An Niederrhein. . Der Verein Klartext für Kinder erfüllt seit fünf Jahren die Wünsche ärmerer Kinder. Mit 200 Ehrenamtlern ist er eine Institution am Niederrhein. Zu Weihnachten gibt es wieder zahlreiche Aktionen - auch Sie können helfen.

Hunger ist fies. Heute hat Jan-Thilo ein richtiges Loch im Magen. War nämlich ganz schön anstrengend, die Schule. Und dann schleppt die Mama ihn direkt nach der letzten Stunde auch noch in eine Versicherungsagentur. Schlimm? Nö! Der kleine Mann mit dem frechen Wuschelkopf grinst, klaut flugs ein Stück Schoki vom Teller und macht sich ans Werk. Einen Wunsch aussuchen. Nicht seinen, sondern einen, den Mama Ingrid erfüllen soll. Für irgendein Kind aus Moers, vielleicht kennt Jan-Thilo es ja sogar. Vielleicht nicht, er wird’s nie erfahren. Dafür weiß der Siebenjährige: „Der Weihnachtsmann hat nicht für jedes Kind ein Geschenk im Rucksack.“ Er will dabei helfen, das zu ändern. Er und sein kleiner Bruder Arne (6).

Ingrid Hüsch ist es wichtig, dass ihre beiden blonden Racker das einordnen können. Für die 46-Jährige aus dem Stadtteil Kapellen im Moerser Süden ist die Weihnachtswunschbaumaktion deshalb auch ein gutes Stück Wertevermittlung. „Ich habe die gesamte Entwicklung der Aktion und die damit verbundene Gründung von Klartext von Beginn an in meiner NRZ verfolgt und helfe seither, wo ich kann.“

„Die Idee funktioniert“

Damals, vor fünf Jahren, ist der Verein „Klartext für Kinder - Aktiv gegen Kinderarmut!“, dessen zweiter Vorsitzender NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers ist, aus der ersten Wunschbaum-Aktion der NRZ Moers geboren. Heute eine Institution am linken Niederrhein. Mit weit über 200 zumeist aktiven Ehrenamtlern, die in ihrer Freizeit große Projekte wie die rollende Kindertafel stemmen, im Sozialkaufhaus aktiv sind oder täglich Einzelfallhilfe leisten. Damals wie heute, der Ansatz ist derselbe: nämlich schnell und unbürokratisch, dabei fachlich seriös und transparent Alltagslöcher im Leben bedürftiger Knirpse stopfen. Ein guter Grund für NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Schirmherrin zu sein.

Wunschbaum-Aktion

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    Und der Geist hat sich auch nicht verändert: alle für viele. Es sind Menschen wie Ingrid Hüsch, die ihn tragen. Das ganze Jahr über. Nicht nur zu Weihnachten. Mit ihrer Nachbarschaft hat sie einen Bastelbasar auf die Beine gestellt, gewerkelt wird das ganze Jahr über, der Erlös geht an eine Einrichtung vor der Haustür. Erst war es Klartext, dann ein Frauenhaus, diesmal ein Hospiz. „Wissen Sie, uns geht es doch gut. Es ist schön, davon etwas zurückgeben zu können.“ Und darum hat auch die Weihnachtswunschbaum-Aktion von NRZ und Klartext einen festen Termin im Familienkalender.

    1200 Kinderwünsche erfüllt

    Mittlerweile werden an zehn Standorten in Moers, Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort über 1200 Kinderwünsche erfüllt. Ingrid Hüschs Anlaufpunkt bleibt Kapellen. „Dass die Aktion so großartig gewachsen ist, zeigt doch, dass die Idee funktioniert.“ Mit der Idee, meint die Moerserin das Gefühl, als Gemeinschaft etwas für dieselbe zu schaffen. Solidarisch zu sein. „Jeder bewirkt etwas im Kleinen, daraus wird ein Ganzes. Und natürlich geht Kinderarmut uns alle an.“

    Auch Jan-Thilo und Arne, findet sie. „Wenn man selbst Kinder hat, fragt man sich schon, was kann ich davon vermitteln?“ Und vor allem, wie. Für die Brüder bringt nach wie vor der Weihnachtsmann die Geschenke am heiligen Abend. Dem Manne muss schließlich geholfen werden, damit er auch kein Kind vergisst. Übrigens auch beim Einpacken, das Klartext stets groß mit dem Jugendamt als Kaffee-und-Kekse-Event für jedermann organisiert.

    Viele Geschenke der NRZ Spendenaktion für das Spatzennest in Essen.
    Viele Geschenke der NRZ Spendenaktion für das Spatzennest in Essen. © WAZ FotoPool

    „Wir wollen ja mal ehrlich sein: Von der Weihnachtswunschbaum-Aktion haben wir alle was“, erklärt Ingrid Hüsch. „Die bedürftigen Kinder in unseren Städten ein wenig Freude zu Weihnachten und wir dieses warme Gefühl.“ Das, da ist Ingrid sich ganz sicher, wird sich am 24. Dezember bei der Bescherung in den eigenen vier Wänden wieder ganz spontan melden. Wenn irgendwo nicht weit entfernt ein Geschenk geöffnet wird.

