Essen. Am Sonntagabend wurde in Oberhausen ein mutmaßliches Mitglied der Hells Angels niedergeschossen, vier Tage zuvor ein Rocker aus den Reihen der Satudarah. Polizei und Regierung befürchten nun einen neuen Rockerkrieg und wollen diesen mit unterschiedlichen Maßnahmen stoppen.
Landesregierung und Polizei wollen mit einer fast vollständigen Überwachung gewalttätiger Motorradclubs, höherem Fahndungsdruck, der Verlegung weiterer Hundertschaften und möglicherweise auch neuen Vereinsverboten auf den „Rockerkrieg“ im westlichen Ruhrgebiet reagieren. Er hatte am Sonntagabend in Oberhausen-Sterkrade ein weiteres schwer verletztes Opfer gefordert – wohl aus den Reihen der Hells Angels. Erst vier Tage zuvor war in Düsseldorf ein Satudarah-Mitglied niedergestochen worden.
Die NRW-Regierung werde „die gesamte Palette der Gesetze“ nutzen, um den Ausbruch der Gewalttätigkeit zu stoppen, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) der WAZ. Die Duisburger Polizei, in deren Region die brutale Auseinandersetzung zwischen Hells Angels und aus den Niederlanden zugewanderten Satudarah tobt, werde jede Hilfe bekommen, die sie braucht.
Polizei kennt die Rocker-Strukturen
Auch interessant
Jäger will „neben Platzverweisen, Gefährderansprachen und Freiheitsentziehungen auch Sanktionen aus dem Steuerrecht, dem Vereins- und dem Verkehrsrecht“ nutzen. „Die Polizei ist bei nahezu allen Veranstaltungen von Rockern präsent“, sagt der Minister: Die NRW-Polizei kenne die Strukturen der Banden genau – und deren einzelne Mitglieder.
Der Hinweis Jägers auf das Vereinsrecht deutet nach dem Verbot von Hells Angels in Köln und Bandidos in Aachen auf mögliche weitere Schritte dieser Art hin. Die Rockerszene hatte darauf teilweise mit Rückzügen und Selbstauflösungen reagiert. „Hier ist die Szene deutlich ruhiger geworden“, stellt auch Thomas Jungbluth fest, im Landeskriminalamt für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität zuständig.
Not-OP rettet Hells Angel das Leben
Der in Sterkrade niedergeschossene 23-jährige Rocker, der wohl den Hells Angels zuzurechnen ist, war auf dem Parkplatz einer Imbisskette von zwei Kugeln in den Bauch getroffen worden. Insgesamt wurden 13 Schüsse auf ihn abgefeuert. Eine Notoperation rettete sein Leben.
900 Rocker sind in Nordrhein-Westfalen in knapp 50 Clubs aktiv. Im Bonner Raum machen sich „Blue Jackets“ aus Süddeutschland ohne Motorräder breit, die sogar Polizeibeamte bedroht haben. Jungbluth geht davon aus, dass die neuen Auseinandersetzungen auch mit „jungen Nachwuchsrockern mit Migrationshintergrund“ zu tun haben.