Duisburg. Es beginnt mit einem Ziehen im Unterbauch. Frank Steppuhn macht sich anfangs keinen Kopf. Als er parallel Probleme beim Stuhlgang bekommt, denkt er an Verstopfung. Erst als das Bauchziehen nicht verschwinden will, sucht er nach einigen Wochen seinen Hausarzt auf.
Es beginnt mit einem Ziehen im Unterbauch. Frank Steppuhn macht sich anfangs keinen Kopf. Als er parallel Probleme beim Stuhlgang bekommt, denkt er an Verstopfung. Erst als das Bauchziehen nicht verschwinden will, sucht er nach einigen Wochen seinen Hausarzt auf. „Ich hatte keine Schmerzen, aber ein ungutes Gefühl“, erzählt der Wanheimerorter. Eine Ultraschalluntersuchung ergibt nichts Auffälliges, ein so genannter Hämocult-Test schon: verstecktes Blut im Stuhl. Das kann, muss aber noch nichts Schlimmes heißen. Eine Darmspiegelung im Klinikum bringt dann allerdings die Gewissheit: Darmkrebs.
Gut elf Jahre ist das jetzt her und Frank Steppuhn zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 34. Ein ungewöhnlich junges Alter für diese Diagnose, doch der hauptberufliche Mitarbeiter der Volkshochschule gehört zu den fünf Prozent der Patienten, bei denen der Darmkrebs genetisch bedingt ist.
Wie in einem falschen Film
„Man ist geschockt, kommt sich vor wie in einem falschen Film“, erzählt Frank Steppuhn, der nur dreieinhalb Jahre zuvor seinen Vater verloren hat: Magenkrebs. Doch Prof. Dr. Stephan Petrasch macht Mut. In diesem frühen Stadium liege die Heilungschance deutlich über 50 Prozent, so der Chefarzt der Inneren Medizin. Zumal der Krebs noch nicht auf die Leber übergegriffen hat. „An diesen positiven Aussagen habe ich mich festgehalten und damit auch versucht, meine Frau und den Rest der Familie aufzubauen“, so Steppuhn.
Ein Wochenende lang bleibt der begeisterte Jogger zu Hause, läuft noch einmal satte 20 Kilometer, um abzuschalten und packt dann seine Sachen fürs Klinikum. Dort wird seine Ernährung auf Flüssigkost umgestellt. „Damit der Darm zur Operation leer und sauber bleibt“, erklärt Petrasch. „Das war damals noch zwingend erforderlich. Heute gibt es Techniken, die verhindern, dass bei einer OP Darminhalt in die freie Bauchhöhle gerät.“
Bei Frank Steppuhn verläuft der etwa zweistündige Eingriff per klassischem Bauchschnitt reibungslos. „Die Schlüsselloch-OP, die heutzutage vor allem bei kleineren Tumoren angewendet wird, war damals noch nicht üblich“, so Petrasch. Bei beiden Methoden werde das betroffene Stück des Darms samt Aufhängeband mit Lymphknoten entfernt. Denn sind auch die Lymphknoten vom Krebs betroffen, bekomme der Patient sechs Monate lang nach der OP Infusionen, um das Rückfallrisiko zu minimieren, so Petrasch.
Das Thema ausblenden
Bei Frank Steppuhn ist dies nicht nötig – ebenso wenig wie ein künstlicher Darmausgang. „Meine erste Frage nach der OP“, erzählt der heute 45-Jährige und schmunzelt. Ein dauerhaft künstlicher Darmausgang sei mittlerweile äußerst selten, so Dr. Mark Lienert (48). „Und übergangsweise in der Regel nur bei Krebs im Enddarm“, so der Facharzt für Chirurgie, (spezielle) Viszalchirurgie und Proktologie.
Etwa eine Woche nach der OP kann Frank Steppuhn wieder nach Hause. Wenige Tage später gibt der Bandleader der Jazz-Formation R. L. Madison bereits wieder ein Konzert. „Das war das erste Mal, dass ich mein Schlagzeug nicht selbst aufbauen musste...“ Wenn der Darmkrebs innerhalb von fünf Jahren nach einer OP nicht zurückkehrt, gilt er als besiegt, sagt Petrasch. Normalerweise. Das Rückfallrisiko bei genetisch bedingtem Darmkrebs sei aber erhöht. Deshalb muss Stepphuhn einmal jährlich zur Darmspiegelung. Bisher ist alles bestens. „Es ist immer der Tag der Wahrheit. Aber ich kann das Thema ansonsten ausblenden. Das ist wichtig.“ Frank Steppuhn ist längst zurück im Leben.