Duisburg. .
Klaus Kemkes deutet mit dem Finger auf ein Bild an der Wand. Es zeigt den eingerüsteten Turm der katholischen Kirche in Homberg, den sein Vater vor mehreren Jahrzehnten als Dachdeckermeister geschiefert hat. Wer genau hinschaut, sieht links unten auch ein Dreirad.
„Mit dem Transporter war mein Vater damals unterwegs“, erklärt Klaus Kemkes. „Als ich das Bild Ende der 70er Jahre zum ersten Mal gesehen habe, war klar: So etwas wäre auch was für mich.“ Das knatschrote Dreirad Goliath GD 750, Baujahr 1951, mit dem der 60-jährige Homberger seit mehr als dreißig Jahren durch Duisburg fährt, ist längst zum Markenzeichen des Sanitär- und Heizungsmeisters geworden.
Gefährt hat sogar TV-Erfahrung
Das auffällige Gefährt mit großer Ladefläche hat, erzählt Klaus Kemkes, sogar TV-Erfahrung. „Das Dreirad stand lange in der Kulisse bei der Sendung ,3 nach 9`, bevor ich es dann 1979 über Umwege und mit Hilfe eines früheren Bremer Kollegen von der Meisterschule für 300 Mark von einem Händler gekauft habe – in einem ganz schlechten Zustand. Der Motor saß fest, der Tank war voll Sand, dazu kaputte Scheiben, alles verrostet, der Holzrahmen total verfault und der Wagen nur von einer Seite gestrichen.“
Weitere alte Schätzchen gesucht
In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei, drei, vier oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind. Wir suchen weitere „Oldies“ wie die von Klaus Kemkes.
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Zwei Jahre lang schraubt der Homberger an den Wochenenden mit seinem Kumpel Wolfram Hoschke am Dreirad, baut den Holzrahmen selber nach, bis es wieder flott ist. Als Mitglied des Goliath-Veteranen-Clubs Deutschland kommt Klaus Kemkes leichter an Ersatzteile. Sein ganzer Keller ist voll. „Dabei ist das Fahrzeug eigentlich ganz simpel gestrickt. Keine Benzin-, keine Wasserpumpe, keine Hydraulikbremsen und kein Zündverteiler“, so der 60-Jährige, der mit einem Schmunzeln hinzufügt: „Die Zündung stellt bis heute der Wolfram ein...“
Gesprächsthema im Stadtteil
Von 1984 bis 2004 nutzt Klaus Kemkes das Dreirad für seinen Betrieb. Das Gefährt wird schnell zum Gesprächsthema im Stadtteil. Guck mal, der Klempner mit dem Dreirad, heißt es vielerorts nur. „Das war die beste Reklame, die man sich vorstellen konnte.“
Bis heute ist der Homberger mit dem über 50 km/h schnellen Fahrzeug unterwegs und hat nur gute Erfahrungen gemacht. „Wenn du einen Porsche fährst, sind die Leute neidisch. Wenn du mit einem Dreirad vorbeikommst, bist du sofort im Gespräch, da haben alle Spaß. Ich kann den Schlüssel stecken lassen. Da passiert nichts“, erzählt Klaus Kemkes, der noch im Besitz von zwei weiteren alten Schätzchen, zwei weiteren Hinguckern, ist: einen grünen Unimog 411, Baujahr 1959, den er vor 20 Jahren für 600 Mark ebenfalls zu gewerblichen Zwecken von einem Lkw-Fahrer gekauft hat, und ein goldfarbenes Moped Victoria 114, Baujahr 1969. „Das habe ich erst im März von einem Privatmann in Stuttgart für 1250 Euro bekommen. Damit bin ich viel unterwegs“, so der 60-Jährige, der für die Homberger allerdings weiter der Klempner mit dem Dreirad bleibt.