Los Angeles.. Eine Studie aus den USA beweist endlich eindeutig, dass eine Darmspiegelung das Risiko auf Darmkrebs erheblich reduziert. Was bisher schon lange von Ärzten angenommen wurde, konnte so unzweifelhaft bewiesen werden.
In der Hoffnung auf bessere Chancen im Kampf gegen Darmkrebs haben schon Millionen Menschen eine Darmspiegelung über sich ergehen lassen. Erstmals belegt jetzt eine große Studie, dass die Prozedur tatsächlich das Risiko senkt, an Darmkrebs zu sterben.
Indem Gewebeveränderungen, die als mögliche Vorstufe zu Krebs gelten, bei der Darmspiegelung entdeckt und zügig entfernt werden, kann den Ergebnissen zufolge das Risiko bis zur Hälfte gedrückt werden. Solche Nutzen der Koloskopie wurden zwar schon längst angenommen, doch die Forschung blieb bislang einen klaren Zusammenhang zwischen dem Entfernen von Polypen und der Steigerung der Überlebenschance schuldig.
Die neue Studie, veröffentlicht im Fachmagazin "New England Journal of Medicine", soll nach Ansicht von Experten weiter dazu anspornen, sich nicht vor der lästigen und unangenehmen Darmspiegelung zu drücken. "Natürlich ist es nervig. Die Leute beklagen sich bei mir ständig: 'Es ist schrecklich! Es ist schrecklich!'", sagt Sidney Winawer vom Memorial-Sloan-Kettering-Krebszentrum in New York. "Aber sehen Sie sich einmal die Alternative an."
Dick- und Mastdarmkrebs gilt als zweithäufigste Todesursache in Deutschland und den USA und als vierthäufigste weltweit. Zwar gingen Todesfälle aufgrund von Darmkrebs wegen der verbesserten Früherkennung in den vergangenen Jahren zurück, doch könnten die Erfolge noch größer sein: Wenn alle die Vorsorgeuntersuchungen nutzen würden.
Vorsorge abhängig von individuellem Darmkrebsrisiko
Die Vorsorge richtet sich nach Angaben der Felix-Burda-Stiftung, die sich der Prävention von Darmkrebs widmet, nach dem individuellen Darmkrebsrisiko. Dieses ist zum Beispiel abhängig von familiärer Vorbelastung. "Prinzipiell gilt: Bei erhöhtem Darmkrebsrisiko müssen Vorsorgeuntersuchungen schon im jüngeren Lebensalter begonnen werden", mahnt die Stiftung.
Für alle, die weder eine familiäre Belastung noch ein erhöhtes Risiko aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung haben, wird demnach empfohlen, ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen ab diesem Alter die Kosten für einen jährlich durchgeführten Stuhltest auf verstecktes Blut sowie die Austastung des Mastdarms.
Ab einem Alter von 55 wird in gewissem Abstand eine Darmspiegelung als Vorsorge bezahlt. Die Koloskopie gilt dabei als aussagekräftigste Untersuchung zur Früherkennung und Diagnose von Darmkrebs. Dabei wird ein schlauchförmiges Gerät durch den After in den Darm eingeführt, das über eine Minikamera an der Spitze Bilder von der Darmschleimhaut liefert. Gewebeproben können entnommen werden, und selbst kleine operative Eingriffe sind möglich.
Die neue Erhebung beobachtete über rund 15 Jahre hinweg 2.602 Patienten, denen sogenanntes präkanzeröses Gewebe bei einer Darmspiegelung entfernt wurde. Ihr Risiko zu sterben bezifferten die Forscher schließlich um 53 Prozent niedriger, als in einer Durchschnittsgruppe der Bevölkerung zu erwarten gewesen wäre.
Zwölf der Patienten starben, durchschnittlich hätte mit 25 Toten gerechnet werden müssen. Dies sei der erste direkte Beleg dafür, dass die Entfernung von Polypen - dank Darmspiegelung - das Risiko an Darmkrebs zu sterben senken könne, erklärte Robert Smith von der Amerikanischen Krebsgesellschaft. Mit diesen Ergebnissen könne man hausieren gehen. (dapd)