Duisburg. Trotz strömenden Regens trafen sich Samstagabend mehr als 200 Sänger zum ersten Duisburger Weihnachtssingen auf der Duisburger Platte. 2013 möchten die Weihnachtssänger statt auf dem zugigen Bahnhofsplatte vor dem Stadttheater für Stimmung sorgen.

Vom Himmel hoch, da kam der Regen her – als der Hochschullehrer und Dirigent Armin Klaes sich am Samstagnachmittag bereit machte, um auf dem Bahnhofsvorplatz musikalische Weihnachtsstimmung zu verbreiten. „Man muss doch auch mal etwas Verrücktes tun, dabei soll uns das Wetter nicht genieren“, sagte er im Brustton der Überzeugung und kletterte zur besseren Sichtbarkeit auf eine umgedrehte Plastikwanne.

Mitgebracht hatte er ein Rudel Studenten der Uni Duisburg-Essen als Projektchor – allesamt kostümiert mit bunten Rentiergeweihen und Weihnachtsmannmützen. Hinzu kamen jede Menge Windlichter und Textblätter mit bekannten Weihnachtsliedern. Ihnen machte das trist-trübe Wetter offenbar gar nichts aus.

Jeder war sein eigener Schirmherr

Oberbürgermeister Sören Link hatte sich als Schirmherr des ersten Duisburger Weihnachtssingens in seinem schriftlichen Grußwort über die gute Idee zur Aufwertung und Belebung der Bahnhofsplatte gefreut. Er kam zwar nicht selbst, aber bei dem Wetter war ohnehin jeder Besucher sein eigener Schirmherr. Klaes freute sich über 200 ebenso wetterfeste wie sangesfreudige Duisburger Bürger, die gekommen waren. Dann gab er den ersten Einsatz. „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“, stimmte der Chor mit strahlenden Gesichtern an.

Notenblätter glichen Spüllappen

„Ihr klingt ja richtig gut“, befand der Dirigent erfreut, und ging gleich zum „O Tannenbaum“ über. „Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter wenn es schneit“, schallte es durch den Bindfadenregen. „Jetzt machen wir mal Jingle Bells, aber mit ordentlich Schwung und ihr wedelt alle mit den Schirmen“, kommandierte Klaes, der als einziger ohne Regenschutz auskommen musste. Beim Dirigieren sprühte ihm das Wasser von den Ärmeln. Bald sahen seine Notenblätter aus wie ein alter Spüllappen. Dennoch schwang er beherzt die Arme, drehte sich zu den Sängern und gab den Takt vor.

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Um die kunterbunte, aus etwa 200 Schirmen bestehende Wasserrose herum wurde es dann langsam dunkel. Klaes hielt ein Feuerzeug dicht an sein triefend-nasses Notenblattbündel, um den Einsatz zur Stillen Nacht geben zu können: „Durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah“, sangen die Duisburger voller Inbrunst und hielten ihre Windlichter unter den Schirmen fest. „Ist das nicht eine tolle Stimmung hier?!?“, freute sich auch Besucherin Katharina Wernicke, die ihre nassen Füße inzwischen glatt vergessen hatte. „Die Duisburger sind doch total bekloppt, das liebe ich so an meiner Stadt.“

Mit „O du fröhliche“ ging das erste Duisburger Weihnachtssingen auf der Bahnhofsplatte dann zu Ende. „Wie sieht es aus: Seid ihr denn alle im nächsten Jahr wieder mit dabei?“, fragte der pudelnasse Dirigent die fröhlichsten Regensänger seit Gene Kelly. „Na klar!!!“, lautete die vielstimmige Antwort. Wieder hier an der Bahnhofsplatte? Oder lieber am Theatervorplatz, wollte er noch wissen. Die Weihnachtssänger entschieden sich mehrheitlich, 2013 auf den Platz vor dem Stadttheater für Stimmung zu sorgen. Danach beeilten sich alle, dass sie zu Pantoffeln und Tee mit Rum nach Hause ins Trockene kamen.