Duisburg. Das Polizei-Projekt “Crash Kurs NRW“ erreichte allein im Vorjahr 3900 Zehntklässler aus Duisburg, die in 16 Veranstaltungen gezeigt bekamen, welche Konsequenzen die Raserei am Autosteuer haben kann. Fotos sowie Berichte von Augenzeugen und Opfern schockierten die Jugendlichen.
Diese Fotos schockieren. Aufnahmen schwerst verletzter Menschen oder deformierter Autowracks werden auf die Leinwand projiziert – und dem jungen Publikum verschlägt es im Angesicht dieser Schreckensbilder sofort die Sprache. Diese Radikal-Konfrontation ist elementarer Bestandteil des „Crash Kurses NRW“ – ein bundesweit einmaliges Projekt, das Jugendlichen die drastischen Auswirkungen von Unfällen aufzeigen soll. Die Ursache war dabei stets zu schnelles Fahren oder Drogenkonsum.
Allein in Duisburg gab es im Vorjahr 16 dieser Schulveranstaltungen, die von der Polizei NRW im Rahmen ihrer Unfallpräventionsarbeit veranstaltet und organisiert wurden. Rund 3900 Zehntklässler bekamen dort aber nicht nur besagte Fotos gezeigt, zudem erzählten Polizisten, Rettungssanitäter, Notärzte und Notfallseelsorger auch von ihren einschneidenden und teils unvergesslichen Erlebnissen an Unfallorten. „Wir planen auch für 2014 wieder mit einem Angebot in diesem Umfang“, erklärte Duisburgs Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels am Rande der Vorstellung des Verkehrsberichtes 2013.
Schulen können sich noch anmelden
Die 15- bis 16-jährigen Jugendlichen sollen so schon frühzeitig für die Risiken des Rasens am Autosteuer sensibilisiert werden. Im ersten Projektjahr 2012 hatten noch sechs Schulen mit etwa 1400 Teilnehmern mitgemacht, im Jahr darauf erfolgte nun also fast eine Verdreifachung dieser Zahlen. Laut Polizeioberrat Peter Hilp, Leiter der Direktion Verkehr, können sich weitere Schulen, die sich für eine Teilnahme an diesem Projekt in 2014 interessieren, melden unter 0203/280 35 02.
Die Nachwirkungen dieser Crash-Kurse seien laut Polizeipräsidentin Bartels ein möglicher Grund dafür, warum die Zahl der jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre), die 2013 im Duisburger Straßenverkehr verunglückten, von 298 auf 238 gesunken ist.
Notärzte und Sanitäter erzählen
„Ich halte diese Kurse für einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Zahl der Unfalltoten“, zieht auch Dr. Frank Marx, der Ärztliche Leiter im Rettungsdienst der Duisburger Feuerwehr, eine positive Bilanz. „Es ist nicht nur ein Horrorkabinett, es ist eine wirklich nützliche und beeindruckende Schilderung der Realität.“
Marx selbst hat bei mehreren dieser Kurse von seinen schlimmen Erlebnissen berichtet – etwa, als er eines Morgens am Straßenrand den deformierten Körper eines verunglückten jungen Motorrollerfahrers entdeckte. Seine Schilderungen seien so drastisch gewesen, dass einige Schüler weinend aus der Aula gelaufen wären. Das galt auch für die Berichte von Eltern, deren Kind bei einem Unfall als Raser ums Leben gekommen waren oder schwer verletzt wurden. Für sie stand stets eine Betreuung bereit. Zudem arbeiteten die Schüler das Gesehene später im Klassenverband auf.
Für Marx sind Zehntklässler nur bedingt die ideale Zielgruppe. „Ich fände das bei Schülern der Oberstufe noch effektiver“, so der Notarzt, „weil bei ihnen eine ganz andere zeitliche Nähe zu Erwerb des Führerscheins gegeben ist.“