Duisburg. Eine Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook will den “Gläsernen Hut“ wiederhaben. Das gläserne Rondell mit Gastronomie und Lädchen, das von 1956 bis 1981 an der Duisburger Mercatorstraße stand, war einst ein Wahrzeichen der Stadt. Doch allen Wünschen zum Trotz: So wie damals wäre der Bau heute nicht mehr möglich.
„Wir wollen den Gläsernen Hut wiederhaben“, schallt es durch die virtuelle Welt der Online-Netzwerke – auf Facebook zum Beispiel –, seitdem die Planung für die Bahnhofsplatte in der Duisburger Innenstadt von vorne beginnt. Für die Jüngeren: Der Gläserne Hut, das war für 25 Jahre, von 1956 bis 1981, so was wie das Wahrzeichen Duisburgs: ein gläsernes Rondell mit Gastronomie und Lädchen, an der Mercatorstraße gelegen, mit Exklusivblick auf die Stadtautobahn (A 59 ).
Karlheinz Schauenburg amüsierte es, als er jüngst las, dass er, der Architekt des Gläsernen Hutes, noch lebe – als ob das sensationell sei. 84 ist er mittlerweile zwar, lebt in Speldorf, in Steinwurfnähe zur Stadtgrenze und erfreut sich bester Gesundheit. Der Gläserne Hut war damals sein vielleicht zweiter oder dritter Auftrag als junger, selbstständiger Architekt in Duisburg. Gerade mal 27 Jahre alt war er und zog mit dem Auftrag ein Traumlos. „Das war ein Lebenserlebnis, den Gläsernen Hut bauen zu dürfen“, sagt er heute noch. Und hält doch nichts davon, das dereinst hoch gelobte Rondell als Kopie wieder zu errichten. Alles hat seine Zeit. So reagierte er schon, als der Abriss 1981 erfolgte: „Man muss sich irgendwann von seinem Kindern trennen können“, sagte er 2006, zum 50-Jahr-Gedenken an „seinen“ Hut. Bauen würde er ihn heute allerdings so wie damals.
Gebaut 1956, abgerissen 1981 1956: Der Gläserne Hut, der im Auftrag der Verkehrsbetriebe damals als DVG -Pavillon gedacht war, war fraglos ein Kind seiner Zeit. Ein modernes Kind aus Glas und Stahl zwischen Wirtschaftswunder und Nierentisch, mit gewagter Architektur und statischer Raffinesse. Und einem gehörigen Schuss „Bauhaus“, also der Gestaltungswelt der 20er und 30er Jahre zwischen Avantgarde und Moderne, die in ihrem ganzheitlichen Anspruch nicht nur Gebäude entwarf, sondern Gebrauchsgegenstände vom Küchenlöffel bis zum Sitzmöbeln.
Pralles Leben von der schummrigen Kajütte bis zum sonnigen Bellevue
Ob in der schummrigen Kajütte mit Aquarium und Steuerrad und einem Seilhandlauf vom Ruhrorter Schiffshandel oder an der Theke in der (Hut-)„Krempe“ im Erdgeschoss mit eiförmiger Theke und Schwinghockern oder im gläsernen „Bellevue“ mit der Sonnenschirm-beschirmten Terrasse und seinen 100 Sitzplätzen: Der Gläserne Hut war viele Jahre der beliebte City-Treff zum Ausgehen.
Dort traf man sich, zischte ein Pils zum „Lumpensalat“ oder Tartarbrötchen für einsfünfzich oder speiste à la carte unterm drehenden Stern. Mit Blick auf den rauschenden Verkehr der Nord-Süd-Achse – Duisburg die Großstadt. Gar mit dem legendären Café Kranzler in Berlin wurde der Hut verglichen, farbige Postkarten zeigten das Wahrzeichen. Als „frech, farbenfroh und trotzdem charmant“ lobte die Gastronomie-Fachwelt das ungewöhnliche Rondell aus Duisburg.
Zum Ende wurde es ein einsamer Hut Mit dem damaligen Pächter Fritz Mindermann, der auch das Bahnhofshotel führte, stand ein gewiefter Wirt an der Theke, erinnert sich Schauenburg. Duisburgs Oberbürgermeister August Seeling ließ es sich nicht nehmen, zur feierlichen Eröffnung zu kommen. Die Reihe der folgenden Partys und Veranstaltungen war lang, der Hut wurde zum gesellschaftlichen Treff der Stadt. Zum Ende hin, auch das ist Geschichte, wurde es einsamer im den Hut, standen die Geschäfte leer, verlor der Hut auch seine Bedeutung als Pavillon der DVG . (-er)
Schauenburg blieb dieser im Studium in Stuttgart aufgesogenen Formsprache treu: Er entwarf nicht nur den Hut als Hülle, sondern hatte auch bei der Innenarchitektur den Hut auf, er zeichnete Mobiliar und Theke, ließ das 18 Meter lange Büfett nach seinen Plänen bauen und kreierte nebenbei auch den Schriftzug „Gläserner Hut“ mit dem keck schrägen Sektglas nebst Hut, versteht sich. Speisekarten, Kaffeetassen, Servietten, Löffel zierte der Name im 50er Jahre-Look.
„Kajütte“, die Bar im Keller Allen Wünschen zum Trotz: Der Gläserne Hut könnte so gar nicht mehr (nach-)gebaut werden. Denn er krönte dereinst zur Fertigstellung der Stadtautobahn einen der Widerlager der Brücke über die Trasse, passte sich eben dem Betonrund an. Schauenburg ließ Bullaugen hineinschneiden, fertig war die „Kajütte“, die Bar im Keller.
