Duisburg. Die Kinderarmut hat in Deutschland im zurückliegenden Jahr weiter zugenommen. Städte im Ruhrgebiet sind besonders betroffen. In Duisburg etwa ist jedes dritte Kind von Sozialhilfeleistungen abhängig. Jedes vierte Kind wird ohne Essen in die Grundschule geschickt.

Jedes dritte Kind, also rund 22.000 Jungen und Mädchen, ist in Duisburg von Sozialhilfeleistungen abhängig. Viele leben in Armut. „Und jedes vierte Duisburger Grundschulkind wird ohne Essen in die Schule geschickt“, erklärt Jugendamtsleiter Thomas Krützberg.

Insgesamt leben in Deutschland 1,7 Millionen Kinder in Armut. So steht es im umstrittenen Armutsbericht der Bundesregierung, der Mittwoch vorgestellt wurde. Im Ruhrgebiet ist die Lage besonders prekär. In Duisburg sind drei von zehn Kindern unter 15 Jahren auf Sozialleistungen angewiesen. In den strukturschwachen Ortsteilen Hochfeld, Obermarxloh, Hochheide, Beeck und Marxloh - hier ist der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund sehr hoch - sind sogar mehr als 40 Prozent aller Kinder auf Hilfeleistungen angewiesen.

Diesen Kindern fehlt es nicht nur an einem Frühstück oder einer warmen Mahlzeit in der Schule. Sie sind auch stark benachteiligt, wenn es um Mobilität, soziale Kontakte und die Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen geht. „Viele Duisburger Familien können sich außer der Erfüllung der Grundbedürfnisse nichts mehr leisten, und wenn sie sich doch was leisten, gibt es eine Woche kein vernünftiges Essen“, heißt es im Duisburger Sozialbericht 2012. Immer wieder sei auch die prekäre Lebenslage der mehr als 4000 gemeldeten (und einer unbekannten Zahl nicht gemeldeter) Zugewanderten aus Südosteuropa Thema, von denen rund ein Viertel minderjährig ist. Sie leben häufig in extrem beengten und problematischen Wohnverhältnissen.

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Um zumindest einigen Kindern ein gesundes Frühstück zu ermöglichen, gibt es in Duisburg einen sozialen Träger, der kostenlos Essen verteilt. Die Initiative „Immersatt“ verteilt täglich 800 Frühstücksbeutel an 25 Schulen und gibt 230 warme Mittagessen aus. Die Nachfrage bei Immersatt und der Duisburger Tafel ist aber deutlich höher als die Kapazitäten. "Wenn wir statt 800,1600 Frühstücksbeutel verteilen könnten, dann würden auch diese alle einen Abnehmer finden. Der Bedarf in Duisburg ist groß", sagt Nicole Elshoff aus der Geschäftsleitung von Immersatt. Die Initiative finanziert sich ausschließlich aus Spenden von Duisburger Firmen und Privatleuten.

Politische Maßnahmen kritisiert

In dem Sozialbericht werden auch politische Maßnahmen unter die Lupe genommen, die der Kinderarmut in Deutschland entgegenwirken sollten. So wird das Bildungs- und Teilhabepaket, was leistungsberechtigten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an warmen Mahlzeiten sowie – mit monatlich zehn Euro – an Musikunterricht, die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder an Freizeiten ermöglichen soll, kritisiert, weil der bürokratische Aufwand viel zu hoch und die Beträge zu gering seien.

Trotz diverser bestehender Angebote bestehe weiterer Handlungsbedarf, um der großen Zahl einkommensarmer Kinder und Jugendlicher in Duisburg gezielt die Teilhabe zu erleichtern und finanzielle Barrieren abzubauen.