Duisburg. . Etwa 500 Stimmen und Gitarren ertönten am Wochenende beim Lagerfeuersingen auf der Duisburger Bahnhofsplatte. Hochschullehrer Armin Klaes möchte die Duisburger zum Singen verführen.

„Ich möchte die Duisburger zum Singen verführen“, sagt der Dirigent und Hochschullehrer Armin Klaes. Eine halbe Stunde vor Beginn des offenen Lagerfeuersingens am Freitagabend auf dem Bahnhofsvorplatz unter dem Titel: „Die Platte brennt“ fallen einige Tropfen. „Nicht schon wieder!“, murren alle, die beim spektakulär verregneten Adventssingen im vergangenen Dezember klatschnass geworden waren. Aber dann erscheint ein Regenbogen über dem Hauptbahnhof. „Alles wird gut, diesmal singen wir im Trockenen“, sagt Klaes.

Die Studenten aus dem Projektteam Musik- und Kulturmanagement verteilen 300 Liederhefte mit Texten und Gitarrengriffen. Die sind schnell vergriffen, etwa 500 Sänger stehen rund um das knisternde Feuer. Die große Feuerschale steht auf Steinen und schützt den Betonboden vor allzu großer Hitze.

Zum Anwärmen stimmt Gitarrist Jonathan Gravenhorst „Blowing in the Wind“ an.
Zum Anwärmen stimmt Gitarrist Jonathan Gravenhorst „Blowing in the Wind“ an. © WAZ FotoPool

Zum Anwärmen stimmt Gitarrist Jonathan Gravenhorst „Blowing in the Wind“ an. Alle, die noch eine Gitarre mitgebracht haben, versammeln sich um ihn und spielen mit. In der singenden Menge strahlen einzelne Gesichter auf, die Sänger lesen die Texte mit Smartphone-Beleuchtung online mit. Alle bekennen gemeinsam, dass sie ihr Leben in einem gewissen Haus in New Orleans ruiniert haben und noch niemals in New York waren, von Hawaii ganz zu schweigen.

Sie kreisen genüsslich um Reinhard Meys Luftaufsichtsbaracke, probieren’s mal mit Gemütlichkeit und werfen ihren kleinen grünen Kaktus mit einem zünftigen „Holerido“ vom Balkon. „So“, sagt Gravenhorst, „Jetzt singen wir ‚Let it be‘ das heißt ‚Lass es sein‘“ – weiter kommt er nicht. „Stimmt gar nicht, das heißt ‚Lass es geschehen‘“, ruft eine Stimme aus den Reihen der Sänger. „Okay, das passt ja auch besser“, sagt Gravenhorst gelassen und greift in die Seiten.

Zum Abschied das Duisburg-Lied

Mit der Gitarre dabei war auch Duisburger Rock-Urgestein Dagmar Albert Horn von der Band Alma Ata. Er sang zum Abschied sein Duisburg-Lied.

Der Kontakt zwischen Horn und Klaes entstand im Juni beim Konzert „Klassik meets MSV Duisburg“ am Stadion. Beide sind bekennende MSV-Fans.

„Ich habe das im Radio davon gehört, dass hier gesungen wird, da habe ich meine Frau im Stich gelassen, mein Instrument geschnappt und bin losgezogen,“ sagt einer der Gitarristen zwischen zwei Liedern: „Super Stimmung hier, oder?“

Beim großen „Na na nana“ von „Hey Jude“ holen die Sänger noch einmal alles aus sich heraus. Die Frauen in der ersten Reihe sehen schon ganz schlapp aus. „Der Herr neben uns singt so gewaltig, das spornt uns richtig an“, sagen sie. Kein Wunder – der mitreißende Sänger ist der Musical-Darsteller Wolfgang DeMarco, dessen Name seit Jahren immer wieder fällt, wenn von der Übernahme des Theaters am Marientor die Rede ist.

„Ihr wart wunderbar, wir hören voneinander“, verspricht Armin Klaes zum Abschied. Die freiwilligen Feuerwehrleute von der Löschgruppe 101 machen fachgerecht das Feuer aus. Vorher müssen sie sich leider noch mit einigen Lagerfeuerliebhabern auseinander setzen, die zwar nicht gesungen, aber umso mehr getrunken haben.