Aus einer alten Rheinbrücke in Hochfeld ließ es zwei mächtige Stahlträger in die Innenstadt wuchten und betonierte sie aufrecht ein. Daran wurden die ausladenden Kragplatten gesetzt. Stahlskelett und Glas an den Rand platziert und fertig war der Gläserne Hut, auf dem sich der Stuttgarter Stern drehte. Stattliche 3000 Mark im Monat ließ sich Mercedes die markante Werbung kosten. Und schon damals war vertraglich fixiert: Nach 25 Jahren kommt der Abriss für den vorausgeplanten Ausbau der „Nord-Süd-Achse“.
Heute ist ein Deckel auf der Autobahn. Statt des dreidimensionalen Raums mit Tiefe ist da nun nur noch (triste) Fläche, lehrt Schauenburg sein geschultes Auge. So grün und so kommunikativ wie möglich sollte der Platz sein, rät er den Planern. Und tunlichst nicht verbaut – auch nicht mit einem Gläsernen Hut.
Duisburgs Gläserner Hut
Der Bau der Duisburger Stadtautobahn und der Gläsene Hut vor seiner Eröffnung.
© WNM
1957 wurde die A 59 als Stadtautobahn eröffnet. Viele Schaulustige standen damals am sogenannten Gläsernen Hut (rechts).
© Stadtarchiv Duisburg
Von der Terrasse des Gläsernen Hutes aus hatten die Gäste die beste Sicht auf die Autobahn und den Duisburger Hauptbahnhof.
© Stadtarchiv Duisburg
Der Gläserne Hut (hier 1957) wurde bereits 1956 eröffnet. Der Pavillon war eine Wartehalle für Passagiere der DVG.
© Suhan
© WAZ
Zum Publikumsmagneten machten ihn aber die Geschäfte und die Gastronomie im Erdgeschoss.
© Suhan
Das legendäre Bellevue: Besonders beliebt war die Sonnenterrasse unter dem Mercedes-Stern, auf der etwa 100 Besucher Platz hatten.
© Schauenburg/WAZ
In den Keller lockte eine Schifferkneipe: In der Krempe feierten diese Duisburger 1974 die Fußball-Weltmeisterschaft.
© waz
Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
© waz
Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
© waz/schauenburg
Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
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Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
© waz
Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
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Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
© WAZ FotoPool
Als Anfang der 80er die U-Bahn gebaut und die Straßenführung verändert wurde, musste der Gläserne Hut abgerissen werden.
© Rolf Preuss
Er dachte sich das Kult-Gebäude als junger Architekt aus: Karlheinz Schauenburg, hier im November 2012. Zur Eröffnung 1956 lobte die Zeitung die Architektur als "frech, farbenfroh und elegant".
© STEPHAN GLAGLA / WAZ
Er dachte sich das Kult-Gebäude als junger Architekt aus: Karlheinz Schauenburg, hier im November 2012. Zur Eröffnung 1956 lobte die Zeitung die Architektur als "frech, farbenfroh und elegant".
© STEPHAN GLAGLA / WAZ
Künstler Helmut Hoffmann malte der Gläsernen Hut.
© waz/schauenburg
Künstler Helmut Hoffmann malte der Gläsernen Hut.
© STEPHAN GLAGLA / WAZ
Bilder aus 112 Jahren Stadtgeschichte in Duisburg
1900: Im Hafen zur Jahrhundertwende: Über einen Kohlenkipper (rechts) wurden die Frachtkähne beladen. Eine harte Arbeit.
© Stadtarchiv Duisburg
1901: Die Schlote der Schlepper qualmten, als die Ruhrorter Schifferbörse ihre Geschäfte aufnahm.
© WAZ-Archiv
1902: Würdige Herren nahmen für den Fotografen Aufstellung bei der feierlichen Grundsteinlegung für das Rathaus in Hamborn. Damals war Hamborn noch eigenständig.
© Hamborner Verlag
1903: Einen gotischen Turm erhielt die in ihrem Ursprung ebenfalls gotische Salvatorkirche in der Duisburger Innenstadt bei ihrem Umbau. Das Innere der Kirche wurde vom Kölner Maler Bardenhewer restauriert. Der neue Turm des evangelischen Gotteshauses fiel später dem Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
© Stadtarchiv Duisburg
1904: Zur Verabschiedung des Chefs nahm die Belegschaft des Stadtbauamtes Aufstellung vorm Rathaus.
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1905: Im ältesten Teil des Hafens, dem Ruhrorter Werfthafen, herrschte reger Betrieb.
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1906: Brücken hatten für Duisburg stets einen hohen Stellenwert. 1906 entstand eine neue Verbindung nach Ruhrort in Form einer modernen Stahlbogen-Konstruktion - entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack an der Landseite mit Türmchen verziert.
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1907: Knochenarbeit in der Stahlindustrie: eine Probennahme am einem der Hochöfen der Gewerkschaft Deutscher Kaiser (GDK), der späteren August-Thyssen-Hütte. Von Schutzhelmen und -kleidung für die gefährliche Arbeit in größter Hitze sprach zur Kaiserzeit noch niemand.
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1908: Vor der Kulisse der Montanindustrie herrschte munteres Treiben auf dem Hamborner Altmarkt, der zu dieser Zeit noch relativ luftig bebaut war. Die Inhaber der Läden in den mit prächtigen Fassaden versehenen Geschäftshäusern am Markt präsentierten ihre Waren sogar in Schaufenstern im Obergeschoss.
© WAZ FotoPool
1909: Drei Benzinkutschen bildeten den kompletten Fuhrpark der GDK. Die Montanindustrie nutzte vor allem die Eisenbahn, aber auch das Pferdefuhrwerk hatte in der Industrie noch nicht ausgedient.
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1910: Karl (kleines Bild) und Peter Strack starteten zum ersten Motorflug in Duisburg mit ihrem äußerst filigranen Eindecker.
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1911: Mit einem PS beförderte die Königlich preußische Post Pakete und Päckchen.
© Privat
1912: Bierkutscher im wahrsten Sinne des Wortes lieferten den "königlichen" Gerstensaft aus - und die motorisierte Konkurrenz stand auch schon am Start.
