Essen. . Die Kinderarmut in Deutschland hat wieder leicht zugenommen. Das Ruhrgebiet ist laut Paritätischem Wohlfahrtsverband besonders betroffen: Hier soll rund jedes vierte Kind in Armut leben. Für Verbands-Chef Ulrich Schneider ist das “ein Ausdruck politischen Versagens“.

Die Kinderarmut in Deutschland hat wieder leicht zugenommen. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband ist die Zahl der Kinder, die in Familien mit Hartz-IV-Anspruch leben, im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 um rund 100 000 auf insgesamt 1,7 Millionen gestiegen. Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider sagte, diese Entwicklung sei „ein Ausdruck politischen Versagens“. Schneider übte zugleich scharfe Kritik am Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, den das Kabinett am Mittwoch beschließen will.

Dieser ist ohnehin umstritten, weil er auf Druck des Wirtschaftsministeriums inhaltlich entschärft wurde und seine Verabschiedung mehrfach verschoben wurde. Der Bericht sei keine ehrliche Bestandsaufnahme, sondern „Hofberichterstattung, mit der die Politik der Bundesregierung schön geredet werden soll“, so Schneider. Das Thema Kinderarmut spiele darin nur eine untergeordnete Rolle. Zudem würden wichtige Fragen nicht erörtert; etwa, wie sich Kinderarmut regional darstelle oder wie lange Kinder im Hartz-IV-Bezug seien.

Ruhrgebiet besonders stark von Kinderarmut betroffen

In NRW leidet insbesondere das Ruhrgebiet unter Kinderarmut. Der Paritätische hatte bereits im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass die Kinder-Armutsquote (also der Anteil von Kindern in Hartz-IV-Haushalten) im Revier über 25 Prozent betrage. Die nordrhein-westfälischen Grünen werben deswegen vehement für eine sogenannte Kindergrundsicherung in Höhe von mindestens 300 Euro monatlich.

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Für die Familienförderung würden „gigantische Summen“ ausgegeben, sagte NRW-Grünen-Chef Sven Lehmann. „Das Geld kommt aber nicht bei den Familien an, die es besonders brauchen.“ So werde etwa das Kindergeld auf Hartz-IV-Leistungen angerechnet. „Jedes Kind muss dem Staat aber gleich viel wert sein“, so der Landeschef der Grünen. Er betonte aber: Die Kindergrundsicherung solle keine neue Sozialleistung sein: „Wir wollen Freibeträge, das Kindergeld und Kinderzuschläge zusammen.“ Zudem solle das Ehegattensplitting abgeschmolzen werden.

Für eine Kindergrundsicherung tritt auch ein Bündnis ein, dem unter anderem der Kinderschutzbund, die Arbeiterwohlfahrt und die Lehrergewerkschaft GEW angehören. Dieses Bündnis fordert eine Kindergrundsicherung in Höhe von 536 Euro im Monat.