Berlin. Die Hans-Böckler-Stiftung hat eine neue Studie zur Armut in Deutschland veröffentlicht. Danach soll sich die Armut in Großstädten konzentrieren. Die höchste Armutsquote finden sich in Orten mit hoher Arbeitslosigkeit. Die Entwicklungen in Dortmund und Duisburg werten die Autoren als “dramatisch“.
In den deutschen Großstädten gibt es deutlich mehr Armut als im Rest der Republik. Zwischen 2005 und 2011 stieg die Armutsquote in den 15 größten Städten im Schnitt von 17,5 auf 19,6 Prozent, wie eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt. In Leipzig, Dortmund, Duisburg, Hannover, Bremen und Berlin lebt demnach zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Deutlich besser stehen die meisten süddeutschen Städte und Hamburg da, allerdings ist auch dort die Armutsquote zuletzt gestiegen.
Die Wissenschaftler haben Daten für die 15 größten deutschen Städte ausgewertet, in denen knapp 14 Millionen Menschen leben. Sie untersuchten sowohl die Armutsquote als auch die Quote der Bezieher von Sozialleistungen. Die höchsten Armutsquoten finden sich demnach nach wie vor in Orten mit hoher Arbeitslosigkeit. Besonders hoch ist der Anteil armer Einwohner in den ostdeutschen Metropolen, im Ruhrgebiet und in den norddeutschen Städten Bremen und Hannover.
Entwicklung in Dortmund und Duisburg werten die Autoren als "dramatisch"
2011 hatten laut Statistischem Bundesamt 15,1 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik weniger als 60 Prozent des sogenannten bedarfsgewichteten mittleren Einkommens zur Verfügung. Dieser Wert entspricht einem Monatseinkommen von 848 Euro bei Alleinstehenden und markiert die Armutsschwelle.
Leipzig und Dresden haben im Großstädte-Vergleich demnach überdurchschnittliche Armutsquoten, die allerdings niedriger sind als noch vor einigen Jahren. Das gilt besondere für Leipzig, wo 2011 rund 25 Prozent der Bewohner als arm galten. 2009 lag der Wert noch gut zwei Prozentpunkte höher. In Berlin leben der Untersuchung zufolge rund 21 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze, ihr Anteil ist seit 2006 gestiegen.
Die Entwicklung in Dortmund und Duisburg werten die Autoren der Studie als "dramatisch". In beiden Städten sei die Armutsquote zwischen 2005 und 2011 jeweils um etwa ein Drittel auf gut 24 und 23,5 Prozent gestiegen. In Duisburg verarme die "Stadt als Ganzes", heißt es in der Studie. Die dritte Reviermetropole Essen steht bei der Armutsquote demnach zwar etwas besser da. Allerdings brauchen rund 30 Prozent der Kinder unter 15 Jahren öffentliche Unterstützung. In Köln liegt die Armutsquote bei rund 20 Prozent und in Düsseldorf bei 19,2 Prozent.
Süddeutsche Großstädte haben deutlich geringere Armutsprobleme
In Hamburg ist die Quote beim Bezug von Sozialleistungen laut Studie in den vergangenen Jahren kräftig gesunken. Die Armutsquote liege geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt. Deutlich höher ist der Anteil armer Einwohner demnach in Bremen und Hannover. Hier stieg die Armutsquote zuletzt an, während der Bezug von Sozialunterstützung leicht abnahm.
Süddeutsche Großstädte haben meist deutlich geringere Armutsprobleme als die Metropolen in anderen Landesteilen. In München ist die Armutsquote zwar zuletzt ebenfalls leicht gestiegen, sie liegt aber mit rund zwölf Prozent noch klar unter dem Bundesdurchschnitt. Stuttgart liegt mit einer Armutsquote von 15,1 Prozent genau im Bundesmittel. Allerdings stieg der Wert seit 2005 um 2,1 Prozentpunkte. In Frankfurt am Main waren 2011 knapp 16 Prozent der Menschen arm. Die höchste Armutsquote unter den Süd-Großstädten weist demnach Nürnberg auf: Knapp 20 Prozent der Bevölkerung gelten als arm. (afp)