Rande des künftigen Parks gekommen. „Hier muss was Historisches passieren, bei diesem Andrang“, sagte Oberbürgermeister Sören Link in seiner Ansprache.

Die Kritik verstummt nicht

In der Tat: Zwischen dem Thyssenwerk an der Kaiser-Wilhelm-Straße und dem Ortsteil entsteht ein seit 2007 geplanter Park mit einem begrünten Lärm- und Schutzwall an der Straße entlang. Rund 70.000 Quadratmeter groß wird er allein in Bruckhausen. Nimmt man die Bereiche in Marxloh und Beeck hinzu, entsteht eine grüne Lunge mit fast 120.000 Quadratmetern Fläche. Dafür sind am Ende insgesamt 170 Häuser abgerissen und knapp 1000 Bewohner umgezogen. Anke Petermann, Sprecherin des Runden Tisches Bruckhausen, erinnerte daran, dass der „Park vor der Haustür für „viel Aufregung“ gesorgt hatte. OB Link sprach von „emotionalen Diskussionen“.

In Marxloh hatte sich kurz nach dem Baubeschluss Ende 2007 Widerstand formiert. Eine Bürgerinitiative stimmte nur einem sehr abgespecktem Häuserabriss im Bereich des Entenkarrees neben dem Schwelgern-Stadion zu. In Bruckhausen herrschte lange Zeit Ruhe. Erst sehr spät, als bereits die ersten Gebäude fielen, gab es Protest von einer Gruppe, die sich Geschichtswerkstatt DU-Nord nennt und dazu beitragen will, „die Einzigartigkeit des Duisburger Nordens“ zu erhalten.

Auch in der Bürgerschaft Bruckhausen war man anfangs skeptisch, als das Großprojekt vorgestellt wurde. Lauten Protest indes hörte man selten. Nach 150 Informations- und Mitsprache-Veranstaltungen sei aus „Ängsten konstruktive Mitarbeit geworden“, fasste Link die Entwicklung zusammen.

Kritiker sprechen von Lügengürtel

Trotzdem wird der Grüngürtel von der harten Gegner-Gruppe weiterhin als „Lügengürtel“ bezeichnet. Er bringe keine Verbesserung der Lebensqualität, sondern sorge nur dafür, dass die Thyssen-Besucher durchs Grüne zum Unternehmen gelangten. Sie sprechen von Abriss-Orgie und der Vernichtung eines denkmalwürdigen Stadtteils.

Link und andere Redner sehen das anders: Sie sind sicher, dass die Lebensqualität durch den großen, wenn auch unterbrochenen Park ganz erheblich steigen wird. Nicht nur in Bruckhausen, sondern im ganzen Duisburger Norden. Symbolisch pflanzte Nachbar Thyssen-Krupp auch gleich den ersten Baum – einer Kaiserlinde.

Ende dieses Jahres muss der Wall fertiggestellt sein. Die Ausstattung des Parks erfolgt bis Ende 2015.