Duisburg. Nach mehreren Monaten auf Probe haben die Gremium-Rocker in Duisburg nun ein vollwertiges Chapter. Der größte deutsche Motorradclub war an Rhein und Ruhr bislang unauffällig. Allerdings besuchte jüngst eine Gremium-Delegation Satudarah in Rheinhausen. Hinter der Party zur Einweihung des Gremium-Clubhauses am 22. Juni in Meiderich stehen indes mehrere Fragezeichen.
Die Lage in der westdeutschen „Rocker-Hauptstadt“ Duisburg wird immer unübersichtlicher. Die Hells Angels belebten ihre offizielle Duisburger Clubfiliale im Mai erst wieder, und jetzt ist auch noch der größte deutsche Motorradclub in Duisburg durch ein „Chapter“ vertreten: der schwarz-weiße Gremium MC.
Das Landeskriminalamt zählt Gremium wie Hells Angels, Bandidos, Satudarah und Outlaws zu den „Outlaw Motorcycle Gangs“ (OMCG) – also zu den gewaltbereiten Gruppen, die sich selbst als „Onepercenter“ bezeichnen. Die Duisburg-Filiale der Vereinigung hatte bislang lediglich Anwärter-Status. Nun aber wird die Gruppe auf www.gremium.de als vollwertiges Chapter vorgestellt und plant eine Party zur Einweihung ihres Clubhauses in Meiderich am 22. Juni.
Mehr Arbeit für die Polizei
Auch wenn die Duisburger Gremium-Rocker bislang nicht durch Straftaten im „Rockerkrieg“ aufgefallen sind, bedeutet ihr Vorstoß „auf jeden Fall mehr Arbeit“ für die Polizei, sagt Polizeisprecher Ramon van der Maat: „Wir müssen die im Blick haben.“
Zumal der Gremium MC mit Bandidos und Satudarah eines gemeinsam hat: Er lehnt die Hells Angels ab. Sie stehen den Rot-Weißen je nach Region und persönlichen Beziehungen kritisch bis feindlich gegenüber. Obendrein hat das von jungen Türken und Migranten gegründete, ortsunabhängige Gremium-Chapter „Nomads Bosporus Türkiye“ diese Woche auf Facebook ein Foto von seinen Mitgliedern in Kutte veröffentlicht, das gegen eine neutrale Haltung der Neuankömmlinge spricht: Drei Gremium-Rocker posieren darauf im Duisburger Satudarah-Clubhaus vor dem Slogan „Welcome to the black and yellow nation“.
Der neue Duisburger Satudarah-Vizepräsident Jan „Miamia Gianni“ Sander, Autor des Buches „Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels“, war früher übrigens selbst im Gremium-Chapter „Bosporus West“ aktiv. Das hatte seine Gründung Anfang 2012 auf der Trabrennbahn Dinslaken gefeiert, sich aber noch im selben Jahr wieder aufgelöst.
Gremium auf Expansionskurs, „United Tribuns" in Duisburg
Als im März 2013 die Moerser „Freeway Riders“ geschlossen zum Gremium Motorcycle Club wechselten, wertete LKA-Ermittler Thomas Jungbluth diesen „Patch over“ noch nicht als strategischen Zug im Rockerkrieg. Und dass die Rocker, die auf ihrer Kutte die durch eine Wolke stoßende Faust tragen, in Süd- und Ostdeutschland in der Vergangenheit mehrfach mit Hells Angels aneinandergerieten, war für den Szenekenner nicht automatisch Zündstoff für die raue Szene an Rhein und Ruhr. In Nordrhein-Westfalen ist Gremium bislang auch nicht durch Gewalttaten aufgefallen. Dabei ist der Club hier durch etwa 200 Mitglieder und nunmehr elf Chapter vertreten, etwa in Köln, Krefeld, Viersen und Mönchengladbach. Die ehemaligen Freeway Riders aus Moers haben übrigens noch immer den Status eines „Prospect Chapters“.
In Duisburg, so schätzt Polizeisprecher van der Maat, sind zurzeit etwa 200 Rocker der verschiedensten Motorrad- und Unterstützerclubs aktiv. Wobei auch Bandidos und Hells Angels aus dem Umland regelmäßig die hiesigen Treffpunkte und das Rotlichtviertel ansteuern, das die Polizei als einen Grund für Duisburgs Anziehungskraft auf die Rocker betrachtet. Als Türsteher und Sicherheitsleute sind im Duisburger Milieu zudem einzelne Mitglieder der „United Tribuns“ aktiv. Die Vereinigung aus Kampfsportlern und Türstehern – die Polizei spricht wie bei im Falle der „Black Jackets“ von einer „rockerähnlichen Gruppe“ – wurde 2004 in Süddeutschland gegründet. In Duisburg seien die Tribuns jedoch bislang „nicht auffällig geworden“, so van der Maat.
Vermieter soll Gremium Duisburg gekündigt haben
Seine Kollegen werden Mitglieder und Gäste aus dem Gremium-Umfeld dagegen möglicherweise am Samstag, 22. Juni, in Augenschein nehmen: Dann will Gremium an der Obermeidericher Straße 181 sein Clubhaus eröffnen. Besucher der Gremium-Party in Moers kontrollierte die Polizei Wesel im März mit einem Großaufgebot. Die Strategie der nordrhein-westfälischen Polizeibehörden, die Szene durch Razzien und Kontrollen unter Druck zu setzen, spricht ebenfalls für Personenkontrollen in Obermeiderich.
Gremium MC Treffen in Moers
Hinter dem Einsatz steht trotzdem ein Fragezeichen: Der Vermieter der Duisburger Gremium-Rocker soll diesen bereits wieder gekündigt haben. Auch die zuletzt geplante Fete in Meiderich war offenbar geplatzt: Die „Kleine Baustellen Party“ vom 26. April ist die einzige Feier im Event-Kalender der Gremium-Website, die nicht durchgestrichen wurde. Der Road Captain der Truppe wollte auf Anfrage keine Auskunft geben.