Duisburg. . Arcelor-Mittal investiert 95 Millionen Euro in seine neue Drahtstraße in Ruhrort - ein Neubau, der Duisburg verändern wird. Denn die Verlagerung der bisher in Hochfeld ansässigen Produktion schafft Platz für den Rheinpark, für Wohnen, Büros und viel Grün unmittelbar am Strom.
Schlafbaustellen gibt’s woanders: Bei Arcelor-Mittal in Ruhrort wird in zwei Schichten gebaut, Tag für Tag sind 900 Mann auf der Baustelle, um die neue Drahtstraße termingerecht fertigzustellen.
95 Mio Euro investiert das Unternehmen in einen Neubau, der Duisburg verändern wird. Denn die neue Drahtstraße in Ruhrort ermöglicht die Verlagerung der bisher in Hochfeld ansässigen Produktion, womit wiederum Platz wird für den Rheinpark, für Wohnen, Büros und viel Grün unmittelbar am Strom.
Ersparnis durch die Nähe von Stahlwerk und Drahtstraße ist ein Ziel der Investition, eine erhebliche Qualitätsverbesserung der Produkte das wesentlichere. Die Hochfelder Anlagen stammen noch aus den 60er Jahren, die in Ruhrort werden die modernsten und besten weltweit sein. Lieferant der Drahtstraße ist SMS Meer, eine Top-Adresse für Hüttentechnik aus Mönchengladbach.
100.000 Tonnen Erde
1997 hatte Mittal die Werke Ruhrort und Hochfeld von Thyssen übernommen, anschließend eine neue Stranggussanlage gebaut, das Walzwerk erneuert, die Drahtstraße begonnen: „Damit haben wir die Investitionen abgeschlossen und den Standort zukunftssicher gemacht“, sagt Arcelor-Mittal-Chef Bernd Webersinke. Gefertigt werde ausschließlich Draht „in höchstwertigen Güten“, etwa für Ventilfedern in Motoren oder für die Weiterverarbeitung von Schrauben für höchste Ansprüche: „Wir können hier Dinge machen, die andere nicht können. Die Drahtwelt sieht sehr gespannt auf diese Projekt.“
Pünktlich zur Fachmesse „Wire“ Ende März in Düsseldorf soll in Ruhrort zu sehen sein, wie zeitgemäße Drahtproduktion aussieht. Bis dahin ist noch reichlich zu tun in einer alten Hallen aus frühen Thyssen-Tagen.
100.000 Tonnen Erde sind bereits bewegt, Überraschungsfunde wie unbekannte Betonfundamente entfernt worden, um den Hallenboden den künftigen Anforderungen anzupassen. Jede Erschütterung, so Arbeitsdirektorin Dr. Nicola Hirsch, wirke sich aus auf die Produktqualität.
Parallele Produktion in Hochfeld und Ruhrort
Unterm Hallenboden beginnt eine andere, eine vollständig neu gebaute Welt. Gänge aus Betonfertigteilen wurden angelegt, wo derzeit Leitungen verlegt werden: 100 Kilometer Stromkabel werden es sein bis zur Produktionsaufnahme, dazu noch 20 Kilometer Rohrleitungen. Auf der einen Seite, so Webersinke, „werden schon Kabel verlegt, woanders sind die Fundamente noch nicht fertig.“ Parallelarbeit ist das Stichwort, Tempo ist gefordert.
Der Neubau, so Hirsch, sei für den Standort „sehr wichtig“: „Wir sind damit der entscheidende Player auf dem Markt.“ Ende Februar, Anfang März soll der erste Wiedererwärmungsofen gezündet werden, in dem gerade die Feuerfestauskleidung begonnen wird. Auf 1200 Grad erhitzt werden darin die drei Tonnen schweren und 16 Meter langen „Knüppel“ aus dem unmittelbar benachbarten Stahlwerk.
Neue Drahtstraße für Ruhrort
Am Ende des Walzprozesses stehen kilometerweise Draht mit einem Durchmesser von 5,5 bis 25 Millimeter. 70 Prozent der Produktion geht in die Automobilindustrie. Und die hat höchste Ansprüche. Deshalb muss im neuen Jahr zunächst parallel produziert werden in Hochfeld und Ruhrort, bis die Qualität der neuen Anlagen die Kunden überzeugt hat. „Eine Herkulesaufgabe – mit ein und derselben Truppe“, blickt Webersinke voraus. Spätestens im Dezember 2012 soll in Hochfeld Schluss sein.