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1913: Als stolze Ligameister beendeten die Kicker vom Duisburger Spielverein die Saison 1912/13. Der Verein war lange Zeit das Aushängeschild des Duisburger Fußballs. Erst später wurden die Rivalen aus Meiderich die Nummer 1 im Ringen um Tore, Punkte, Meisterschaften
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1914: Unglaublicher Jubel begleitete in Deutschland wie auch in anderen Ländern Europas den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Kriegsfreiwillige strömten in Massen auf dem König-Heinrich-Platz zusammen, alle glaubten an einen schnellen Sieg wie noch im deutsch-französischen Krieg 1870/71.
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1915: Die Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen, die Frauen rückten nach an die Werkbänke, um für den Nachschub der Kriegsmaschinerie zu sorgen. Ob bei der Produktion von Geschossen oder auch als Schaffnerinnen bei der Straßenbahn - ohne Frauenarbeit lief nichts mehr.
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1916: Mit lockeren Sprüchen an den Waggons und entsprechender Siegeszuversicht rückten die Soldaten aus zum Kampf an der Front.
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1917: Leben im Lazarett: In der Heimat kurieren die Verwundeten des Weltkrieges ihre Verletzungen aus.
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1918: Arbeiter- und Soldatenräte regieren, in Hamborn demonstrierten Mitte Dezember streikende Bergleute auf dem Hamborner Altmarkt.
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1919: Kommunisten drohen zu putschen, Duisburgs Einwohnerwehr wird dagegen aufgestellt.
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1920: Mit schweren Waffen schützte die Reichwehr das Rathaus beim Ruhr-Aufstand. In vielen Ruhrgebietsstädten kam es zu blutigen Kämpfen. Diese Aufnahme ist auf den 3. April 1920 datiert.
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1921: Wintervergnügen im Volkspark Schwelgernbruch. Zu Hunderten wagten sich die Hamborner Bürger aufs glatte Eis - trotz aller Nöte, die Krieg und Nachkriegszeit mit sich gebracht hatten. Schlittschuhe hatte noch längst nicht jeder.
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1922: Mit aufgepflanztem Bajonett paradieren französische Soldaten am 14. Juli, ihrem Nationalfeiertag, durch Duisburg. Mit ausgebliebenen Reparationszahlungen hatten die Siegermächte ihren Einmarsch an der Ruhr begründet. Die Deutschen reagierten mit passivem Widerstand, aber auch mit vereinzelten Anschlägen auf Truppen und Versorgungseinrichtungen der Besatzer.
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1923: Im Zuge der Ruhrbesetzung nutzen belgische Truppen das Duisburger Realgymnasium (später Steinbart-Gymnasium) als Unterkunft.
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1924: Reger Schiffsverkehr mitten in der Duisburger Altstadt. Wer vorankommen wollte, musste sich eines Nachens bedienen. Die gesamte Altstadt, im Bild die Gegend um das Schwanentor, stand unter Wasser. 1929 stieg der Pegel dann auf Rekord-Niveau.
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1925: Die einen schwenkten die Hüte, andere grüßten mit der Hand an der Pickelhaube, als Reichspräsident Paul von Hindenburg nach dem Ende der Ruhrbesetzung am 18. September nach Duisburg kam. Begrüßt wurde er von Oberbürgermeister Karl Jarres, der ebenfalls bei der Präsidentenwahl kandidiert hatte.
© Stadtarchiv Duisburg
1926: Die "Linie D" verband die beiden Großstädte Duisburg und Düsseldorf. Beschleunigung hieß schon damals die Devise, die Schnellstraßenbahn verfügte über einen eigenen zweigleisigen Bahnkörper und windschnittige Fahrzeuge. Die Verbindung besteht als Stadtbahn noch heute. Eine Aufnahme vom 1. Mai, hier in Huckingen über den Angerbach.
© WAZ-Archiv
1927: Die Stadt mit dem größten Binnenhafen der Welt war schon vor über 80 Jahren Schauplatz einer Schifffahrts-Ausstellung, die mehr als zwei Monate dauerte. Im Bild zu sehen ist ein Plakat, das an der Ostseite des Hauptbahnhofs für die Schau warb.
© Stadtarchiv Duisburg
1928: Massenarbeitslosigkeit stand am Ende der goldenen Zwanziger. Vor dem Arbeitsamt am Burgplatz in der Innenstadt warteten Tag für Tag Männer auf irgendeine Beschäftigung - meist vergebens. Zeitweise ist mehr als jeder dritte Arbeitnehmer in Duisburg ohne Arbeit.
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1929: Das Luftschiff "Graf Zeppelin" ermöglichte den Blick auf Hochfeld und seine von den rauchenden Schloten der Industrie geprägte Rheinfront.
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1930: In den 30er Jahren hatte Duisburg seinen eigenen Flugplatz in Neuenkamp. Später starteten dort Hitlers "Stukas".
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1931: "Hochgeschwindigkeitszüge" sind keine Erfindung unserer Tage. Vor 80 Jahren sauste der sogenannte "Schienen-Zeppelin", angetrieben von einem Heck-Propeller, über die Bahnstrecke am Kalkweg in Wedau - begeistert angefeuert von Schaulustigen.
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1932: Eine Nazi-Hochburg war Duisburg nicht, die Wahlergebnisse der NSDAP blieben stets deutlich unter dem Reichsdurchschnitt. Dennoch füllten die braun uniformierten Rechtsradikalen und ihre Anhänger bei einer Kundgebung mit Adolf Hitler das Wedaustadion.
© Stadtarchiv Duisburg
1933: Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers zeigten sich die Nazis von ihrer widerwärtigsten Seite. SA-Männer postierten sich am 1. April vor den Läden jüdischer Besitzer (im Bild ein Geschäft in der Münzstraße) und riefen die Volksgenossen zum Boykott auf.
