Duisburg. .

Vor 25 Jahren erstarrte das Blut in den Adern aller Rheinhausener und der meisten Duisburger. Die Krupp Stahl AG verkündetet das Aus für ihr Hüttenwerk in Rheinhausen zum Jahresende 1988. Doch schon bald löste sich die Schockstarre, wandelte sich in Wut und Kampfgeist: der legendäre Arbeitskampf um das Stahlwerk entbrannte. Daran erinnerten namhafte Protagonisten des wichtigsten Arbeitskampfes der deutschen Nachkriegsgeschichte in einer Gedenkstunde im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen, Titel: „Vorwärts erinnern – 25 Jahre Rheinhausen“. Im Mittelpunkt: der ehemalige Krupp-Betriebsrat Walter Bruckschen und Alt-OB Josef „Jupp“ Krings.

Als Sozius auf dem Polizeimotorrad

Krings setzte sich monatelang für den Erhalt des Stahlwerks und der rund 5600 Arbeitsplätzen ein, sprach mit Entscheidern aus Wirtschaft und Politik. Der Sozialdemokrat schilderte seinen legendären Ritt als Sozius auf einem Polizeimotorrad über die Gaterwegbrücke und die Brücke der Solidarität und wie er einen ungewohnt sprachlosen Johannes Rau erlebte.

Der damalige Ministerpräsident von NRW fand auf einer Kundgebung eher verhaltene Worte, erinnerte sich Krings, weil Rau genau wusste, dass er die Schließung des Stahlwerks auch als Regierungschef allenfalls verschieben konnte. „Beim ökumenischen Protest-Gottesdienst in einer Werkshalle stoppte Arbeitersprecher Theo Steegmann aufgebrachte Stahlarbeiter, die Eier auf Bundesarbeitsminister Norbert Blüm warfen.“ Als die Liturgie bei dem Gottesdienst begann, habe eine Frauengruppe „Keiner, keiner schiebt uns weg!“ angestimmt. Plötzlich sangen 20 000 Menschen. Die Arbeiterbewegung, so Krings, sei frei und links gewesen. „Das Motto ist auch heute noch ganz aktuell“, rief Krings mit Blick auf das FOC und die Bewohner der Zinkhüttensiedlung in Hamborn aus. Die Politik müsse mit den Bürgern reden.

Krupp-ArbeitskampfDer ehemalige Betriebsrat Walter Bruckschen übergab Dr. Susanne Sommer, Leiterin des Stadt- und Kulturhistorischen Museums, ein Buch von der damaligen Mahnwache mit Solidaritätsbekundungen aus dem In- und Ausland. Das Buch hatte Bruckschen 25 Jahre lang zu Hause in Rheinhausen aufbewahrt. Bruckschen: „Die Belegschaft und die Bevölkerung haben verstanden, dass der Jupp es ehrlich meint. Dieser Arbeitskampf wird unterbewertet. Wir haben erreicht, dass Rheinhausen erst 1992 endgültig dicht gemacht wurde, nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus politischen Gründen!“