Essen. Die Polizei spricht von einem “wirkungsvollen Einbruch in die Rockerszene“: Erstmals haben Rocker gegenüber den Beamten der Task Force Rocker in Berlin ihr Schweigen gebrochen. Fünf bis sechs Personen hätten über eigene Taten und die ihrer “Brüder“ ausgepackt, heißt es in einem Medienbericht.
Für polizeiliche Ermittlungen ist das Schweigegelübde unter Rockern bisher ein schwer zu überwindendes Hindernis. Jetzt glauben Berliner Fahnder, das Omerta-Versprechen der Motorradbanden nachhaltig geknackt zu haben.
Der Chef der Task Force Rocker in der Hauptstadt, Oberstaatsanwalt Jörg Raupach, hat sich in „Deutsche Polizei“, der Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (GdP), geäußert. Unverhohlen gibt der Jurist dort zu: „Allein die Tatsache, dass wir das generelle Schweigen von Rockern bei Verhören nach Straftaten aufgebrochen haben, ist positiv“.
Der 51-jährige erzählt Details: „Mittlerweile konnten wir fünf bis sechs Personen dazu bringen, nicht nur über ihre eigenen Taten zu reden, sondern auch über jene ihrer sogenannten Brüder“. Bemerkenswert findet Raupach auch, „dass diese Personen sogar einen Ausstieg aus der Szene ernsthaft überlegen“ – ein „wirkungsvoller Einbruch in die Szene“ sei das ganze: „Etwas, das bisher nicht da war“.
Berliner Rockerszene gilt als gewalttätig
Die Berliner Rocker-Szene gilt als ebenso gewalttätig wie die im Ruhrgebiet. Sie ist überdies genau so von Seitenwechseln zwischen den Banden geprägt. Ende letzten Jahres saßen 28 Rocker in Haft. Im Sommer, kündigte Raupach in dem GdP-Blatt an, werde der nächste große Prozess um das Milieu eröffnet – wegen der Schüsse auf einen bekannten Berliner Hells Angel-Boss im Stadtteil Hohenschönhausen.
Razzia gegen Rocker in Mülheim
In der gleichen Zeitschrift mahnte der Vorsitzende der Konferenz der Innenminister der Länder, Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), vor einem „massiven Aufrüsten innerhalb der Szene“. In dem Zusammenhang nannte er die aus den Niederlanden kommenden Satudarahs, die versuchten, in NRW ihren Einflussbereich auszudehnen. Pistorius gab deshalb seinem NRW-Kollegen Ralf Jäger (SPD) Rückendeckung: „Die Polizei wird keine rechtsfreien Räume dulden“.