Duisburg. Die Duisburger Schulpolitik sieht sich mit der Zuwanderung aus Südosteuropa, neuen Brandschutzrichtlinien, Raumnot und Lehrermangel konfrontiert. 268 Schulkinder können zurzeit nicht richtig unterrichtet werden. In einem ersten Schritt sollen Migrantenkindern zumindest Sprachkurse besuchen.

Gleich mehrere Fakten, die zeitlich zusammentreffen, stellen Duisburgs Schulpolitik vor eine große Herausforderung: Der anhaltende Zuzug von Zuwanderern aus Südosteuropa, die durch neue Brandschutzrichtlinien entstehende Raumnot an Schulen und die starre Haltung der Landesregierung, nicht mehr Lehrer nach Duisburg zu schicken. 268 schulpflichtige Kinder und Jugendliche können deshalb zur Zeit nicht so unterrichtet werden, wie es eigentlich notwendig wäre. Das wurde am Dienstag im Schulausschuss deutlich.

80 Zuwandererkinder können zumindest durch erste „Schulersatzmaßnahmen“ drei Stunden täglich an einem Sprachkurs teilnehmen. „Unser Ziel ist, dass alle Kinder zumindest an den Sprachkursen teilnehmen können, aber es gibt viele Hürden“, sagte Elisabeth Pater, Leiterin des Referats zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien/RAA. Den Sprachunterricht erteilen Junglehrer, die nach dem Examen auf eine Anstellung warten.

Zuwanderung nach Duisburg wird weiter anhalten

Die Bereitschaft von Grundschulen wie weiterführenden Schulen, Räume und Lehrkräfte für den Unterricht bereitzustellen, wächst zwar, doch gleichzeitig werde nach Prognosen auch die Zuwanderung von Familien nach Duisburg noch weiter anhalten. „Wenn der Trend anhält, müssen wir für 400 bis 600 Kinder neue Schulplätze schaffen“, so Elisabeth Pater. Bereits jetzt seien 700 Kinder und Jugendliche (darunter sind auch andere Nationalitäten) in Vorbereitungsklassen, die ihnen den Einstieg in den Regelunterricht ermöglichen sollen. Doch das dauere normalerweise zwei Jahre. Allein in diesem Jahr seien 500 neue Schüler in Vorbereitungsklassen aufgenommen worden.

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Werner Fuchs von der Schulaufsicht sieht Duisburg in der Zwickmühle: „Hier stoßen zwei Rechtsgüter aufeinander: die Schulpflicht und der Anspruch auf Regelunterricht.“ Letzterer könnte eingeschränkt werden, wenn keine andere Lösung (mehr Lehrer und passende Räumlichkeiten) gefunden werde, um alle schulpflichtigen Kinder zu unterrichten und so zu integrieren. Der Schulträger (die Stadt) alleine sei überfordert.

Zusätzliche Lehrerstellen beantragt, aber noch nicht genehmigt

Zusätzliche Lehrerstellen, hieß es im Ausschuss, seien beantragt. Eine Entscheidung stehe noch aus. Doch im Schulministerium sei man dazu nicht bereit. Sollte es tatsächlich zu einer Einschränkung des Regelunterrichts kommen, fürchtet Schulpolitiker Heiko Blumenthal (SPD), dass dies „sicher nicht zu mehr Akzeptanz der Zuwanderer in der Bevölkerung führt“. Auch der Sprecher der Stadtschulpflegschaft, Frank Jakobs, sieht die „Elternsolidarität in Gefahr“.

Trotz aller Schwierigkeiten seien die Schulersatzmaßnahmen gut angelaufen, sagte Ratsfrau Barbara Laakmann (Die Linke), die selbst Schulleiterin ist: „Es ist beeindruckend zu sehen, mit welch großem Interesse Väter ihre Kinder zur Schule bringen.“ Auch die Erwachsenen würden immer wieder nach Sprachkursen fragen. „Es ist ein ganz anderes Bild der Zuwanderer als das, das der Öffentlichkeit von den Medien kommuniziert wird.“ Brigitta Kleffken (Schulaufsicht) stimmt ihr zu: „Viele Zuwandererkinder sind sehr engagiert und neugierig. Die einseitige Presseberichterstattung schürt die Vorurteile.“

Um zumindest die Lehrerversorgung in dieser speziellen Situation zu erhöhen, fordert der Schulformsprecher der Grundschulen, Martin Fey, eine Umverteilung der Lehrerstellen in Nordrhein-Westfalen.