Duisburg. .
In vielen Klassen warteten am Donnerstag die Schüler vergeblich auf ihre Lehrer: Rund 350 angestellte Pädagogen aller Schulformen von der Grundschule bis zum Berufskolleg waren in Duisburg dem Aufruf zum Warnstreik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gefolgt.
Sie wollen damit ihrer Forderung nach einem Eingruppierungstarifvertrag Nachdruck verleihen. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ war auf vielen Transparenten und Plakaten zu lesen: Die angestellten Lehrer, von denen es in Duisburg rund 1000 gibt, verdienen nicht das Gleiche wie ihre verbeamteten Kollegen.
Kundgebung am Kuhtor
Joachim Jankowski vom GEW-Stadtverband geht wie viele seiner angestellten Kollegen nicht zum ersten Mal für die Durchsetzung dieser Forderung auf die Straße. Doch anders als früher hat sich nun auch die Gewerkschaft Verdi der Forderungen angenommen, um sie bei den Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern (Tarifgemeinschaft deutscher Länder, TdL) durchzusetzen. „Bis heute gruppieren die Arbeitgeber angestellte Lehrer nach Gutsherrenart ein“, sagte Jankowski.
Nachdem die streikenden Lehrer zunächst symbolisch die Schule Klosterstraße umschlossen hatten, um zu zeigen, dass sie eine Schule „dicht machen“ können, zogen sie weiter zur Globus-Gesamtschule, um ihre Kollegen aufzufordern, sich an dem Warnstreik zu beteiligen. Von dort ging es weiter zur Abschlusskundgebung am Kuhtor mit der GEW-Landesvorsitzenden Dorothea Schäfer.
6,5 % mehr Gehalt gefordert
Sie unterstrich die Forderung nach einem Eingruppierungstarifvertrag ebenso wie die Forderung nach 6,5 % mehr Gehalt. Dabei ging sie auch auf die Kritik aus den eigenen Reihen ein, wonach man doch besser auf die Gehaltsforderungen verzichten solle, um den Eingruppierungstarifvertrag endlich durchsetzen zu können. „Warum sollen wir uns von der allgemeinen Lohnentwicklung abkoppeln?“, verteidigte sie die Forderung.
Schäfer kritisierte die Haltung der Arbeitgeber, die in den Verhandlungen in Potsdam argumentierten, dass die Zeit für die Erstellung eines solchen Vertrags nicht ausreiche: „Wir fordern dies schon seit dem 1. Januar. Und jetzt heißt es: Das schaffen wir nicht?“ Auch das Argument der leeren öffentlichen Kassen ließ sie nicht gelten: „Es werden Rekord-Steuereinnahmen erwartet“, erklärte sie und forderte die Streikenden auf, hartnäckig zu bleiben.
Justizangestellte mit aktiver Mittagspause
Dass können die GEW-Mitglieder nächste Woche unter Beweis stellen: Am 6. März wird zu einem weiteren Warnstreik im Vorfeld der nächsten Verhandlungsrunde aufgerufen. Die Kundgebung wird gegen 11 Uhr in Düsseldorf stattfinden. Auf dem Duisburger Bahnhofsvorplatz will die GEW ab 9.30 Uhr ein Streikbüro einrichten. Gerechnet wird mit größerem Zulauf: gestern nahmen viele Lehrer wegen der angesetzten Lernstand-Erhebungen nicht am Warnstreik teil.
Zur aktiven Mittagspause rief die Deutsche-Justiz-Gewerkschaft ebenfalls am Donnerstag ihre Mitglieder auf. Vor dem Land- und Amtsgericht in der Stadtmitte am König-Heinrich-Platz versammelten sich zwischen 12 und 14 Uhr die Justizangestellten, um ihre Forderung im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen zu untermauern. Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Gehalt, Einflechtung einer sozialen Komponente sowie die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro und die Übernahme aller Auszubildenden.
Warnstreik auch an der Schleuse
Zeit- und inhaltsgleich sollen die Gehaltserhöhungen auch auf den Beamtenbereich übertragen werden.Die Justizangestellten fürchten ferner, dass sie künftig weniger Urlaub machen können. Noch stehen ihnen jährlich 26 bis 30 Urlaubstage zu. Nun, so die Gewerkschaft, wollen ihnen die Arbeitgeber nur noch 26 Urlaubstage zugestehen, was bereits ab diesem Jahr gelten soll. Das könne Beamte bald ebenso treffen.
Rund 600 Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zwischen Köln und Minden kamen gestern zur Meidericher Schleuse, um gegen geplanten Stellenabbau zu demonstrieren. Jede fünfte Stelle sei in Gefahr, hieß es gestern.
Bundesregierung müsse reagieren
Die Schleusen im Kanalnetz waren für 24 Stunden außer Betrieb. Die meisten Binnenschiffer hatten sich darauf eingestellt, Staus blieben daher aus. „Die Unsicherheit ist das Schlimmste“, beklagten Petra Linkenbach und Rüdiger Simon vom Personalrat vom Wasser- und Schifffahrtsamt Meiderich. Keiner wisse, was geplant ist.
Die Bundesregierung müsse jetzt reagieren: „Wir werden nicht eher Ruhe geben.“ Längere Streiks seien nicht ausgeschlossen. Die Meidericher Schleuse wird täglich von 70 bis 80 Schiffen genutzt, die jeweils etwa 2500 Tonnen Fracht befördern.