Die Meidericher Schleuse – auf und ab, wie von Geisterhand
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Duisburg. .
Es sind kaum vorstellbare Wassermassen, die die Meidericher Schleusenkammer fasst: 31.000 Kubikmeter Wasser passen in das Becken, das rund um die Uhr von Schiffe passiert wird. „Damit kann eine Familie 55 Jahre lang baden“, macht Wasserbaumeister Ralf Jochheim den Teilnehmern der jüngsten „WAZ öffnet Pforten“-Aktion verständlich. Eine Führung über ein beeindruckendes Bauwerk der Schifffahrt.
Gnadenlos strahlt die Sonne auf die Schleusenanlage, die den Rhein-Herne-Kanal über die Hafenbecken direkt mit dem Rhein verbindet. Beste Voraussetzungen für einen Rundgang über die Anlage eigentlich – doch Wasserbaumeister Jochheim hat Bedenken. „Für unseren Schleusenbetrieb ist ein trockener Sommer viel teurer, weil wir dann die Wasserpumpen einsetzen müssen“, erklärt der 50-Jährige vom Wasser- und Schifffahrtsamt. „Ansonsten zahlen wir nur dafür schnell 20 bis 30 Millionen Euro Stromkosten pro Jahr.“
Eine Besonderheit der Meidericher Schleuse: Sie kommt völlig ohne Pumpen aus. „Zunächst öffnen wir die Verschlüsse der unterirdischen Längskanäle, die zu beiden Seiten parallel verlaufen“, erklärt Jochheim. So fließt das Wasser gleichmäßig von beiden Seiten in das Becken. Erst danach öffnet sich das Stahltor. „Sonst würden die Schiffe anfangen, hin und her zu schaukeln.“ Das Wasser dringt vom Kanal her in das Schleusenbecken, der Wasserspiegel steigt oder sinkt wahlweise um gut vier Meter. „Das archimedische Prinzip – das Wasser macht sich in gewisser Weise den Eigendruck zunutze.“
Schleuse Meiderich
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Während die WAZ-Leser Jochheims Ausführungen lauschen, tastet sich das Schubschiff „Westfalia“ in das Schleusenbecken vor. Es schiebt einen Ponton mit einem Bagger darauf vor sich her; mit großer Präzision steuert der Kapitän das Boot bis vor den mächtigen Stoßschutzbalken. „Der ist wichtig, falls ein Schiff mal nicht rechtzeitig bremsen kann. Sonst kracht es in das Tor“, erzählt Wasserbaumeister Jochheim. Eine gewaltige Delle in dem schwarzen Stahl des Hubtores zeugt von der Kraft der Boote: „Da war der Stoßschutzbalken für Wartungsarbeiten außer Betrieb“, erinnert sich Jochheim.
Schnell hat sich ein weiterer Kahn hinter die „Westfalia“ geschoben. Platz ist genug im Schleusenbecken: 190 Meter ist das Becken lang, zwölf Meter breit. Ein Matrose springt an Land und überreicht einem Mitarbeiter der Schleusenanlage die Frachtpapiere – davon hängt ab, wie viel der Schleusenvorgang kostet. „Das liegt in den Hundertern. Wenig, verglichen zu den Mautgebühren, die ein Lastwagen zahlen muss.“ Auch ihren Müll können die Binnenschiffer an der Schleuse entsorgen, ein Container steht bereit.
Wie von Geisterhand läuft der Schleusenvorgang ab: Es dauert keine fünf Minuten, schon haben sich die beiden Schiffe an den Wasserspiegel der Hafenbecken angepasst. Nahezu lautlos öffnet sich das Stahltor, die Schiffe fahren ihren Steuerstand herunter, um die Anlage unbeschadet zu passieren. Ihre Fahrt kann weitergehen.
Gesteuert wird die Schleusenanlage von der Bedienzentrale vor Ort. 18 Monitore zeigen die Bilder der 25 Kameras an, die an den drei Schleusen angebracht sind, die von hier kontrolliert werden: Neben der Meidericher Schleuse auch die Ruhrschleuse Kaßlerfeld und bei Mülheim-Raffelberg. „Das läuft seit dem Umbau vor zwei Jahren alles computergesteuert“, erklärt Ralf Jochheim. „Damit ist menschliches Versagen ausgeschlossen.“
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