© WAZ-Archiv
1934: Von großem Propaganda-Rummel begleitet wurde der Baubeginn der Autobahn am Kaiserberg am 21. März.
© WAZ-Archiv
1935: Der im Jahr zuvor eröffnete Zoo hatte sich in kürzester Zeit zum Publikumsmagneten entwickelt. Im Bild die Vogelgehege.
© Stadtarchiv Duisburg
1936: Die Beschäftigung nahm zu, doch das Bild vom friedlichen Treiben auf der Königstraße trügt: Die Nazis unterdrückten brutal alle Andersdenkenden.
© WAZ-Archiv
1937: Das Militär rückte in den Mittelpunkt. Massen säumten das Ufer beim Besuch der Ersten Schnellboot-Flotille. Acht Boote lagen vom 1. bis 3. August im Hafen.
© Stadtarchiv Duisburg
1938: In Deutschland brannten die Synagogen, auch die in Duisburg und Ruhrort (im Bild). Juden wurden misshandelt, getötet. Bald darauf rollten die ersten Züge in die Vernichtungslager.
© WAZ-Archiv
1939: Die Flak-Mannschaften bereiteten sich auf den Ernstfall vor, der dann anders kam als erwartet: Blitzsiege standen am Anfang des Krieges, endlose Bombennächte sollten folgen.
© Stadtarchiv Duisburg
1940: Die Rüstungs-Industrie brauchte Metall in großen Mengen. Kirchenglocken wurden eingeschmolzen, die Denkmäler des ehemaligen Reichskanzlers Bismarck und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal lieferten den Rohstoff für Granaten.
© Stadtarchiv Duisburg
1941: Der Bombenkrieg begann. Eilig wurden noch heute unübersehbare Hochbunker errichtet, Tiefbunker gegraben und betoniert. Wie hier der Bunker unter dem Dellplatz im Mai 1941.
© Stadtarchiv Duisburg
1942: Duisburg als Stahlstadt war ein vorrangiges Ziel der alliierten Bomberflotten, die bei Tag und Nacht angriffen. Anfang August traf es die Esch-Werke in Großenbaum.
© Stadtarchiv Duisburg
1943: Trotz Flak und deutschen Jagdfliegern wurde die Stadt immer wieder von Bombern heimgesucht. Beim schwersten Angriff, in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai, trafen die Bomben der Alliierten auch das Rathaus.
© Stadtarchiv Duisburg
1944: Bis zum bitteren Ende marschierten die Soldaten an die Fronten von Tunis bis Stalingrad. Im Bild zu sehen ist eine Kolonne am Schwanentor.
© Stadtarchiv Duisburg
1945: Zwölf Jahre dauerte das "Tausendjährige Reich der Nazis". Am 12. April hissten Soldaten der 9. US-Armee das Sternenbanner auf dem Dach des Duisburger Hofes.
© Hamborner Verlag
1946: Die Hinterlassenschaften der Nazis. Hungernde Menschen im Lumpen lebten in den Trümmern der Stadt.
© DGA-Archivbild
1947: Was nicht zerstört war, wollten die Sieger abbauen. Thyssen-Arbeiter wehrten sich gegen die drohende Demontage.
© WAZ-Archiv: Hans Reissner
1948: Trümmerberge am Burgplatz. Der Wiederaufbau begann.
© Stadtarchiv Duisburg
1949: Planck-Primaner sammelten für den Wiederaufbau des Theaters.
© Stadtarchiv Duisburg
1950: Nahezu alle wichtigen Verkehrsverbindungen waren am Kriegsende zerstört. "In Gottes Namen" wurde am 3. Juli die Brücke nach Rheinhausen eröffnet.
© Stadtarchiv Duisburg
1951: Duisburg nahm Abschied von Karl Jarres, Oberbürgermeister von 1914 bis 1933.
© Stadtarchiv Duisburg
1952: Auch in Zeiten des Hungers hungerte man nach Kultur. Das Stadttheater war 1950 schon wieder aufgebaut worden, zwei Jahre später zeigte sich der Zuschauerraum im neuen Glanz.
© WAZ-Archiv
1953: Noch fuhren Raddampfer auf dem Rhein, noch beherrschten Kriegsschäden die Stadtkulisse. Doch der Neuaufbau setzte Zeichen, etwa mit der architektonisch und technisch reizvollen Friedrich-Ebert-Brücke von Homberg nach Ruhrort. Am 18. Dezember wurde sie dem Verkehr übergeben.
© WAZ-Archiv
1954: Noch lange Jahre lebten viele Duisburger, zu denen zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene kamen, in sogenannten Nissenhütten (im Bild zu sehen ist eine Notsiedlung an der Oswaldstraße/Reinholdstraße in Vierlinden), die nicht komfortabel waren, aber ein Dach über dem Kopf boten. Zudem waren diese Wellblech-Unterkünfte schnell aufzubauen.
© Stadtarchiv Duisburg
1955: Für elf Jahre gab es eine Helikopter-Verbindung von Duisburg nach Belgien und Holland.
© Stadtarchiv Duisburg
1956: Das Bundesverfassungsgericht verbot die Kommunistische Partei. Die KPD-Geschäftstelle an der Antonienstraße wurde geschlossen. Größere Erfolge hatte die KPD nach dem Krieg in der Stadt nicht mehr - die SPD dominierte eindeutig.
© WAZ-Archiv: Wolfgang Hub
1957: Lustige Zeiten. Elefant Tschisché zu Besuch bei Oberstadtdirektor Seydaak im Rathaus.
© Stadtarchiv Duisburg
1958: Peter Hoffmann aus Beeckerwerth wurde als 500.000. Einwohner Duisburgs am 24. September geboren.
© WAZ-Archiv: Reissner
1959: Das Wirtschaftswunder rollt. Volksliebling wird der VW Käfer, und der Zoo erhält als Blickfang die damals hochmoderne "Expo-Brücke" über die Autobahn.