    Der Verein lässt keinen Kinderwunsch unerfüllt, auch Sie können helfen! Wer für Klartext spenden möchte oder mehr Informationen benötigt: www.klartext-fuer-kinder.de.

    Die Aktionen:

    Überall an Rhein und Ruhr startet die NRZ besondere Weihnachtsaktionen zugunsten bedürftiger Kinder.

    Die NRZ Essen organisiert in bewährter Manier die Spendenaktion für das Spatzennest, die Notaufnahme des Kinderschutzbundes für misshandelte und verwahrloste Mädchen und Jungen. Dank der NRZ-Leserinnen und -Leser wurde das Projekt auch im vergangenen Jahr einmal mehr zu einem großartigen Erfolg. Über 500 liebevoll verpackte Geschenke kamen an. Außerdem wurden im Rahmen der Weihnachtsaktion 20 000 Euro aufs „Spatzennest“-Konto überwiesen.

    In Emmerich dürfen sich wieder viele Kinder auf den Nikolaus und auf Weihnachten freuen. Auch Kinder, deren Eltern es nicht so dicke haben, stehen dank der Spenden von NRZ-Lesern auf das Emmericher Klartext-für-Kinder-Konto nicht mit traurigen Augen da. Mit den Spendengeldern können Spielgeräte für drei Gruppen des innerstädtischen Kindergartens St. Martini angeschafft werden.

    In Dinslaken startet die NRZ die Wunschbaum-Aktion zum wiederholten Male mit Einzelhändlern und Gewerbetreibenden. An verschiedenen Plätzen werden auch hier Weihnachtsbäume aufgestellt, an denen die anonymisierten Wunschzettel bedürftiger Kinder aus Dinslaken baumeln. Die Namen hat der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt Dinslaken besorgt, der ganz genau sieht, wo der Schuh drückt. In diesem Jahr sollen mehr als 300 Wünsche erfüllt werden, außerdem wird Bargeld für Notfälle in bedürftigen Familien gesammelt.

    Die Weseler zeigen zum Advent wieder Herz: Dutzende haben sich bereits gemeldet, um einem Kind zum Weihnachtsfest eine Freude zu machen. Sie kamen bereits zum NRZ-Mobil auf den Markt und nahmen eine Karte mit nach Hause, um den Wunsch zu erfüllen. Kooperationspartner ist die Caritas. Weitere Karten sind in der NRZ-Redaktion zu haben, Doelenstraße 5 in Wesel.

    NRZ Wunschbaumaktion in Moers

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      „Leser erfüllen Kinderwünsche“, ist auch in Oberhausen das Motto. Wie schon in den vergangenen Jahren steht in den Redaktionsräumen ein großer Wunschbaum. Partner ist auch hier die Caritas. Über deren Sozialberater, die in den Stadtteilen vor Ort sind, gelangen die Wunschzettel in die Familien, die es am nötigsten haben. 150 Kinder aus sozial schwachen Familien wird auf diese Weise eine Freude zu Weihnachten gemacht.

      In Düsseldorf braucht Dustin (8) eigentlich viel dringender warme Schuhe als einen „kleinen Rettungshubschrauber“. Auch Amelia (2) hat manches nötiger als einen „rosa Rucksack“. „Aber zu Weihnachten“, findet Hans Küster, Vorsitzender der Bürgerhilfe Gerresheim, „sollten alle Kinder einfach mal Wünsche äußern können statt vernünftig sein zu müssen.“ Den Weihnachtswunschbaum in der NRZ-Redaktion hat wie gewohnt die Bürgerhilfe Gerresheim mit Kinderwünschen bestückt.

      Wie in den Vorjahren auch gibt die NRZ-Lokalredaktion Rheinberg die Wunschzettel für den Weihnachtswunschbaum des Kinderschutzbundes Sonsbeck-Xanten aus. Außerdem läuft diesmal eine besondere Weihnachtsaktion. Gemeinsam mit dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers und dem Kinderschutzbund stellt die Redaktion Menschen vor, die besondere Hilfe und Unterstützung brauchen.

      In Mülheim übt sich Ehrhard Klamet in kämpferischem Realismus. „Wir werden die Armut nicht beseitigen“, sagt der Mann von der Mülheimer Caritas, „aber wir können die Welt ein kleines Stückchen besser machen.“ Zusammen mit der Wunschbaum-Aktion der NRZ-Redaktion ist das auch in den letzten Jahren wieder und wieder gelungen, überall dort, wo die Geschenke und die Anteilnahme der Spender vielen Familien und Kinder einen kleinen Lichtblick beschert haben. Lange bevor ab dem heutigen Samstag die Wunschzettel am Tannenbaum im NRZ-Leserladen an der Eppinghofer Straße 1-3 auf Abnehmer warten, kamen viele Anfragen, zum Teil schon im Sommer.