Veranstalter Schaller bezahlte Loveparade-Seelsorge - Vertrauensbruch für Angehörige
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Duisburg. Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller soll die Jahres- und Gedenktreffen der Geschädigten finanziert haben. Betroffene kritisieren, dass sie darüber im Unklaren gelassen wurden. An einem Treffen zur künftigen Betreuung der Loveparade-Geschädigten wird Schaller nicht teilnehmen.
Die Veranstaltungen, Angehörigen-Treffen und die Jahresfeiern in Folge der Loveparade-Katastrophe sollen zum großen Teil von Rainer Schaller finanziert worden sein. Die Betroffenen hätten erst jetzt davon erfahren, kritisierte gestern der Verein der Betroffenen-Initiative LoPa 2010. „Zum Leidwesen des ein oder anderen Betroffenen“ habe Schaller „kräftig in den Topf der Stiftung Notfallseelsorge eingezahlt“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins: „Hätte man diesen Umstand offiziell bekannt gegeben, wäre sicherlich die Teilnehmerzahl der ein oder anderen Veranstaltung überschaubarer geblieben.“
Die Notfallseelsorge habe die finanzielle Beteiligung des Loveparade-Veranstalters Schaller an den Kosten für Treffen, Anreise, Unterbringung und Betreuung gegenüber Betroffenen bisher geleugnet: „Das ist ein enormer Vertrauensbruch“, sagte Vereinsvorstand Jörn Teich. Bislang seien alle Beteiligten davon ausgegangen, dass diese Nachsorge aus den Mitteln von Stadt und Land finanziert wurde. Die mangelnde Transparenz bei der Finanzierung hatte schon zuvor für Kritik gesorgt.
Teil der moralischen Verantwortung
Der Verein, der die Verletzten und Traumatisierten betreut, sowie die Hinterbliebenen-Initiative hatte vor rund zwei Wochen eine Einladung an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, OB Sören Link und die Firma Lopavent von Rainer Schaller geschickt, um bei einem Treffen am 2. November auszuloten, wie die künftige Betreuung der Loveparade-Geschädigten gesichert werden kann.
Die Notfallseelsorge hatte bereits im Sommer angekündigt, sich aus der weiteren Nachsorge zurückziehen zu wollen. Ein Vorgespräch hatte es bereits Anfang des Monats gegeben. Doch Vertreter Schallers hätten Anfang dieser Woche „völlig unerwartet“ abgesagt, so Teich. Die schriftlich eingereichte Begründung: „Rainer Schaller hat von Anfang an und bis zum heutigen Tage die moralische Verantwortung, die er auf seiner Seite sieht, wiederholt in Worten und Taten zum Ausdruck gebracht. Hierunter fällt unter anderem die Unterstützung der Notfallseelsorge, die er auch in Zukunft fortsetzen wird.“
Lösungsmöglichkeiten besprechen
Jetzt gibt es gewaltigen Unmut auf Seiten der Betroffenen und Hinterbliebenen. „Es herrscht große Aufgeregtheit, die ich auch nachvollziehen kann“, sagt der städtische Loveparade-Ombudsmann Jürgen Widera. „Das Treffen wäre eine Chance gewesen, um zu besprechen, wie die Hilfe künftig am Besten zu organisieren ist. Denn es gibt einige Leute, die immer noch nicht ins Leben zurückgefunden haben, davon konnte ich mich selbst überzeugen.“ Zudem sei auch den Hinterbliebenen die Zusage für ein Treffen mit dem Loveparade-Veranstalter schwer gefallen, sie hätten aber „um der Sache willen“ zugestimmt.
Dass Rainer Schaller weiterhin die Notfallseelsorge unterstützen will, die aber gleichzeitig bei der Nachsorge auf dem Rückzug ist, wirft auch für Widera Fragen auf. Man werde sich jetzt dennoch am 2. November mit den Vertretern der Initiativen der Hinterbliebenen sowie der Betroffenen an einen Tisch setzen, um Lösungsmöglichkeiten zu besprechen.
Nach drei Jahren gehe es darum, die Nachsorge „zu institutionalisieren“, sagt Widera: „Die Frage ist: Wer folgt der Notfallseelsorge? Sonst bleiben nur einzelne Akteure.“ Der Pfarrer, der im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt tätig ist und den die Stadt im April zum vermittelnden Ombudsmann berief, sieht in einer Stiftung eines der möglichen Modelle: „Besser als ein Verein könnte es eine Stiftung leisten, für eine breite Akzeptanz zu sorgen.“
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