© Stadtarchiv Duisburg
1960: Die Kriegsschäden waren größtenteils beseitigt, die Konjunktur brummte - und trotzdem sind die 60er Jahre als eine gemütliche Zeit in Erinnerung geblieben. Als Nachbarn sich noch kannten und an Zaun oder Fenster dem Plausch frönten. Im Bild eine Impression von der Friedrich-Ebert-Straße in Beeck.
© DGA-Foto: Raschkewitz
1961: Man gönnt sich wieder etwas. Auf noch recht spartanischem Gestühl genossen die Duisburger die Sonne im Kantpark.
© Stadtarchiv Duisburg
1962: Die Kohlekrise erwischte auch Duisburg. Im Dezember wurde die Zeche Neumühl stillgelegt.
© Hamborner Verlag
1963: Volles Haus im Wedaustadion. 40.000 Zuschauer sahen beim 1. Bundesliga-Heimspiel des MSV Duisburg einen 3:1-Sieg über Eintracht Frankfurt. Der Meidericher SV belegte am Ende der Saison Platz 2 in der Tabelle und wurde so erster Bundesliga-Vizemeister. Trainer damals: "Riegel-Rudi" Gutendorf. Im Tor stand Manfred Manglitz, im Sturm Weltmeister Helmut Rahn.
© Stadtarchiv Duisburg
1964: Eine neue Adresse für moderne Kunst entstand mit der feierlichen Eröffnung dse Wilhelm-Lehmbruck-Museums am 5. Juni. Der Kantpark wurde durch die Skulpturen ebenfalls zum Kunst-Schauplatz.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1965: Mit seinem eigenen Füllfederhalter leistete Oberbürgermeister August Seeling Hilfestellung für Englands Königin Elisabeth II. Das offizielle Schreibgerät für den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt streikte.
© Presseamt Stadt Duisburg
1966: Die ganze Nation verfolgte Duisburgs Zoo-Direktor Dr. Wolfgang Gewalt bei seiner Jagd auf den weißen Wal im Rhein, der letztlich doch noch einen Weg zurück ins offene Meer fand.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1967: Zehn Jahre zuvor feierte der Bergbau im IHK-Bezirk mit 9,6 Millionen Tonnen den Höchststand der Kohleförderung. Die Kohle von der Ruhr war Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik - und von da an ging's bergab. Von neun Zechen blieben nur noch zwei, auf Duisburger Stadtgebiet war nur noch die Schachtanlage Walsum in Betrieb. Gründe für die Kohlekrise: Konkurrenz durch Erdöl, Erdgas und billigere Importkohle, Rationalisierungen bei der Stahl-Industrie, der Energiewirtschaft und bei der Bahn, den Großabnehmern der heimischen Steinkohle.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1968: Der Umzug der Pädagogischen Akademie Kettwig nach Neudorf war abgeschlossen. Duisburg war auf dem Weg zur Universitäts-Stadt. 1972 wurde dann die Gesamthochschule gegründet.
© Stadtarchiv Duisburg
1969: Über den Spaghetti-Knoten am Kaiserberg rollte der Verkehr. Das Kreuz galt mit seinen verschlungenen Autobahnen und Zubringern als größtes deutsches Verkehrsbauwerk. Am 30. Mai wurde er eröffnet.
© WAZ-Archiv
1970: Die Zeit der Miniröcke war auch eine Zeit der internationalen Begegnungen. Städtepartnerschaften führten Europas Gemeinden zueinander. Oberbürgermeister Arnold Masselter begrüßte eine Delegation aus der britischen Hafenstadt Portsmouth, Partnerstadt seit 1950. 1964 folgte Calais (Frankreich), 1973 Lomé (Togo), 1982 Wuhan (China), 1985 Vilnius (Litauen, damals noch Teil der Sowjetunion), 2005 Gaziantep (Türkei), 2007 Perm (Russland), 2008 San Pedro Sula (Honduras).
© Presseamt Stadt Duisburg
1971: Dominierten 20 Jahre zuvor noch runde Käfer-Formen das Duisburger Stadtbild, zeugten die Karossen der 70er vom neuen Wohlstand.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1972: Sogar die Treppen des Hörsaals waren besetzt bei der Eröffnung des ersten Semesters der Universität-GH Duisburg am 7. August. Später erhielt die Hochschule den Namen des Geographen Gerhard Mercator, bevor sie 2003 mit der Uni-GH Essen fusionierte. Links Gründungsrektor Professor Helmut Schrey.
© WAZ-Archiv: Anhöck
1973: Bei Thyssen Stahl in Schwelgern wurde am 6. Februar der "Schwarze Riese", der größte Hochofen Europas, angeblasen. Die gigantische Schmelze liefert seither bis zu 20.000 Tonnen Roheisen pro Tag.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1974: Beckenbauer und Müller sorgten für überschäumende Freude bei Kneipenwirten (hier im Gläsernen Hut über der A59), Farbfernseh-Lieferanten und anderen Fußball-Fans. Deutschland wurde Weltmeister durch einen 2:1-Sieg über die Niederlande.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1975: Ausdauer bewies Josef Krings (vor Franz-Josef Antwerpes) nicht nur beim Erwerb des Sportabzeichens. Er war Oberbürgermeister von 1975 bis 1997.
© Stadtarchiv Duisburg
1976: Im Dezember fuhren die Bergleute der Zeche Friedrich Thyssen 2/5 zur letzten Schicht ein. Wie an vielen Bergbau-Standorten im Revier wurden die Förderanlagen anschließend beseitigt. Die Fördertürme, für Jahrzehnte Wahrzeichen der Region, fielen der Kunst der Sprengmeister zum Opfer. In Hamborn blieb eines der Fördergerüste erhalten, in Homberg sogar ein noch älterer Malakoff-Turm.
