Oberhausen. .

Die Caritas vor Ort reagierte auf die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie mit der Blitzaktion „Kinder im Blick – ich mach mit“ – aus der nun eine längerfristige Spendensammlung gegen Kinderarmut vor Ort werden soll.

Denn die Stiftung stellt auch unserer Region ein Armutszeugnis aus: In Essen (34,4), Duisburg (33,3) und Oberhausen (32,0) leben mehr als 30 Prozent der Kinder von Grundsicherungleistungen (SGB-II-Bezug). „Das Thema ist uns so wichtig, dass wir sofort über unsere Adressregister einen Spendenaufruf starteten“, erzählt Caritas-Sprecher Reinhard Messing. Rund 7.000 Euro seien auf diese Weise bereits zusammengekommen. Mit dem Geld will die Caritas nun unbürokratisch Oberhausener Familien unter die Arme greifen.

Sportbekleidung bezahlen

„Unsere Beratungsstellen tauschen sich aus“, führt Messing aus. So wie kürzlich bei der Kurberatung. „Da hatten wir eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die zur Kur sollte und den Eigenanteil nicht aufbringen konnte.“ Außerdem habe ihr das Geld für die Sportausstattung für sich und die Kinder gefehlt. „Bis auf einen Minimaleigenbetrag können wir die Kosten dafür jetzt übernehmen.“

Das „Bildungs- und Teilhabepaket“ der Bundesregierung, das Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringen Einkommen fördern soll, greife zu kurz, kritisiert Guido Ernek, Leiter des Caritasbereiches „Familie & Schule“. Mit Hilfe des Paketes sollen die Kinder bei Ausflügen und Ferienfreizeiten mitfahren, Sport- und Musikangebote nutzen, bei Bedarf Nachhilfe bekommen oder am gemeinsamen Mittagessen in der Schule teilnehmen.

Formalitäten zu undurchsichtig

Doch Ernek erfährt immer wieder: „Damit ist vielleicht der Fußballverein finanziert, aber welches Kind spielt Fußball ohne Schuhe und Trikot? Dafür gibt es kein Geld, also nutzen viele Kinder das Angebot lieber gar nicht.“

Außerdem: „Alles muss einzeln beantragt werden und das jedes Mal neu.“ Zwar würden die Caritasberater alles daransetzen, dass die Kinder die Mittel erhalten, die ihnen zustehen. Aber die Formalitäten seien so undurchsichtig, „dass wir selbst Mühe haben, uns da durchzuwühlen“.

Vom Kinobesuch ausgeschlossen

Wo die staatliche Hilfe versagt, will die Caritas dank ihrer Aktion jetzt individuell einspringen. „Das kann mal gespendete Kleidung aus unseren Gemeinden sein und mal die Finanzierung eines Kinobesuchs mit Freunden.“ Denn Armut zeige sich für Kinder weniger in der Markenhose, die sie nicht kaufen können. „Sondern vor allem an einer Freizeit, in der sie von den Aktivitäten ihrer Schulfreunde ausgeschlossen sind“, erfährt Ernek fast täglich.

Musiker Tim Smytzek von „T-SM & Chrystal Chris“ inspirierte die Caritas-Aktion spontan zum Benefizkonzert. Mit Kyra, Tim Hesse, DenOne, Dark Dust und weiteren Musikern lädt er Freitag, 9. Nov., 19 Uhr, in Schacht 1, Essener Str. 259 ein. Karten: VVK 5 Euro, www.schacht1.com/AK 8 Euro. Das komplette Eintrittsgeld geht an die Caritasaktion.

Spenden: Stichwort „Kinder im Blick“, Stadtsparkasse OB, Konto-Nr. 135319, BLZ 365 500 00.