Duisburg. Mit seinem schwarzen Mercedes 180 D dreht der Duisburger Jochen Funke immer noch gern eine Runde durch Serm. Der Wagen stammte einst aus dem Bestand der Mannesmann Hüttenwerke und wurde damals von einem Chauffeur gelenkt. Als der Wagen gebaut wurde, war der heute 73-Jährige noch ein Jugendlicher.
Der Anblick ist wie gemalt. Jochen Funke lehnt an der Autotür seines schwarzen Mercedes 180 D, Baujahr 1957, im Hintergrund die weiten Wiesen und Felder an der Grenze zwischen Serm und Mündelheim – die Zeit scheint in diesem Moment stehen zu bleiben. Wer dann auch noch auf den bequemen Sitzen in diesem wunderbaren, alten Schätzchen des 73-Jährigen Platz nehmen darf, wähnt sich endgültig auf einer Reise in die Vergangenheit.
Das alte Röhrenradio von Blaupunkt mit Suchautomatik und den dunkelbraunen Tasten für Langwelle bis UKW funktioniert noch einwandfrei – ebenso wie die Vier-Gang-Schaltung am großen, elfenbeinfarbenen Lenkrad und das Faltschiebedach mit hochklappbarem Windabweiser. „Den Wagen haben wir 1962 gebraucht von den Mannesmann Hüttenwerken gekauft. Das Auto war im allgemeinen Fahrdienst mit Fahrer im Einsatz“, erzählt Joachim Funke.
Sein Vater arbeitete damals als Garagenleiter bei Mannesmann. „Nach fünf Jahren gingen die Wagen weg. Die Familie hat damals zusammengeschmissen, 3600 Mark haben wir bezahlt“, sagt der Sermer, der bei Mannesmann Feinmechaniker gelernt hat und später als Maschinenbautechniker arbeitete.
Er darf den Mercedes überwiegend fahren und geht damit später auch auf Urlaubsreise mit Frau, Sohn und Tochter. „Auf dem Weg nach Spanien und Italien hatten wir sogar einen Wohnwagen hinten dran. Mehr als 80 km/h durften wir dann nicht fahren – mehr ging bei 43 PS aber auch nicht“, erzählt der 73-Jährige und muss schmunzeln. „Das waren schon abenteuerliche Touren, aber wir sind immer wieder zurück nach Hause gekommen...“ Kleine und größere Reparaturen fallen hin und wieder an, „aber Unsummen musste ich nicht in den Wagen stecken“.
450.000 Kilometer gelaufen
Bis Mitte der 80er Jahre war der Mercedes sein Alltagsauto, dann sattelte Jochen Funke auf Golf um, mit dem alten Schätzchen dreht er aber bis heute bei schönem Wetter noch gerne seine Runden durchs Dorf. Ein Hingucker, ohne Frage, auch dann und wann als Hochzeitsauto. 450.000 Kilometer hat der Wagen mittlerweile auf seinem Buckel, aber weiterhin einen Verbrauch von nur acht Litern auf 100 Kilometern, erzählt der Sermer.
Zwei weitere, wunderbare alte Schätzchen hat er noch in seinem Keller stehen: zum einen ein Fahrrad der Marke Victoria Vicky 1, Baujahr 1952, mit Hilfsmotor 40 km/h schnell. Das Rad war früher ebenfalls bei Mannesmann im Einsatz. „Für den Krankenkontrolleur“, erzählt Funke. „Ich hab’s geschenkt bekommen, als ich mit 18 meinen Führerschein gemacht habe und bin damit ein Jahr gefahren.“
Danach gönnte er sich für rund 1800 Mark ein Moped der Marke Victoria Vicky 4 Luxus. „Die Farben, hellblau und elfenbeinfarben, dazu die Weißwandreifen – das macht schon was her“, sagt der 73-Jährige mit sichtbarem Stolz. Täglich ist er damit damals zur Arbeit und zur Abendschule gefahren – bis 1969. Dann heiratete er seine Helga. Und sie findet Mopedfahren bis heute zu gefährlich, erzählt Funke. Er überlegt kurz und sagt dann: „Vielleicht krieg ich meine Frau ja dazu, dass ich das Moped im nächsten Jahr mal wieder anmelde...“
Alte Schätzchen bei der HistoriCar
