Duisburg. Nun sind es vier städtische Radarwagen, die in ganz Duisburg alle Raser auf den Straßen ins Visier nehmen: Die Stadtspitze stellte den mit einer Laserscan-Technik ausgestatteten VW Caddy am Mittwoch vor. Künftig gibt es deutlich mehr Messstellen. Davon profitiert auch die Stadtkasse.
Zwar nimmt er bereits seit Anfang des Jahres die Raser ins Visier, aber erst gestern wurde der vierte städtische Radarwagen vorgestellt. Die um diesen schwarzen VW Caddy erweitere „Blitzer“-Flotte soll in 2014 für Einnahmen in Höhe von 2,7 Mio Euro sorgen. Bei kalkulierten Kosten von 1,2 Mio für Personal- und Leasingkosten bliebe ein Plus von 1,5 Mio fürs chronisch klamme Stadtsäckel. „Es stand nicht im Vordergrund, die Einnahmeseite der Stadt zu verbessern“, erklärte Sören Link. Der vierte Radarwagen, so der OB, sei vielmehr „ein zentraler Beitrag zu mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer“.
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Der Verkehrsbericht der Duisburger Polizei hätte ans Licht gebracht, dass es in 2013 zwar rund 500 Unfälle weniger gab, die Zahl der verunglückten Kinder und Senioren aber nicht rückläufig war. Bislang durfte die Stadt ihre mit Laserscanner-Technik ausgestatten Radarwagen nur an Unfallschwerpunkten und Gefahrenstellen einsetzen. Nach einer Entscheidung des NRW-Innenministerium durften die Städte ihre Kontrollmöglichkeiten erweitern. „Nun dürfen wir etwa auch an stark frequentierten Haltestellen, an Schulwegen oder beliebten Freizeitstätten messen – also dort, wo es ein hohes Gefahrenpotenzial für Fußgänger gibt“, erläutert Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe.
Künftig 600 Messpunkte in Duisburg
Statt der bislang 300 Messpunkte gebe es durch die Neuregelung mindestens 600, wie Ordnungsamts-Leiter Peter Bölling verriet. Die drei bisherigen Radarwagen könnten das nicht allein bewältigen, daher die Entscheidung zum Kauf des vierten. Sie kommen an allen sieben Tagen in der Woche 16 Stunden zum Einsatz – immer im Zweischichtbetrieb. „Als wir 2008 mit den Messungen anfingen, waren etwa neun Prozent aller gemessenen Fahrzeuge zu schnell“, so Bölling. Inzwischen konnte dieser Wert dank der permanenten Kontrollen auf knapp über sechs Prozent gesenkt werden. „Und wir wollen noch besser werden“, so der OB.
Link stellte nochmals klar, dass dieser Wagen nicht extra zum Erhalt des Homberger Kombibades angeschafft wurde („Die Entscheidung dafür war weit vorher gefallen“). Die Bezirksregierung hat der Stadt signalisiert, dass sie zur Rettung des Bades eine andere freiwillige Leistung reduzieren müsse. Was gestrichen wird, muss die Politik im September bei der Einbringung des Haushalts 2015 entscheiden. Ob perspektivisch auch noch ein fünfter Radarwagen hinzukommt, entscheide sich erst nach einer Auswertung der Erfahrungen mit dem neuen vierten Fahrzeug, so Link.
Radarwagen bringen der Stadt Einnahmen
Auch wenn das Geld nicht das Hauptargument ist: Es fließt dank der Radarwagen. 2012 waren es 1.381.265,98 Euro für Verwarngelder und 550 344,60 für Bußgelder. Nach Abzug der Ausgaben blieb ein Plus von 856.501,89 Euro. 2013 waren es 1.439.005,75 Euro Verwarngelder und 595.609,96 Bußgelder. Das Plus: 902.613,63 Euro.
Besatzungen der Radarwagen mit Eiern und Steinen beworfen
Seitdem die Stadt Duisburg im Jahr 2008 mit ihren Geschwindigkeitskontrollen begann, gab es stets Angriffe auf das nunmehr 18 Mitarbeiter umfassende Team. Der schlimmste Fall ereignete sich laut Arbeitsgruppenleiter Friedhelm Weller im Vorjahr in Bruckhausen.
Damals wurde ein Pkw wegen überhöhtem Tempo geblitzt. „Unsere Kollegen halten die Ertappten ja nicht sofort an wie die Polizei, sondern bleiben stets im Wagen sitzen“, erklärt Weller. Die Kollegin, die an diesem Tag Dienst hatte, musste mitansehen, wie zwei Männer aus dem Pkw stiegen und eine Steinplatte vom Bürgersteig lösten. „Damit hat der Beifahrer auf unser Fahrzeug eingeschlagen. Er hat die Stelle, wo die Kollegin saß, um wenige Zentimeter verfehlt“, schildert Weller. Sie blieb zum Glück unverletzt. Sachschaden: 3000 Euro. Und weil beide Tatbeteiligten auf dem Blitzer-Foto einwandfrei zu identifizieren waren, folgten weitere Anzeigen. In der Innenstadt dachte ein Drogenabhängiger vor Jahresfrist, er würde da einen leeren Wagen vor sich haben, den er aufbrechen könnte und schlug mit einem Stein die Scheibe ein – dann blickte es ins Gesicht einer Ordnungsamts-Mitarbeiterin. Diesem Täter gelang die Flucht.
„Wir eilen in solchen Fällen nicht hinterher. Unsere Mitarbeiter sollen sich nicht selbst in Gefahr bringen“, so Weller. Übergriffe kämen im Schnitt zweimal im Monat vor. „Unsere Wagen wurden schon mit Steinen und Eiern beworfen, die Kollegen wurden in jeder Form beleidigt“, sagt der Arbeitsgruppenleiter. „Da muss man sich ein dickes Fell zulegen.“