Duisburg. Für die Abwicklung des Loveparade-Verfahrens rechnet die Stadt mit zusätzlichen Kosten von 800.000 Euro. Damit sollen unter anderem Honorare für die Verteidiger, die die Mitarbeiter der Stadt vertreten, gezahlt werden. Das Geld soll auch aus Mehreinnahmen bei Bußgeld- und Kostenbescheiden kommen.

Wofür genau die Stadt die einzelnen Steuern und Gebühren ausgibt, lässt sich in der Regel nicht ermitteln: Die Einnahmen sind bekanntlich nicht zweckgebunden. Für eine Stadt, die sich selbst einen strikten Haushaltssicherungsplan auferlegen musste, liegt der Fall anders: Was sie mehr ausgibt, muss sie konkret gegenfinanzieren.

In Folge der Loveparade-Katastrophe kommen auf die Stadt jetzt weitere Kosten zu, die bisher nicht im Haushalt berücksichtigt sind. Denn der Prozess zur Klärung der juristischen Schuld an der Katastrophe steht nach wie vor aus, die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft lässt weiter auf sich warten.

Für die kommenden beiden Jahren kalkuliert man im Rathaus daher mit weiteren Kosten von insgesamt 800.000 Euro. Die zusätzlichen Gelder seien „für die Abwicklung des Loveparade-Verfahrens“ notwendig, heißt es in einem entsprechenden Haushaltspapier. Darunter fallen weitere Honorare für die Strafverteidiger, die die zehn beschuldigten Mitarbeiter der Stadt vertreten, und auch mögliche Ausgaben durch offene Schadenersatzansprüche.

Mehreinnahmen an anderer Stelle

Um die Gelder nicht irgendwo in den ohnehin mehrfach verschlankten Verwaltungsbereichen abknapsen zu müssen, setzt man im Rathaus auf Mehreinnahmen an anderer Stelle: So kommt der Stadtspitze das erst kürzlich geänderte Ordnungswidrigkeiten-Gesetz gerade willkommen, das ihr erlaubt, die Bearbeitungsgebühren bei Bußgeld- und Kostenbescheiden anzuheben. 400.000 Euro pro Jahr erwartet sich die Stadt davon an Mehreinnahmen.

Tausend Lichter im Gedenken an die Loveparade-Opfer

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    Temposünder zahlen neben dem Bußgeld zum Beispiel 25 statt 20 Euro Bearbeitungsgebühr, bei Kostenbescheiden steigt sie von 15 auf 20 Euro. Und wer sein Baum ohne Erlaubnis fällt oder als Wirt gegen das Nichtraucherschutzgesetz verstößt, wird mit einer Gebühr zur Kasse gebeten, die sich prozentual nach dem Bußgeld berechnet.

    Bußgeldgebühr fließt in Taschen der Strafverteidiger

    Das ist seit August überall in Deutschland so geregelt, in Duisburg aber fließt die höhere Bußgeldgebühr konkret und quasi direkt in die Taschen der beauftragten Loveparade-Strafverteidiger.

    Die Nachfrage, wie hoch die Kosten der rechtlichen Vertretung durch externe Anwälte außerhalb des umstrittenen und 637.000 Euro Entlastungsgutachtens bisher sind, ließ die Stadt gestern unbeantwortet.

