Duisburg. . Die 36. Duisburger Filmwoche ist seit Montag eröffnet. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal Dokumentationen rund um das Thema “Räume“. Peter Landmann aus dem NRW-Kulturministerium nennt die Filmwoche “eines der ambitioniertesten und traditionsreichsten Festivals“.

Was wirklich und was erfunden ist, verschwimmt – auch angesichts der vielen TV-Sendungen, die nur vorgeben, Wirklichkeit zu zeigen. Da konnte Werner Ruzicka, Leiter der Filmwoche, selbstbewusst bei der Eröffnung des 36. Dokumentarfilm-Festivals am Montag Abend im Filmforum am Dellplatz ankündigen: „Die Filme werden beweisen, dass die Wirklichkeit keinen besseren Anwalt hat als den Dokumentarfilm.“ Filme, die im „bejammernswerten“ Programm auch der öffentlich-rechtlichen Sender keinen Platz mehr finden oder an die Ränder gedrängt werden, so Ruzicka.

Dass die Filmwoche ein „Arbeitsfestival“ sei, verstehe er als Kompliment für Duisburg, so Oberbürgermeister Sören Link. Je schneller die „Turbonachrichten“ auf die Menschen einprasselten, desto wichtiger sei der Dokumentarfilm.

„Eines der ambitioniertesten und traditionsreichsten Festivals“ nannte Peter Landmann aus dem NRW-Kulturministerium die Duisburger Filmwoche. Dass die Filmemacher „nur schwer oder gar nicht“ von ihrer Arbeit leben könnten, wie eine Studie gezeigt habe, sei eine „sehr unerfreuliche Erkenntnis“. Das Festivalmotto „Räume“ sei gut gewählt, öffneten Dokumentarfilme doch Räume zu Menschen und Themen, „zu denen wir sonst nicht gekommen wären“.

"Brammen und Pfirsiche" als Auftaktfilm

Das gilt im Ruhrgebiet allerdings nur bedingt für den Auftaktfilm „Brammen und Pfirsiche“, der als Uraufführung gezeigt wurde. Florian Pawliczek und Andy Michaelis haben darin von Herbst bis Winter Stahlkocher bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann im Süden der Stadt begleitet. Schließlich gehören im Ruhrgebiet seit über hundert Jahren lang Bilder vom Abstich oder von Zügen mit Stahlbrammen ebenso zum Alltag wie der Nachbar von der Hütte. Da mögen die Größe des Geländes, das die jungen Filmemacher erkunden, die gigantischen Maschinen und das immer wieder faszinierende Bild von kochendem Stahl den alteingesessenen Ruhri weniger beeindrucken.

Wer nicht mit diesen Bildern aufgewachsen ist, entdeckt neben dieser überwältigenden Kulisse auch Härte und Gefahr, Schmutz und Lärm, denen Stahlkocher standhalten. Hautnah erlebt man, wie ihnen das Auf und Ab der Branche zusetzt, wie sie versuchen, sich einzustellen auf den Abschied von einer Arbeit, die Familientradition ist. Die Kipplastfahrerin, die mit dem Baggerfahrer verheiratet ist, der Junggeselle, der nach der Schicht bei den Eltern vorbei schaut, der Kläranlagen-Kenner, der Tierpfleger werden wollte, der Betriebsrat, der vertrocknete Pfirsiche von einem Baum pflückt, der wild auf dem Gelände gewachsen ist: einfach stark.