Duisburg.

Es gibt keine Chance, dass auch nach 2013 in Duisburg noch Schienen produziert werden – das zumindest ist die feste Überzeugung von Hans Pfeiler, Chef der TSTG-Mutter Voestalpine-Schienentechnik.

Dafür gebe es ein ganzes Bündel von Gründen, vom europäischen Schienenmarkt bis zur Einbindung des Bruckhausener Werkes in die Vormaterialproduktion bei den Nachbarn Thyssen-Krupp und Arcelor-Mittal.

Der Schienenmarkt in Europa sei gekennzeichnet, so Pfeiler gestern im Gespräch mit der WAZ, von erheblichen Überkapazitäten bei gleichzeitiger Konzentration der Fertigung auf immer weniger Hersteller: „Es gibt ein Hauen und Stechen.“ Dazu komme, dass einige nationale Märkte nicht für alle Anbieter so offen sind wie der deutsche: „Hier ist die Spielwiese für alle.“ Mit der Folge, dass um die begehrten Aufträge der Deutschen Bahn mit nicht kostendeckenden Angeboten gebuhlt wird.

Keine Interessenten in Sicht

Das habe auch die TSTG in den letzten Jahren gemacht, und zwar „ganz bewusst“, um in Bruckhausen Beschäftigung zu sichern. Pfeiler: „Diese Aufträge konnten nur mit Unterstützung des Konzerns geholt werden.“ Heißt: Man zahlte drauf. Die Beschäftigung bei der TSTG, sagt der Schienenchef, sei „verbunden mit massiven Verlusten“.

Dazu komme, dass Konkurrenten mit eigener Vormaterialbasis anders kalkulieren könnten als die TSTG, die vom Nachbarn Arcelor-Mittal mit Stahl beliefert wird. Arcelor-Mittal ist seit einigen Jahren aber vom Lieferanten zum Eisenbahn- und Schienenproduzenten mit zwei Werken in Europa geworden. Pfeiler: „Plötzlich waren wir Konkurrenten.“

Der Nachbar aus Ruhrort habe schon 2001 ein Vorkaufsrecht auf die frühere Schienenproduktion von Thyssen nicht genutzt und sei auch jetzt nicht an Erwerb interessiert. Andere laut Pfeiler aber auch nicht: „Es gibt niemanden.“ Auch die Deutsche Bahn oder ein anderes Bahnunternehmen kommen nach seiner Einschätzung nicht als Betreiber in Frage: „Es gibt keinen Schienen-Abnehmer, der die TSTG braucht.“

Keine Alternative zur Schließung

Konsequenz aus Sicht des Schienenchefs: Es gibt keine Alternative zur Schließung zum Jahresende, aber die Pflicht, jetzt Lösungen für die 340 Beschäftigten zu finden. „Der Konzern wird sich nicht lumpen lassen“, versicherte Pfeiler. Experten zufolge müsse der Konzern rund 35 bis 40 Mio. Euro für den Sozialplan und die Werkschließung zur Verfügung stellen. Jetzt gehe es darum, sich gemeinsam mit der Belegschaft und dem Betriebsrat um Ersatzarbeitsplätze und Qualifizierung zu kümmern.

Pfeiler ist sicher, einen hohen Anteil der Beschäftigten bei Unternehmen im unmittelbaren Umfeld von TSTG-Schienentechnik unterbringen zu können. Etwa 50 Mitarbeiter könnten die Altersteilzeit nutzen. Ein Personaldienstleister werde eingeschaltet, um möglichst für jeden einzelnen Mitarbeiter eine Lösung zu finden.