    Gedenken an die Loveparade-Opfer

    Angehörige der 21 Todesopfer haben sich am  dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe
    Angehörige der 21 Todesopfer haben sich am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...am Magnolienhain in der Innenstadt getroffen.
    ...am Magnolienhain in der Innenstadt getroffen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Mitten unter ihnen: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
    Mitten unter ihnen: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Rund 60 Angehörige sind es, die  vom Hotel in der Innenstadt aufgebrochen sind...
    Rund 60 Angehörige sind es, die vom Hotel in der Innenstadt aufgebrochen sind... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...um  jenen Weg zu gehen, der sie vom Hauptbahnhof über die Friedrich-Wilhelm-Straße und die Düsseldorfer Straße zum Karl-Lehr-Tunnel führt.
    ...um jenen Weg zu gehen, der sie vom Hauptbahnhof über die Friedrich-Wilhelm-Straße und die Düsseldorfer Straße zum Karl-Lehr-Tunnel führt. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Sie gehen fast den identischen Weg, den vor drei Jahren ihre Kinder zurückgelegt haben.
    Sie gehen fast den identischen Weg, den vor drei Jahren ihre Kinder zurückgelegt haben. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. Duisburgs OB Sören Link begleitete die Angehörigen auf diesem Weg.
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. Duisburgs OB Sören Link begleitete die Angehörigen auf diesem Weg. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist.
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Dieser gemeinsame Fußmarsch am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe bedeutet für viele Hinterbliebene nicht nur eine Rückkehr an den Ort der Tragödie. Sie beschreiten in stillem Gedenken auch den Weg zu sich selbst.
    Dieser gemeinsame Fußmarsch am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe bedeutet für viele Hinterbliebene nicht nur eine Rückkehr an den Ort der Tragödie. Sie beschreiten in stillem Gedenken auch den Weg zu sich selbst. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Am Mittwoch, den 24.07.2013 finden in Auf der Suche nach Trost, Antworten und zumindest einem Stückchen inneren Frieden.
    Am Mittwoch, den 24.07.2013 finden in Auf der Suche nach Trost, Antworten und zumindest einem Stückchen inneren Frieden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Während die Hinterbliebenen am Unglücksort trauern, ist der Karl-Lehr-Tunnel für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Familien und Freunde sollen in Ruhe, unbeobachtet von Fernsehkameras und Fotografen der Opfer gedenken können.
    Während die Hinterbliebenen am Unglücksort trauern, ist der Karl-Lehr-Tunnel für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Familien und Freunde sollen in Ruhe, unbeobachtet von Fernsehkameras und Fotografen der Opfer gedenken können. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    An der neuen Gedenkstätte am Unglücksort legten dei Trauernden Blumen und Kränze nieder.
    An der neuen Gedenkstätte am Unglücksort legten dei Trauernden Blumen und Kränze nieder. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Begleitet wurden sie von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Sören Link, die ebenfalls Kränze niederlegten.
    Begleitet wurden sie von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Sören Link, die ebenfalls Kränze niederlegten. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Für alle, die an diesem Tag nicht unter vielen Menschen sein wollen – aber auch nicht alleine in der Wohnung sitzen möchten...
    Für alle, die an diesem Tag nicht unter vielen Menschen sein wollen – aber auch nicht alleine in der Wohnung sitzen möchten... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...hat der Verein Loveparade Selbsthilfe ein gemeinsames Picknick organisiert.
    ...hat der Verein Loveparade Selbsthilfe ein gemeinsames Picknick organisiert. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Duisburgs OB Sören Link und der Ombudsmann für  die Betroffenen der Loveparade, Pfarrer Jürgen Widera.
    Duisburgs OB Sören Link und der Ombudsmann für die Betroffenen der Loveparade, Pfarrer Jürgen Widera. © dpa
    In der Salvatorkirche fand dann zum Abschluss am Abend die offizielle Gedenkfeier statt.
    In der Salvatorkirche fand dann zum Abschluss am Abend die offizielle Gedenkfeier statt. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Die einstündige Zeremonie war gespickt mit Gänsehautmomenten. : Der Atem stockte vielen, als die laut vorgelesenen Vornamen der 21 Opfer im Hall des Kirchenschiffs erklangen. Zu jedem Namen wurde eine Kerze entzündet.
    Die einstündige Zeremonie war gespickt mit Gänsehautmomenten. : Der Atem stockte vielen, als die laut vorgelesenen Vornamen der 21 Opfer im Hall des Kirchenschiffs erklangen. Zu jedem Namen wurde eine Kerze entzündet. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    In seiner Ansprache sagte OB Sören Link: „Niemand kann wieder gutmachen, was am 24. Juli 2010 passiert ist, kann Leid und Verletzungen ungeschehen machen. Aber wir können den Opfern ein würdiges Gedenken schaffen.“
    In seiner Ansprache sagte OB Sören Link: „Niemand kann wieder gutmachen, was am 24. Juli 2010 passiert ist, kann Leid und Verletzungen ungeschehen machen. Aber wir können den Opfern ein würdiges Gedenken schaffen.“ © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Link weiter:
    Link weiter: "Ich wünsche mir für alle Beteiligten, dass das lange Warten auf juristische Klarheit endlich seinen Abschluss findet". Hannelore Kraft übersetzte die Worte für eine spanische Famlilie und sprach vielen anderen Angehörigen Trost und Mut zu. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Die zentrale Botschaft an Hinterbliebene, Verletzte, Traumatisierte und alle Helfer lautete...
    Die zentrale Botschaft an Hinterbliebene, Verletzte, Traumatisierte und alle Helfer lautete... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    "Ihr seid nicht allein!" © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Am Vorabend des Jahrestages hatte der Gründer der Berliner Loveparade, Dr. Motte, bei der
    Am Vorabend des Jahrestages hatte der Gründer der Berliner Loveparade, Dr. Motte, bei der "Nacht der 1000 Lichter" Kritik am Sicherheitskonzept von Lopavent geübt. Der Veranstalter hätte nach größeren Paraden wie in Dortmund sogar mit noch mehr Besuchern rechnen müssen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Am Jahrestag selbst weilte Dr. Motte wieder in Berlin. Unter der Siegessäule hielten sie mit einigen Mitstreitern ein stilles Gedenken für die Opfer Duisburger Loveparade ab.
    Am Jahrestag selbst weilte Dr. Motte wieder in Berlin. Unter der Siegessäule hielten sie mit einigen Mitstreitern ein stilles Gedenken für die Opfer Duisburger Loveparade ab. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Bereits am Vorabend hatten viele Menschen bei der Nacht der 1000 Lichter der Opfer gedacht.
    Bereits am Vorabend hatten viele Menschen bei der Nacht der 1000 Lichter der Opfer gedacht. © dpa
    Mehr als 1500 Betroffene und Bürger dieser Stadt hatten sich an der neu gestalteten Gedenkstätte im Karl-Lehr-Tunnel versammelt, um eines der weißen Grablichter zu entzünden.
    Mehr als 1500 Betroffene und Bürger dieser Stadt hatten sich an der neu gestalteten Gedenkstätte im Karl-Lehr-Tunnel versammelt, um eines der weißen Grablichter zu entzünden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Später gesellten sich auch die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer hinzu.
    Später gesellten sich auch die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer hinzu. © dpa
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