Duisburg. Bis 2014 muss der Duisburger Stadtkonzern 30 Millionen Euro einsparen. Jetzt präsentierte der Vorstand der Belegeschaft das Sanierungspaket „Re-Power“. Demnach soll die Hälfte der Einsparsumme durch einen Personalkostenabbau erzielt werden. Zugleich werden aber auch alle anderen Ausgaben auf den Prüfstand gestellt.
Beim kommunalen Energieversorger und der Stadtkonzern-Holding DVV brechen harte Zeiten an: Bis 2014 muss Duisburgs Stadtwerke-Riese 30 Millionen Euro einsparen.
Das geht jedem der 4500 betroffenen Mitarbeiter vom Pförtner bis zum Vorstand direkt ans Portemonnaie. Außerdem sollen 100 Stellen über Teilzeit-Regelungen gestrichen werden. „Re-Power“ heißt das Sanierungspaket, das der Vorstand gestern auf zwei Betriebsversammlungen der Belegschaft präsentierte.
Der Handlungsdruck ist enorm
Die Zeit drängt: Der Energieversorger Stadtwerke steckt als Stromproduzent wegen fallender Strompreise bei gleichbleibenden Kosten und steigendem Preisdruck auf dem Markt in einer schweren Ertragskrise.
Zugleich droht dadurch eine schlechtere Bonität, also eine höhere Zinsbelastung, gar ein „baldiges Abrutschen in die Liquiditätskrise“ steht im Raum. „Der Handlungsdruck ist enorm“, gestand der neue Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Marcus Wittig am Mittwoch ein.
30 Mio. durch Personalkostenabbau zusammenbringen
Die Hälfte der 30 Millionen will der Stadtkonzern durch einen Personalkostenabbau zusammenbringen. 100 Mitarbeiter ab 55 Jahren sollen in eine auf sechs Jahre bezogene Altersteilzeit gehen – bei 83 Prozent des Nettogehaltes.
20 Millionen Euro müssen dafür 2013 als Rücklagen zunächst eingestellt werden – eine Belastung der Bilanz, die den Zuschussbedarf der Mutter Stadt kurzfristig anschwellen lässt. Noch am Nachmittag kam Wittig mit Stadtkämmerer Langner zusammen.
Spürbare Belastungen
Auf die Mitarbeiter kommen spürbare Belastungen von mehreren Hundert Euro, wenn nicht mehr, zu. Überstunden werden seltener bezahlt und stattdessen mit Freizeit ausgeglichen, Jubiläumszuwendungen und Leistungszulagen werden gestrichen, die Erfolgsbeteiligungen ausgesetzt, bis es dem Unternehmen wieder besser geht. Die Betriebsräte tragen das Restrukturierungspaket „unter Bauchschmerzen“ mit.
Ausgaben auf dem Prüfstand
Zugleich stellt der Konzern alle Ausgaben auf dem Prüfstand:
- Eine Kommission soll jede vorgesehene Investition prüfen.
- Die teure Lagerhaltung soll möglicherweise durch ein „Just-in-Time“-System ersetzt werden.
- Nicht benötigten Grundstücke sollen verkauft werden.
- Es gilt eine pauschale Budget-Kürzung bei Sachkosten von 15 %.
- Das ganze Haus soll nach unnötiger Doppelarbeit und nach Synergiemöglichkeiten in den Arbeitsabläufen durchforstet werden.
Auch Vorstandschef Wittig spricht von „schmerzlichen“ Maßnahmen, ist aber zuversichtlich, die anvisierte Summe zu erreichen. „Das ist kein Duisburger Problem. Wir müssen uns den Veränderungen stellen“, unterstrich Wittig.
Das sagen die Betriebsräte
Die Betriebsräte der Stadtwerke, der Holding DVV und der Verkehrsgesellschaft DVG tragen die mitbestimmungspflichtigen Maßnahmen des „Re-Power“-Paketes mit, die das Unternehmen vorgelegt hat. Sie taten es aber erst, nachdem Ex-Stadtwerke-Chef Janning, zu dem ihr Vertrauensverhältnis gestört war, seinen Hut genommen hatte.
Jetzt heißt es vom Betriebsratsvorsitzenden Axel Prasch: „Den Mitarbeitern ist die Situation bekannt. Man spürt ein Wir-Gefühl. Wir haben unter Bauchschmerzen zugestimmt“. Und Karl Heinz Staniewski ergänzt: „Die Kollegen müssen das Licht am Ende des Tunnels sehen. Es geht darum, langfristig die Arbeitsplätze zu sichern.“
Entlassungen und Privatisierungen abgelehnt
Mit den jetzigen Maßnahmen und dem geplanten Personalabbau sei aber „eine Grenze“ erreicht: „Mehr geht nicht, wenn die Aufrechterhaltung der täglichen Arbeit nicht gefährdet werden soll“, warnt Staniewski. Es werde „schwierig“, so Prasch die Arbeit mit 100 Leuten weniger zu erledigen. Entlassungen oder Privatisierungen hätte der Betriebsrat kategorisch abgelehnt. Wichtig sei, dass alle Lasten trügen, auch die Führungskräfte und Vorstände.
In Richtung CDU gab Staniewski die Warnung aus, keine Parteipolitik ins Unternehmen zu tragen. Dass Janning weg sei, habe nichts mit seinem CDU-Parteibuch zu tun.