Duisburg. Neue Unruhe in der Rockerszene an Rhein und Ruhr: Dienstagnacht feuerten Unbekannte in Rheinhausen mindestens 14 Schüsse auf das Vereinsheim des Satudarah Motorcycle Club ab. Verletzt wurde niemand. Anwohner sahen ein schwarzes Auto davonfahren. Nach der Verhaftung der beiden Satudarah-Chefs „Ali Osman“ und Baris T. im April führt mittlerweile eine neue Spitze das Chapter.
Im Duisburger "Rockerkrieg" sind Dienstagnacht erneut Schüsse gefallen: Gegen 1.20 Uhr rissen mindestens 14 Schüsse im Wohngebiet an der Rheinhauser Friedrich-Ebert-Straße die Anwohner aus dem Schlaf. Unbekannte feuerten auf das Clubhaus des Satudarah Motorcycle Club.
Bei der Spurensicherung entdeckten die Ermittler sechs Einschusslöcher im Gebäude, mehrere Kugeln vom Kaliber neun Millimeter durchschlugen die Fensterscheiben des Vereinsheims. Das Satudarah-Quartier ist an der Friedrich-Ebert-Straße 86 im Erdgeschoss eines mehrstöckigen Wohnhauses untergebracht. Augenzeugen berichten, die Inneneinrichtung des Satudarah-Chapters "Clown-Town" sei beim Anschlag teilweise zerstört worden. Personen hielten sich zum Tatzeitpunkt nicht in den Räumen auf, sagte Polizeisprecherin Daniela Krasch.Ihre Kollegen fanden am Tatort in Rheinhausen allein acht Patronenhülsen auf dem Gehweg.
Anwohner berichteten den Ermittlern, nach den Schüssen eine dunkle Limousine mit getönten Scheiben auf der Straße gesehen zu haben. Der Wagen soll in Richtung der Feuerwache an der Friedrich-Ebert-Straße 1 davongefahren sein. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise unter der Telefonnummer 0203/2800.
Handgranaten-Anschläge, Massenkeilerei und Warnschüsse
Bereits Mitte Februar hatten Unbekannte aus einem Wagen heraus fünfmal auf das Gebäude des bislang einzigen Satudarah-Chapters in Deutschland geschossen, am Tag darauf schlugen 12 Kugeln in einem Kiosk in Beeck ein. In der Szene der gewaltbereiten Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG) gelten solche Anschläge als Warnschüsse. Vier Tage zuvor hatten sich Rocker der verfeindeten Gangs Satudarah und Hells Angels bereits eine Massenschlägerei auf der Friedrich-Ebert-Straße geliefert. Nach dem Gewaltausbruch und den Warnschüssen war die Auseinandersetzung zwischen Satadurah und den Höllenengeln eskaliert, die Polizei sicherte die Zufahrt zum Satudarah-Quartier in Rheinhausen zeitweise mit einem Großaufgebot und einem Panzerwagen.
Um die Rocker mit dem doppelköpfigen Indianerhäuptling auf der Kutte war es nach der Verhaftung ihrer Vereinsspitze aber ruhiger geworden: Spezialkräfte der Polizei hatten bei einer Razzia am 9. April das Vereinsheim des Motorradclubs Satudarah gestürmt sowie Wohnungen von Mitgliedern der Bande in Duisburg und den Niederlanden durchsucht. In der Wohnung des Satudarah-Präsidenten Yildiray K. („Ali Osman“) fanden die Einsatzkräfte ein Sturmgewehr, Typ AK-47. Er und der ehemalige Vize-Präsident Baris T. sitzen seither in Untersuchungshaft.
Inhaftierter „Ali Osman“ nicht mehr Clown-Town-Präsident
Im Zuge eines größeren Ermittlungsverfahrens wegen Drogen- und Waffenhandels hatte die Duisburger Staatsanwaltschaft gegen K. und seinen Komplizen Haftbefehle erwirkt. Das Ermittlungsverfahren, so Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch, richte sich „gegen eine größere Anzahl von Personen", darunter anscheinend auch etliche aus dem Umfeld des Satudarah-Clubs.
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Die nationale niederländische Staatsanwaltschaft äußerte nach der konzertierten Aktion den Verdacht, dass die niederländischen Satudarah-Rocker ihren deutschen Ableger mit „zehntausenden Extasy-Pillen und kiloweise Marihuana“ beliefert haben sollen.
Im Mai erst gaben sich die Duisburger Satudarahs eine neue Spitze. Jan „Miami Gianni“ Sander ist seither nach eigenen Angaben neuer Vize. Wer „Ali Osman“ als Präsident der Gang folgt, gab diese bislang nicht bekannt. Der inhaftierte „Ali Osman“ jedenfalls, so Sander, sei fortan Deutschland-Chef des niederländischen MC, der die Hells Angels zwar immer wieder mit Plänen für Satudarah-Chapter in Düsseldorf, Krefeld und Kleve provozierte, bislang aber nur in Duisburg vertreten ist.
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Dort hatten sich im Mai 2012 Rocker der Rheinhauser "Brotherhood Clown-Town" dem größten niederländischen Club angeschlossen, dessen Mitgliedern niederländische Ermittler organisierte Kriminalität vorwerfen. Auch Bandidos aus der Region feierten damals beim Barbecue mit. Im August 2012 detonierten Handgranaten in einem Gebäude der Hells Angels in Rumeln-Kaldenhausen und in einem Wettbüro, das dem Umfeld der Höllenengel zugerechnet wird. Wenige Tage vor seiner Verhaftung im April hatte Satudarah-Chef "Osman" seinen Club in der RTL-Sendung Stern TV vorgestellt – und dabei behauptet, er und sein Club wollten vor allem eines: Motorrad fahren.