Zu seinem Rückzug hat sich der scheidende DVV-Boss Dr. Hermann Janning bisher nicht geäußert. Ein Stimmungsbild der Gemütslage des Mannes, der mehr als sechs Jahre lang an der Spitze der wichtigsten Stadttochter stand, lässt sich aber dem vierseitigen Schreiben entnehmen, das Janning den Aufsichtsräten als Abschiedsbrief hinterlassen hat. Und darin erklärt er sowohl sein Bedauern als auch indirekt sein Unverständnis darüber, wie es dazu kam, dass er das Unternehmen verlassen hat.
Jedenfalls sei für Janning kein „sachlicher oder inhaltlicher Streit dafür erkennbar“ gewesen. Vor seiner Vertrags-verlängerung im März dieses Jahres sollen die Betriebsräte noch an den OB geschrieben haben, dass Janning „das uneingeschränkte Vertrauen des Konzernbetriebsrats sowie der Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten“ genossen habe. „
Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen vermisst
Was über Jahre bis Frühjahr 2012 galt, scheint mit einem mal nicht mehr zu gelten“, schreibt Janning jetzt an die Aufsichtsräte: die Arbeitnehmervertreter hätten ihm erklärt, kein Vertrauen mehr zu besitzen und darüber jede Gesprächsbereitschaft verweigert; die Vorstandsrunde habe von mangelnder Unterstützung des Vorstandsvorsitzenden durch die Führungsebene gesprochen; zudem sei kritisiert worden, dass er sich zu sehr um die Steag und Verbandsaktivitäten gekümmert habe.
„Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen“ habe Janning in den vergangenen Wochen vermisst, er schreibt von „persönlichem Schmerz“ und einer „zutiefst menschlichen Enttäuschung“. Allerdings müsse er es akzeptieren, mit „aller persönlichen Disziplin“, „professioneller Haltung“ und der „Verantwortung gegenüber dem Unternehmen“.
Brief and die Mitarbeiter
In Jannings Brief an seine Mitarbeiter vor drei Wochen klang das noch anders: Das bevorstehende Restrukturierungsprogramm erfordere eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen ihm und den Betriebsratsspitzen, schrieb Janning: „Nach den Gesprächen mit den Betriebsräten stelle ich jedoch fest, dass dieses Vertrauensverhältnis wechselseitig gestört und eine Annäherung in Sachfragen dadurch nicht möglich ist.“
Sein Brief an die Aufsichtsräte, den er bei der Sitzung am Dienstagabend verteilen ließ, hatte aber wohl noch einen anderen Hintergrund: Es war gleichzeitig sein Appell, ihm das Mandat im Aufsichtsrat der Steag weiterhin zu überlassen. Evonik und die Gewerkschaft IGBCE hätten sich gegenüber OB Sören Link „klar und deutlich für Kontinuität im Aufsichtsrats-Vorsitz“ ausgesprochen. Auch bei Investoren und Banken sei durch den Streit um den Vorsitz „erhebliche Unsicherheit“ entstanden, was der Steag schaden würde.
Appell blieb ungehört
Der Appell blieb bei der Mehrheit der Aufsichtsräte allerdings ungehört. Sie beschlossen, dass Janning im Zuge des Auflösungsvertrags auch sein Steag-Aufsichtsratsmandat bis zum Jahresende niederlegen soll.
Nach NRZ-Informationen will das Konsortium der sieben Stadtwerke bereits in der kommenden Woche über einen Kandidaten für die Nachfolge an der Spitze des Steag-Aufsichtsrates beraten.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.