Duisburg.
Die Liebe ist nie ganz erloschen, es hat nur ein bisschen gedauert, die Initialzündung gefehlt, um sie wieder zu entfachen. Wer Walter van Kuilenburgs Begeisterung für seine anthrazit-hellelfenbeinfarbene Kreidler Florett (Baujahr 1964, mit Vier-Gang-Fußschaltung) verstehen will, muss die Zeit ein bisschen zurückdrehen und im Krefelder Stadtteil Gellep-Stratum beginnen.
Dort ist der Hochfelder aufgewachsen. Anfang der 60er Jahre, Walter van Kuilenburg ist 17, sieht er Klassenkameraden, die auf diesen Mopeds durch die Gegend sausen. Und weil Walter van Kuilenburg gerade eine Lehre als Kfz-Mechaniker bei VW in Krefeld macht und sowieso keine Lust mehr hat, die zwölf Kilometer zur Arbeitsstelle täglich mit dem Fahrrad zu meistern, kauft er sich seine erste, gebrauchte Florett.
Zu den Mädchen im Nachbardorf
Wie viel er damals dafür ausgegeben hat, kann er nicht mehr sagen. Was der Hochfelder allerdings noch genau weiß: „Mit meinen 40 Mark, die ich damals im ersten Lehrjahr als so genannte Ausbildungsbeihilfe bekommen habe, wäre ich nicht weit gekommen.“ Aber weil ein angehender Kfz-Mechaniker auch privat ganz gut gefragt ist, bekommt er das Geld irgendwie zusammen.
„Diese Form!“, schwärmt Walter van Kuilenburg. „Und dann auch noch genug Platz, um jemanden mitzunehmen.“ Damals nicht irgendjemanden, wie sich der heute 69-Jährige mit einem Schmunzeln erinnert. „Ich bin mit meinen Klassenkameraden ins Nachbardorf gefahren, um dort die Mädchen anzubaggern...“ Mit dem „schnellsten Moped, was damals auf dem Markt war“, sind die Voraussetzungen dafür nicht allzu schlecht.
Weitere alte Schätzchen gesucht
In unserer neuen Serie präsentieren wir ihnen Menschen mit ihren alten Schätzchen, die auf Duisburgs Straßen unterwegs sind. Ob auf zwei oder vier Rädern. Walter van Kuilenburg macht mit seiner Kreidler Florett, Baujahr 1964, den Anfang.
Wir suchen weitere „Oldies“. Schicken Sie uns Fotos und ein paar Zeilen – entweder an redaktion.duisburg@waz.de oder per Post an: WAZ Duisburg, Harry-Epstein-Platz 2, 47051 Duisburg. Name, Adresse und Telefonnummer bitte nicht vergessen.
„Mit 18, 19 hatte ich dann meine erste Freundin, die dann allerdings bei Regen oder im Winter nicht mehr unbedingt hinten drauf sitzen wollte.“ Walter van Kuilenburg gibt nach und sein Moped ab, fährt fortan ganz solide Auto.
Eine Florett kreuzt lange nicht mehr seinen Weg – bis er 2005 als Rentner die Messe Historicar im Landschaftspark Nord besucht. „Dort habe ich bei einem Händler plötzlich zwei Maschinen gesehen. Erinnerungen an meine Jugend kamen hoch. Ich hatte fast Tränen in den Augen, so angetan war ich.“ Zum spontanen Kauf kann sich Walter van Kuilenburg noch nicht durchringen. Später bekommt er einen Tipp, einen Kreidler-Experten in Kamp-Lintfort aufzusuchen. „Als ich die ganzen Maschinen und das Ersatzteillager gesehen und anschließend mit meiner Frau gesprochen habe, war für mich endgültig klar, dass ich wieder eine Florett kaufen werde.“
In der Eifel abgeholt
Bei Ebay schließlich schlägt der Hochfelder für 430 Euro zu, holt eben jenes Moped mit Vier-Gang-Fußschaltung per Hänger in der Eifel ab und ist erst einmal enttäuscht über den Zustand. Der gelernte Kfz-Mechaniker krempelt die Ärmel hoch und nimmt die Florett bis zur letzten Schraube auseinander. Nach 180 Arbeitsstunden und einer neuen anthrazit-hellelfenbeinfarbenen Lackierung ist sein Lieblings-Moped unter den aktuell drei Kreidler-Maschinen in seinem Besitz fahrbereit – 3,6 PS, bis zu 65 km/h schnell.
Duisburg, aber auch Belgien und Frankreich erkundet Walter van Kuilenburg fortan mit seiner 65 km/h schnellen 3,6-PS-Maschine, schaut mit Freunden beim Kreidler-Treffen in Schrobenhausen in der Nähe von München vorbei und sagt: „So lange meine Gesundheit mitspielt, werde ich Florett fahren.“