Duisburg. Einige hundert Menschen versammelten sich am Samstag auf dem windigen Duisburger Bahnhofsvorplatz. Beim zweiten offenen Weihnachtssingen mit Armin Klaes stimmten sich die Sänger auf die Festtage ein.

Ein frischer Wind lässt die Textblätter flattern, als sich am Samstag geschätzte 400 Duisburger in vorweihnachtlicher Stimmung versammelten, um erneut die Bahnhofsplatte zum Klingen zu bringen. Organisiert hatte das 2. offene Duisburger Weihnachtssingen wieder Dirigent und Hochschullehrer Armin Klaes gemeinsam mit Studierenden.

Er freut sich sehr über den sangesstarken Zulauf. „Im letzten Jahr waren wir alle nass, dieses Jahr pfeift es, wir singen einfach bei jedem Wetter“, war seine Ansage zur Begrüßung. Mit „Alle Jahre wieder“ geht es los. Der Dirigent ist zufrieden. „Wir haben uns gesteigert seit letztem Jahr“, verkündet er, „wenn das Keyboard ein bisschen im Ton schwankt, dann schwanken wir einfach mit, als ob wir schon einen Glühwein getrunken hätten.“ Weihnachtliche Stimmung gibt es auch ohne Alkohol.

Mehrere hundert Menschen kamen zum zweiten offenen Weihnachtssingen auf der Platte.
Mehrere hundert Menschen kamen zum zweiten offenen Weihnachtssingen auf der Platte. © Herbert Höltgen

Die mitgebrachten Windlichter flackern beträchtlich. Wer in der einbrechenden Abenddämmerung den Text nicht mehr entziffern kann, der verlässt sich einfach auf seine Sangesnachbarn. Helmut Herbst schmettert textsicher „Oh Tannenbaum“. „Ach, da werden Kindheitserinnerungen wach“, sagt er vergnügt, „wir waren sieben Geschwister zuhause, da wurde unterm Baum tüchtig gesungen.“

Lied erinnert an den MSV

Armin Klaes erinnert die Liedzeile „mit Freude und mit Schmerzen“ an das dramatische Jahr des MSV. Er begrüßt die Fans, die gekommen sind. Die haben sich mit gestrickter Zipfelmütze samt beleuchteter Weihnachtskugel als Bommel wirkungsvoll in Szene gesetzt und zeigen im gemeinsamen Singen einen beträchtlichen Übungsvorsprung.

„Wollt ihr auch „Kling Glöckchen“, oder ist euch das zu kitschig?“, fragt Klaes. Der Spontanchor macht sich geschlossen fürs „Glöckchen“ stark. Weihnachten darf ruhig auch ein bisschen Kitsch aus der Kehle kommen. Hauptsache er kommt von Herzen. Duisburgs Planungsdezernent Carsten Tum singt entspannt „Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?“ ohne an die verheerenden Folgen von plötzlichen Schneefällen für die städtische Infrastruktur denken zu müssen. „Wir wollen ja die Bahnhofsplatte beleben, deshalb sind wir wieder hier und nicht auf dem Platz vor dem Stadttheater“, meint Klaes, den auch der hohe Genehmigungsaufwand für den Innenstadtbereich abgeschreckt hatte.

Mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ und einem gewaltigen „Oh, du fröhliche“ geht das Weihnachtssingen zu Ende. In Musicalsänger und ­„Widerholungstäter“ Wolfgang DeMarco bringt der kalte Wind den Österreicher zum Vorschein. „Jetzt einen Jagertee, aber einen echten, mit doppeltem Obstler drinnen, nicht so ein Sirupzeug, von dem man bloß einen Schädel bekommt“, schwärmt er.