Vertreter der Opfer der Loveparade-Katastrophe vom 24. Juli 2010 sehen auch bei OB Sören Link (SPD) mehr und mehr die Tendenz, die Verantwortung der Stadt Duisburg an dem verheerenden Geschehen zu vertuschen und Konsequenzen daraus zu scheuen. Das wurde bei einer Diskussion mit dem OB deutlich, zu der jetzt von Seiten der Opfer in den Kleinen Prinzen eingeladen wurde.

Damals hatte es bei der Massenveranstaltung auf dem Güterbahnhof-Gelände 21 Tote und über 500 teils schwer Verletzte gegeben. Weil OB Adolf Sauerland (CDU) es abgelehnt hatte, die Verantwortung für die Katas­trophe zu übernehmen, hatten die Wähler vor einem Jahr Link statt seiner gewählt. Link hatte einen Neuanfang beim Umgang mit dem Thema angekündigt.

Opfer-Anwalt Julius Reiter hielt Link jetzt vor, bis heute alle städtischen Bediensteten, gegen die in Sachen Loveparade von der Staatsanwaltschaft ermittelt wird, auf ihren Dienstposten gehalten zu haben. Ausnahme: der 2011 in Pension gegangene Beigeordnete Jürgen Dressler. „Das ist ein Akt der politischen Hygiene“, so der Jura-Professor, „die Leute umzusetzen, weil sonst das Vertrauen weg ist.“ Reiter warf Link zudem vor, den Fall der nachträglich „gesäuberten“ E-Mail-Postfächer der beiden verantwortlichen Beigeordneten Dressler und Wolfgang Rabe nicht untersuchen zu lassen.

Journalist Lothar Evers hielt Link vor, die Strategie der Desinformation, die sein Vorgänger betrieben habe, nicht durchkreuzt zu haben. Im Auftrag des OB hatte eine Düsseldorfer Anwaltskanzlei damals der Stadt eine fehlerfreie Loveparade-Planung bescheinigt. „Das geradezurücken, ist überfällig“, so Evers. Schließlich bestreite niemand mehr, dass die Veranstaltung nie hätte genehmigt werden dürfen.

Verheerend sei bis heute auch, dass die Stadt die Abwicklung von Ansprüchen der Opfer auf die Versicherung des Loveparade-Veranstalters Lopavent abgewälzt habe. Der verantwortliche Beigeordnete Rabe sei immer noch zuständig. „Auch im Namen der Stadt wurden der Mutter einer Getöteten ganze 2000 Euro Entschädigung angeboten“, so Evers. Mehr sei ihr ein Menschenleben nicht wert. Die Unfallkasse des Landes zahle das Zehnfache. „Warum wird das im Rat der Stadt nicht diskutiert?“, fragte er. „Das passt alles mit Neuanfang nicht zusammen“, bilanziert Anwalt Reiter.