© WAZ-Archiv: Terbrüggen
1977: Die britische Rhein-Armee, fester Bestandteil des städtischen Lebens bis in die 90er Jahre, lud regelmäßig ein in die Kaserne.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1978: 1700 Wohnungen der alten Rheinpreußen-Siedlung fielen den Abrissbaggern zum Opfer, um Platz zu schaffen für den Bau von bis zu 20-geschossigen Wohntürmen. Gegen weiteren Kahlschlag formierte sich eine Bürgerinitiative, 1979 traten Mieter sogar in einen 18-tägigen Hungerstreik vor dem Rathaus. Letztendlich blieben rund 500 Wohnungen der idyllischen Siedlung erhalten.
© WAZ-Archiv
1979: Eine 500 Meter hohe Rauchsäule stand über dem Hafen, als die Tanks der Ötag Anfang Oktober brannten. Fast hätte Neuenkamp evakuiert werden müssen.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1980: Mit dem Bau der sogenannten Keksdosen in Neudorf erhielt die junge Universität Duisburg ein unverwechselbares Markenzeichen. Doch trotz aller Neubauten blieb es eng in Hörsälen und Seminarräumen, weil die Zahl der Studierenden in den Folgejahren rapide anstieg.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1981: Ganz Deutschland blickte am 28. Juni nach Duisburg, als der erste "Schimi"-Tatort "Duisburg-Ruhrort" mit Götz George und Eberhard Feik als Christian Thanner ausgestrahlt wurde. Das Bild entstand bei der ehemaligen Schiffswerft Lünnemann.
© WDR
1982: Die Friedensbewegung war unübersehbar. Ostermärsche wurden zu Massenveranstaltungen - der Protest richtete sich gegen die stetige Aufrüstung.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1983: Lothar Günther Buchheim (hier mit Johannes Rau), Maler, Kunstsammler und Autor ("Das Boot") war ein gern gesehener Gast in deutschen Gemeinden, die wie Duisburg hofften, seine Kunstsammlung in einem Museum ausstellen zu können. Doch das Projekt platzte - Vorfreude wich der Verärgerung.
© Stadtarchiv Duisburg
1984: Einen neuen Eingang erhielt die Innenstadt mit dem Bau des Averdunk-Zentrums, einer damals zeitgemäßen Ladenpassage mit Hotel und Büro-Etagen.
© WAZ-Archiv: Rolf Preuß
1985: Günter Wallraff präsentierte am 21. November sein Buch "Ganz unten". Es handelt von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen türkischer Leiharbeiter in der Duisburger Stahl-Industrie, die der Autor als "Ali" verkleidet selbst erlitten hatte.
© WAZ FotoPool
1986: Die Stadt beschloss den Abriss des Esch-Hauses. Seit den 70er Jahren hatte das unabhängige Jugendzentrum an der Niederstraße Besucher, Rock-Musiker und Künstler der freien Szene begeistert. Nachbarn und die Stadtspitze waren hingegen verdrossen. 1987 rollten die Bagger an.
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1987: Die Krupp-Konzernführung gab bekannt, dass das Hüttenwerk in Rheinhausen geschlossen werden sollte. Fast 100 Jahre hatten die Kruppianer dort Eisen geschmolzen und Stahl gekocht. Nun kochten sie vor Empörung. Doch Protestaktionen und Brücken-Sperrungen sorgten nur für einen Aufschub der Schließung. 1993 war endgültig "Schicht".
© WAZ-Archiv: Heinz Anhöck
1988: Aus den Krisen- und Elendsgebieten in aller Welt kommen immer mehr Flüchtlinge in die Bundesrepublik. In Meiderich diente zeitweise eine Turnhalle neben dem Bezirksamt als Notunterkunft für die Asylbewerber.
© WAZ FotoPool
1989: Studentische Sportler aus aller Welt trafen sich zu einer fröhlichen und unbeschwerten Universiade. Und die Stadt stellte unter Beweis, dass sie gleichsam aus dem Stand ein Großereignis von internationalem Rang organisieren konnte.
© Stadtarchiv Duisburg
1990: Duisburg strebte dem Himmel entgegen mit dem Bau des 115 Meter hohen Fernmeldeturms an der Saarstraße.
© Luftbild: Hans Blossey
1991: Das auf dem Thyssen-Gelände geplante Entsorgungszentrum Duisburg (EZD) sorgt für viele Protestaktionen.
© WAZ FotoPool
1992: Grünes Licht für Duisburgs erste U-Bahn-Strecke unter der Innenstadt gaben NRW-Minister Günther Einert, DVG-Chef Günther Erbe und Stadt-Direktor Richard Klein am 11. Juli. Für Furore sorgten die künstlerisch gestalteten Bahnhöfe. Inzwischen haben sich die Tunnelbauer schon unter der Ruhr hindurch Richtung Norden gebuddelt. Im September 2000 stand dann auch die unterirdische Verbindung nach Meiderich.
© WAZ FotoPool
1993: Die Straßenbahn verschwand im Untergrund und machte Platz für die Brunnenmeile auf der Königstraße. Blickfang und Fotomotiv Nummer 1 war der anfangs umstrittene "Life Saver" von Niki de Saint-Phalle.
© WAZ FotoPool
1994: Mit einem Knalleffekt wird die Öffentlichkeit auf die schon Jahre zuvor eingeleitete Umgestaltung des Innenhafens, einst "Brotkorb des Reviers", aufmerksam gemacht. Die "Milchtüte" eignete sich nicht für eine neue Nutzung und wurde gesprengt. Andere Speicher und Silogebäude wurden umgebaut. Das Museum Küppersmühle für neuere deutsche Kunst ist entstanden, Platz für Büroräume wurde ebenso geschaffen wie Raum für Gastronomie. Ergänzt wurden die historischen Bauten durch Neubauten für Wohnen und Arbeiten.
