Duisburg. Das Experiment hat begonnen: Experten und Bürger planen gemeinsam in Workshops die künftige Gestalt des Bahnhofsvorplatzes.
Ein Plan für die Platte: Vier Aktionsräume, viele Ideen, ein straffer Zeitplan und viel zu wenig Geld. Das Experiment des öffentlichen Planungs-Workshops (genannt: „Charette“) unter Beteiligung von zahllosen Experten und ebenso vielen Alltags-Experten (den Bürgern) hat also jetzt begonnen.
Nach einer Einführungsdebatte am vergangenen Montagabend (18. Februar) im Museum Lehmbruck haben am Dienstag und am Mittwoch etwa 70 Duisburger erste Leitideen zum aktuellen Thema auf den Tisch gelegt. Dabei zeigte sich gestern der Planungsdezernent über die hochaktive Bereitschaft der Bürger zur Mitarbeit wie auch über die gute Qualität ihrer Beiträge sehr zufrieden: „Unsere Erwartungen an diesen Auftakt wurden mehr als übertroffen. Es gibt in der Bürgerschaft offenbar ein sehr großes Interesse an diesem Projekt.“ Die Teilnehmer, so Tum, seien zur Hälfte „ganz normale Bürger“, zur anderen Hälfte Experten der Deutschen Bahn, der DVG der Polizei, der Feuerwehr, der Stadt Duisburg und des Projektentwicklers Multi Development.
Plan muss im Sommer 2013 ausgearbeitet sein
Gesucht wird also ein Plan für die Platte, der im Juli dieses Sommers so detailliert ausgearbeitet und politisch verabschiedet sein muss, dass die Stadt ihn dann schnellstmöglich zur Beantragung von dringend benötigten Fördermitteln nach Düsseldorf weiterreichen kann. Was die Gestaltung der Platte kosten wird? Das weiß derzeit noch keiner. Wann die Platte fertig gestaltet ist? Weiß heute auch niemand so genau. Wann zumindest die Arbeiten beginnen? Vermutlich erst im Jahr 2015. Was haben Bürger und Experten also jetzt auf den Weg gebracht?
Sie haben den Bereich in vier Teil-Räume und vier Funktionsbereiche unterteilt, über die jetzt Einvernehmen herrscht:
1. Der Verknüpfungsraum:
Gemeint ist der nördliche Teil der Platte, dort wo die (König-)Straße die Menschen an Busse und Bahnen und Verkehre anknüpft. Weil an dieser Stelle ein Kommen und Gehen herrscht, haben die Bürger-Planer vorgeschlagen, diesen Teil der Königstraße möglicherweise direkt vor die Häuserfront zu verlegen und den Bürgersteig an die Platte heran zu holen. Tum: „Eine Idee!“
2. Der Spielraum:
Gemeint ist die Betonplatte, die die A 59 abdeckelt. Hier solle im positiven Sinne ein „Spielraum“ entstehen, umrahmt von Gastronomie, im Kern aber nicht vollgestellt, sondern freibleibend für zeitweilige Nutzung. Der Boden und/oder der Raum selber gestaltet mit Hilfe von neuer Licht- und Digitaltechnik. Der Platz solle ein „modernes Gesicht“ bekommen.
3. Der Repräsentationsbereich:
Gemeint ist der Bereich unmittelbar vor dem Hauptausgang des Bahnhofs zur Innenstadt zum „Boulevard“, der Friedrich-Wilhelm-Straße. Er soll „die Stadt Duisburg“ repräsentieren, mit einem Stadtwappen, eingelassen in einen Wasser-Brunnen, drumherum Sitzgelegenheiten und die 21 Magnolienbäume.
4. Ankommen:
Gemeint ist der südliche Bereich: Hier sollen weiterhin die Taxis stehen und rollen, soll Raum für Kurzzeitparker, Hinbringer und Abholer („Kiss and Ride“) sein, sollen Fahrräder abgestellt oder auch ausgeliehen werden können.
Im einwöchigen Workshop der Bürger und Experten („Charette“) im März müssen die jetzt entwickelten Vorgaben in konkrete Entwürfe, in Bilder und Zeichnungen münden – in Pläne, die fachlich überprüfbar und deren Kosten kalkulierbar werden. Danach heißt es: Warten auf die Fördermittel. Und was geschieht um den Platz herum?
Hier warten doch ebenfalls zahlreiche Projekte auf Verwirklichung: Die neue Mercatorstraße, die viel angekündigte MD-Firmenzentrale, das Inter-City-Hotel und womöglich noch eine umgestaltete, obere Königstraße. Sie alle müssen (fast) fertig sein, sagt der Planungsdezernent, bevor es mit der Bahnhofsplatte losgehen könne. In den kommenden fünf Jahren warten auf die Duisburger zehn Baustellen am Hauptbahnhof – viermal Städtebau und sechsmal Infrastruktur. Nur eine davon ist die „Platte mit der Charette“.