Duisburg.
Der Hochfelder Asphalt sieht rot – rote Borsten in diesem Fall. Hunderte Helfer, im besten Fall mehr als tausend, haben sich mit Besen versorgt und fegen, was das Zeug hält. Schließlich wollen sie mit ihrem Einsatz einen Weltrekord aufstellen, zu dem die Firma „Im-Mobilis“ aufgerufen hat. Und ganz nebenbei wird der Stadtteil auf Hochglanz gebracht. Die meisten identifizieren sich mit dem Motto der Veranstaltung: „Nicht meckern, selber fegen.“
Alle kehren ehrenamtlich
„Notruf“ am Böninger Park: Die Besen sind alle ausgeteilt, Nachschub muss her. Kurze Zeit später kommt Entwarnung: 50 weitere Besen sind unterwegs. Herwig Vißer ist einer der Freiwilligen. „Es bringt doch nichts, immer nur auf die Stadt zu schimpfen“, findet er. Gemeinsam mit seinem Nachbarn Kosta Moraitis kehrt er ein paar Scherben und noch mehr Kippen zusammen. Sie haben eine Runde gedreht und dabei ihren Müllsack randvoll gemacht. Auch an der Wanheimer Straße finden die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp und Katharina Junk vor allem Zigarettenstummel. „Es kommen viele vorbei und fragen ganz interessiert, warum wir hier fegen und ob wir dafür Geld bekommen“, erzählen die beiden lächelnd. Wenn sie sagen, dass sie alles ehrenamtlich machen, kommt Lob. Helfen tun nur wenige.
Auch Bernhard Armbruster, Hausbesitzer in Hochfeld, weiß, dass man die meisten nur schwer überzeugen kann. „Viele Mieter hängen am Fenster und schauen zu. Aber auf die Idee, mitzumachen, kommen sie nicht.“ Ingrid Baer, Geschäftsführerin der „Offensive für ein sauberes Duisburg“, gibt sich denn auch keinen Illusionen hin: „Wahrscheinlich sieht es morgen wieder genauso aus.“ Lisa Schellewald, die sich oft Sprüche von ihren Freunden anhören kann, weil sie ausgerechnet nach Hochfeld gezogen ist, macht trotzdem gerne mit. „Vielleicht ist die Hemmschwelle höher, Müll auf die Straße zu schmeißen, wenn es sauberer ist.“
Auf dem Brückenplatz schwingen Frank Hutmacher, Klaus Likus und ein paar Kumpel den Besen. Sie verbringen einen Großteil des Tages auf den Bänken, trinken dort ihr Bier – und mögen es gerne sauber. „Wir räumen unsere Pullen immer weg. Die Anwohner schmeißen ihren Müll aus dem Fenster“, betont Klaus Likus. Frank Hutmacher weiß: „Hier laufen manchmal Kinder und Hunde rum. Das muss doch nicht sein, dass dann hier Scherben liegen.“ Sein Vorschlag: Die Stadt sollte wieder Zwei-Euro-Kräfte einstellen, und die könnten dann in Hochfeld für Sauberkeit sorgen.