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1995: Der Pop-Superstar Michael Jackson trat in Duisburg auf - als Gast der Live-Sendung "Wetten dass...", die aus der Rhein-Ruhr-Halle in Hamborn übertragen wurde. Die Begeisterung der Fans für die temperamentvolle Darbietung des eigenwilligen Sängers aus den USA kannte keine Grenzen.
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1996: Vorhang auf für "Les Misérables". Die "Elenden" feierten Premiere im eigens erbauten Musicaltheater am Marientor. Trotz des anspruchsvollen Stoffes und eingängiger Melodien scheiterte das Musical-Projekt drei Jahre später. Der wirtschaftliche Erfolg war ausgeblieben.
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1997: Soll der Muezzin moslemische Gläubige zum Gebet rufen oder nicht? Am Ende des Streits, der in diesem Jahr entbrannt ist, stand ein "leiser" Kompromiss.
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1998: Das vorher an der Dammstraße in Ruhrort untergebrachte Museum der deutschen Binnenschifffahrt erhielt durch den Umzug ins alte Ruhrorter Hallenbad eine repräsentative und großzügigere neue Heimat. Und damit auch deutlich mehr Besucher.
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1999: Ganz Duisburg stand im Dunkeln und verfolgte, wie die 600 Schüler des Landfermann-Gymnasiums, durch Schutzbrillen das Spektakel einer Sonnenfinsternis. Am Ende gab's nur wenige Wolkenlöcher, die den Blick auf das verdeckte Zentralgestirn ermöglichten.
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2000: Zwei Hochöfen und ein komplettes Stahlwerk, in Sekundenbruchteilen fielen sie in sich zusammen und beendeten die Ära Krupp in Rheinhausen. Nach der Schließung der Kruppschen Produktionsstätten im August 1993 entsteht auf der Brache des ehemaligen Hüttenwerkes seit 1999 das Logistikzentrum Logport.
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2001: Ganz Duisburg trug Trauer: Am 9. Januar wurde Sedat in Hochheide erwürgt, zerstückelt und noch im Tode missbraucht. Die Polizei fand die Leiche des Jungen an einem Container an der Glückauf-Halle. Sein Kopf wie Abfall entsorgt, daneben der kleine Körper im Koffer abgestellt, weil der nicht in den Container passte. Der kleine Sedat musste sterben, weil es der widerwärtige Traum seines Mörders war, ein Kind zu töten. Er und seine Komplizin werden schnell gefasst. Als Pokémon-Mord sorgte der Fall bundesweit für Schlagzeilen. Oliver S. hatte das Landgericht Duisburg nach der zu 14 Jahren Haft verurteilt. Seine Freundin Jessica erhielt sechseinhalb Jahre Jugendstrafe.
2002: Die Spielbank und die Mercator-Halle haben wie kein zweites Thema die öffentliche Diskussion in der Stadt bestimmt. Die "Freunde für den Erhalt der Mercator-Halle" trommelten über Monate und wollten den Abriss durch ein Bürgerbegehren stoppen. Vergeblich. Die Initiative scheiterte, weil zu wenig Unterschriften zusammen kamen. Im November schließlich setzte der grüne Bauminister Michael Vesper den Schlusspunkt unter die Debatte. Die Mercator-Halle habe keineswegs den überragenden Denkmalwert, den ihr die Denkmalschützer zuschreiben, sagte Vesper und gestattete den Abbruch von Duisburgs guter Stube.
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2003: 800 Millionen Euro wurden in die neue Kokerei am Schwelgernhafen investiert, die nun jährlich 2,5 Millionen Tonnen Koks für die Hochöfen von Thryssen-Krupp-Stahl liefern soll.
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2004: Nach 56 Jahren sozialdemokratischer Dominanz stellt die CDU erstmals wieder den Oberbürgermeister. Adolf Sauerland setzte sich im Oktober mit einer klaren Mehrheit in der Stichwahl gegen Amtsinhaberin Bärbel Zieling durch. Auch im Stadtrat bröckelte die Mehrheit der SPD, die aber immer noch die stärkste Fraktion stellt. Neun Gruppierungen sind im neuen Rat vertreten. Eine Konstellation, die kein Regieren mit stabilen Mehrheiten mehr erlaubt.
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2005: Nach 100 Jahren Hüttenbetrieb meldete MHD in Wanheim im Sommer Insolvenz an. Die Pleite des 1905 gegründeten Wanheimer Traditionsunternehmens hatte zunächst durch einen Umweltskandal Schlagzeilen gemacht. Denn die giftigen Hinterlassenschaften der Zinkhütte mussten auf Kosten des Steuerzahlers beseitigt werden. Mehr als 50 Millionen Euro haben Sanierung sowie die Anlage des Angerparks auf der ehemaligen MHD-Deponie gekostet. Trotz Insolvenzverschleppung sind ihre letzten Manager aber glimpflich davon gekommen. Sie erhielten Anfang Oktober 2010 vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts alle Bewährungsstrafen.
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2006: Zwar war Duisburg kein Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2006, trotzdem hatte die Stadt viel mit dem Großereignis zu tun: Im Landhaus Milser war während der gesamten WM die italienische Nationalmannschaft untergebracht. Die Fans feierten nächtelang die Erfolge des italienischen Teams rund um das Landhaus. Vor der WM hatte Rolf Milser noch im Spaß gesagt: Wer zu uns kommt, wird Weltmeister.
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2007: Duisburg macht europaweit Negativ-Schlagzeilen. Sechs Tote fand die Polizei am Tatort, einem italienischen Restaurant am Hauptbahnhof, wo im Auftrag der mafia-ähnlichen N'drangheta die tödlichen Schüsse fielen. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen zwei Familien der kalabrischen Unterwelt, die in dem Ort San Luca leben.
