Duisburg.

Die Nachricht ist zwar bitter, aber nicht weiter überraschend. Die Zahl der Menschen, die in Duisburg die sogenannte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung in Anspruch nehmen müssen, steigt und steigt und steigt. Im letzten Jahr von 6158 auf 6587, sagt Information und Technik NRW.

Eine satte Steigerung von sieben Prozent. Die städtischen Zahlen sind noch etwas höher. 6780 Personen bekamen laut Stadtdirektor und Sozialdezernent Reinold Spaniel zum Stichtag 31. Dezember 2012 Grundsicherung im Alter. Und es werden künftig immer mehr Menschen, die im Alter auf die Unterstützung des Staates angewiesen sein werden.

Arbeitslosigkeit und wenig Gehalt

Die Ursachen für die wachsende Altersarmut liegen auf der Hand, gerade in Duisburg. Es gibt viele Langzeitarbeitslose, viele Teilzeitbeschäftigte und viele Menschen, die lediglich im Niedriglohn-Sektor arbeiten. Da kommt nicht viel zusammen an Beiträgen für die Rente. Das macht sich zwangsläufig im Alter auf dem Konto bemerkbar.

Die Stadt zahlte im vergangenen Jahr 34,3 Millionen Euro für die Grundsicherung im Alter. Im ersten Halbjahr 2013 waren es knapp 18 Millionen Euro, so dass Spaniel bis zum Jahresende mit insgesamt 398 Millionen Euro rechnet. „Wir gehen pro Jahr von einer Steigerung von sechs bis sieben Prozent aus“, so der Stadtdirektor. Geld, das Duisburg bis 2012 aus der eigenen Tasche zahlen musste. Im vergangenen Jahr übernahm der Bund 45 Prozent der Kosten, in diesem Jahr sind es 75 Prozent und im nächsten Jahr werden es 100 Prozent der Nettokosten sein.

"Davon kann man nicht leben"

In der Statistik sind auch Menschen gezählt worden, die „voll erwerbsgemindert“ sind - sprich, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. In Duisburg waren das 4201 Personen, die 65 Jahre und älter waren. Dazu kommen noch einmal 2386 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren.

Zahlen, die zum Beispiel beim Sozialverband VdK am Niederrhein die Alarmglocken schrillen lassen. Der Sozialverband hat errechnet, dass Männer, die eine Erwerbsminderungsrente erhalten, im Schnitt 763 Euro auf dem Konto haben. Frauen bekommen im Schnitt 662 Euro. „Davon kann man nicht leben“, sagt der VdK. Alarmierend sei auch, dass sich die Ursachen für diese Art der Rente drastisch gewandelt haben.

Der Anteil derjenigen, die körperlich erkrankt sind, ist von 40 Prozent auf unter 25 Prozent gesunken, während der Anteil, derjenigen, die wegen einer psychischen Erkrankung eine Erwerbsminderungsrente bekommen, von 20 auf 40 Prozent gestiegen ist. Dabei muss man wissen, dass laut VdK fast 49 Prozent der Anträge bei psychisch Erkrankten zunächst einmal abgelehnt werden.

Abschläge bei der Rente

Da fast alle Betroffenen vor dem 63. Lebensjahr in diese Rente einsteigen, müssen sie Abschläge von bis zu 10,8 Prozent hinnehmen. „Dies führt zu Armutsrisiken“, sagt der VdK.

Im letzten Jahr hatten der Sozialverband und der örtliche Gewerkschaftsbund noch gewarnt, dass sich bis 2020 die Zahl derjenigen, die von ihrer Rente nicht mehr leben können, auf bis zu 20 Prozent der über 60-Jährigen steigern könnte. Und der Paritätische Gesamtverband hatte im Rahmen einer bundesweiten Studie vor zwei Jahren festgestellt, dass nur die Dortmund das Risiko, sein Alter in Armut zu verbringen, größer sei als in Duisburg.