Duisburg. . 60.000 Menschen in der Bundesrepublik sterben jährlich aufgrund der Luftverschmutzung, weitaus mehr als im Straßenverkehr. Diese Rechnung macht Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte, auf.

60.000 Menschen in der Bundesrepublik sterben jährlich aufgrund der Luftverschmutzung, weitaus mehr als im Straßenverkehr. Diese Rechnung macht Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte, auf.

Er kämpft gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Naturschutzbund mit der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ für bessere Luft – vor allem im Ruhrgebiet. Besonders gefährlich: Die Rußpartikel durch ältere Dieselfahrzeuge. „90 Prozent der Emissionen in einer Straßenflucht sind Rußpartikel obwohl sie nur einen Massenanteil von 20 Prozent darstellen.“ Und: „25 Prozent der alten Fahrzeuge verursachen 75 Prozent der Emissionen.“

Dringend, so hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“, sollten nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in der Umweltzone fahren. Die Auswirkungen seien schnell messbar, sagte Friedrich. Verglichen mit Berlin, wo bereits seit 2010 nur noch Autos mit grüner Plakette fahren dürfen, seien die Werte in Duisburg viermal höher. Für die Umweltschützer ein eindeutiges Anzeichen, welche Wirkung die Umweltzonen haben können.

Umweltverbände beklagen Mangel an lokalen Konzepten

Doch für eine Stadt wie Duisburg reiche dies nicht: Feinstaub werde auch von der Industrie und von Schiffsdieselmotoren verursacht. Und auch die alten Loks der S-Bahnen tragen ihren Teil dazu bei. Dabei seien Rußpartikelfilter längst nicht so teuer und deutsche Technik führend. „99,9 % der Rußpartikel können gefiltert werden“, sagte Friedrich.

Risiko durch Rußpartikel

Rußpartikel, so Verkehrsexperte Friedrich, können derart klein sein, dass sie über die Lunge in die Blutbahn geraten. Sie können so vermehrt zum Herzinfarkt führen.

Er spreche sich nicht gegen das Transportwesen an sich aus, so Friedrich weiter, fordert aber Filter: „Wir brauchen das Transportwesen, aber muss es denn dreckig sein?“

Die Umweltverbände beklagen, dass es im Ruhrgebiet keine lokalen Konzepte gebe, um in Städten wie Berlin oder Hannover die Menschen ausreichend zu schützen. Mehr Fahrradwege, mehr Öffentlicher Personennahverkehr – angetrieben von sauberen Motoren – Vorschriften, dass Binnenschiffer sich am Liegeplatz ans Stromnetz anschließen statt den Diesel laufen zu lassen, dazu weitere Umweltschutzauflagen für die Industrie lauten die Forderungen der Umweltverbände. Ebenfalls im Blickpunkt: Baumaschinen, die bislang von den Auflagen ausgenommen sind.

Polschmelze zur Hälfte durch Rußpartikel verursacht

Dass die Europäische Union aus ihren Warnungen vor Geldbußen bei weiteren Verstößen gegen die Auflagen zur Verbesserung der Luftqualität ernst mache, habe die Stadt Leipzig zu spüren bekommen. „50.000 Euro Strafe – am Tag“ reichten Bund und Land an die Kommune weiter. Erst dann habe man auch dort gehandelt.

Weniger Rußpartikel bedeute zudem ein Schutz des Klimas: Das Abschmelzen der Pole sei zur Hälfte von Rußpartikeln verursacht, die kalten Winter hier eine Folge.