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2008: Am 26. Juni, um 12 Uhr mittags, kamen die Kumpels von ihrer letzten Schicht im Schacht wieder ans Tageslicht. Mit einer Betriebsversammlung und einem Familienfest endete die Zeit der Kohleförderung in Duisburg. Bis zum Jahresende wurden auf der Zeche Walsum noch die Maschinen abgebaut und die Schächte zugeschüttet, dann wird die Zeche endgültig geschlossen.
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2009: Tausende neuer Jobs sollen auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs mitten in der Innenstadt entstehen. Lord Norman Foster, der auch schon die Masterpläne für den Innenhafen und die Innenstadt erarbeitet hatte, stellt seine Vorstellungen für die rund 35 Hektar große Fläche unter dem Projektnamen "Duisburger Freiheit" vor. Zwischen Bahn und Autobahn 59 sind rund um einen Park mit Wasserflächen Bürobauten geplant, aber auch Einzelhandel. Zunächst ist dort aber Platz für die Loveparade.
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2010: Die Loveparade-Tragödie prägte das öffentliche Leben in der Stadt. Bei der Massenpanik kamen 21 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Die Kritik an der Stadtspitze, der krasses Versagen vor allem in den Tagen und Wochen nach dem Unglück vergeworfen wird, ist nicht verstummt. Der Stadt fehlt nach Ansicht von Kritikern völlig die Führung. Vorstöße, Oberbürgermeister Adolf Sauerland abzuwählen, scheiterten dennoch.
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2011: Kein Thema polarisierte Duisburg so sehr wie die Person des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland. Er bleibt im Amt, tritt nicht zurück – trotz aller Appelle und Mahnungen. Ein Abwahlverfahren soll am 12. Februar 2012 das schaffen, was der OB nicht möglich machte: einen Neuanfang. „Neuanfang für Duisburg“, so heißt auch die Bürger-Initiative, die im Sommer über Monate die notwendigen Unterschriften für ein Abwahlverfahren locker – es waren fast 80 000 – zusammen brachte, um das Abwahlverfahren einzuleiten. Das erste in NRW nach der Gesetzesänderung. Zum Jahrestag der Loveparade-Katastrophe hatte Sauerland für sich die Rückkehr zum Alltag erklärt. Doch von Normalität war nichts zu spüren. Da half auch seine öffentliche Entschuldigung nicht. Bundesweit erntete der CDU-Oberbürgermeister nur Negativ-Schlagzeilen.
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2012: Gerade einmal 21.557 Duisburger haben sich am 12. Februar für einen Verbleib von Adolf Sauerland auf dem Sitz des Oberbürgermeisters ausgesprochen. Fast 130.000 Wähler hatten bei einem Bürgerentscheid ihre Stimme dagegen für eine Abwahl abgegeben. Der Grund: Sauerland hatte im Zusammenhang mit der Loveparade-Katastrophe das Vertrauen der Duisburger verloren. Fünf Monate später wird der SPD-Mann Sören Link in einer Stichwahl als neuer Duisburger
Oberbürgermeister gewählt. Sehr niedrig war
allerdings die Wahlbeteiligung mit nur 25,75 Prozent.
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2013: Die Schreckensnachricht trudelte Ende Mai ein und traf die Anhängerschaft ins Mark: Der MSV erhält keine Lizenz für die neue Zweitliga-Saison. Chaoten stürmen Stunden aus lauter Frust und Zorn die Arena, die Polizei muss eingreifen. In den Tagen danach zeigen die wahren Zebra-Fans friedlich Flagge: Tausende hängen als sichtbares Zeichen der Solidarität Schals, Fahnen oder Trikots in Blau und Weiß daheim ins Fenster. Ein Protestmarsch am 4. Juni mit über 5000 Teilnehmern – darunter OB Sören Link – findet medial sogar bundesweit Beachtung. Zwar wird trotz aller Anstrengungen am 19. Juni der Einspruch des MSV gegen den Lizenzentzug abgelehnt, doch immerhin wird in den Wochen darauf der Totalabsturz in die Bedeutungslosigkeit der Fünftklassigkeit vermieden. Der Neustart erfolgt in der 3. Liga. Mit einem neuen Trainer: Karsten Baumann geht mit einem Kader in die Saison, den Ivo Grlic als Sportlicher Leiter auf den letzten Drücker zusammenstellen musste. Und das Not-Team lockt die Massen: Zu den Heimspielen der Vorrunde kommen bis zu 21 000 (!) Zuschauer. Die Duisburger, sie lassen „ihren“ MSV in schweren Zeiten nicht hängen.
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2014: Es war auf jeden Fall das längste Ereignis des Jahres: Geduld war gefragt, als für sechs Monate die wichtigste innerstädtische Nord-Süd-Verkehrsverbindung, die A59, zwischen den Autobahnkreuzen Duisburg und Duisburg-Nord saniert werden musste. Jeweils in einer Fahrtrichtung wurde gearbeitet, während die andere in Betrieb blieb. 51 Millionen Euro sollte die Reparatur der 5,3 Kilometer langen Strecke über die „Berliner Brücke“ kosten, am Ende dürften es aber bis zu 17 Millionen Euro mehr gewesen sein, die das Projekt gekostet hat. Die Autofahrer mussten Umleitungen durch die Stadt oder über andere Autobahnen benutzen, der ganz große Ärger blieb trotzdem aus.
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2015: Diesmal hat es geklappt mit der Lizenz: Der MSV Duisburg ist zurück in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Mit einem 3:1-Sieg gegen Holstein Kiel machten die Duisburger am 10. Mai, dem vorletzten Spieltag, den Aufstieg perfekt. Das wurde mit einer riesigen Party in der Stadt und auf dem Rathaus-Balkon gefeiert. Auch darüber hinaus war 2015 für die Zebras ein ereignisreiches Jahr: Nachdem die Mannschaft nach dem 13. Spieltag mit 6 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz lag, wurde Gino Lettieri freigestellt und durch Ilija Gruew ersetzt. Im Dezember kaufte sich zudem der New Yorker Unternehmer Capelli beim MSV ein.
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