Duisburg. .

16.06 Uhr. Pünktlich fährt sie an diesem Dienstagnachmittag ein, sogar weiß und blau gewandet, im MSV-Look. Bitte einsteigen in die Straßenbahn 903 – und einmal in einem Rutsch durch ganz Duisburg. Von Süd nach Nord. Von Hüttenheim bis Walsum. Von der Haltestelle Mannesmann Tor 2 bis Watereck. Auf geht’s.

Der erste Eindruck: Auffällig sauber ist die Bahn, die nun auf die Ehinger Straße abbiegt. Die Berufspendler lassen anfangs auf sich warten. Noch findet jeder gut einen Platz. Auch Ursula Winkels. Die 67-Jährige gehört zu den so genannten Bildungslotsen, die sich um sozial beteiligte Kinder kümmern. „Ich fahr immer mit der 903, wenn ich mein Lotsenkind besuche. Wir gehen dann in den Zoo oder zu Tiger & Turtle“, erzählt die Ungelsheimerin, während die beeindruckende Landmarke im Angerpark von der Haltestelle Berzelius zu sehen ist.

Vorbei am Rheinpark

Nur einige Minuten Fußweg sind es von dort zu Tiger & Turtle. Doch Ursula Winkels bleibt sitzen. „Mein Lotsenkind feiert 10. Geburtstag. Ich werde ihn zu Hause überraschen.“

Entlang der Wanheimer Straße geht die Fahrt weiter, vorbei am Rheinpark. Ob Jung oder Alt, Deutscher oder Ausländer, Anzug- oder Jogginghosenträger – alle sind in der 903 unterwegs. Genau so wie Hanna Malich (30), die mit ihren Kindern auf dem Weg zu ihrem Mann in die City ist. „Ein bisschen shoppen, dann geht’s aber wieder mit dem Auto zurück nach Hause“, sagt die Wanheimerin.

Nach 15 Minuten Fahrtzeit muss sich die Bahn über die Wanheimer Straße bis zur Haltestelle Pauluskirche kämpfen. Viele Berufstätige treten nun den Heimweg an. Auch per Auto auf der Straße. Die 903 hängt dem Zeitplan ein paar Minuten hinterher. Doch auch in der Bahn wird es nun deutlich voller und ein bisschen unruhiger.

Portion Pommes

Da ist es nicht ganz so praktisch, dass sich nun ein kleiner Junge mit seiner Mutter und einer großen Portion Pommes samt Ketchup und Mayo in die Bahn zwängt – und außerdem ist es nicht erlaubt, wie DVG-Pressesprecher Helmut Schoofs bestätigt: „Seit dem 10. April 2011 fahren wir diesbezüglich eine Null-Toleranz-Kampagne.“ Das gilt nicht nur für Essen und Trinken, sondern auch für aggressives Verhalten, Müll, laute Musik und laute Telefongespräche, Füße auf den Sitzen und Graffiti. „Wer nicht einsichtig ist, bekommt die Gelbe Karte und ganz Hartnäckige dürfen nicht mehr weiterfahren“, so Schoofs.

Der Platanenhof ist die vorerst letzte oberirdische Haltestelle. Das Licht geht an. Die Bahn nimmt Fahrt auf. Bis zu 80 Stundenkilometer schnell ist die 903 im Innenstadttunnel. Dies ist laut Schoofs nur möglich, weil die Bahnen im Tunnel ohne (Auto-) Verkehr automatisch gesteuert werden können.

Gedränge am Ausstieg Hauptbahnhof. Zwei Kinderwagen verkeilen sich, ein Rollstuhlfahrer schafft es gerade noch, in die Bahn zu kommen. Die Fahrt geht aber sicher weiter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Drei schwarz gekleidete Männer tauchen nach einer guten halbe Stunde Fahrtzeit auf – Security, die kurz darauf auch etwas zu tun bekommt.

Der Linienplan der Straßenbahn-Linie 903 durch Duisburg.
Der Linienplan der Straßenbahn-Linie 903 durch Duisburg.

Nach dem Bahnhof Meiderich, der letzten unterirdischen Haltestelle, sind kurz darauf in der Ferne die imposanten Türme des Landschaftsparks Nord zu sehen, als ein junger Mann, Anfang 20, plötzlich Probleme macht. Kein Ticket, kein Ausweis. Da hat der Kontrolleur keine Chance. Der Fahrgast muss aussteigen und zur Polizei. Der Kontrolleur hat offenbar einen triftigen Grund, das Trio von der Security vorsichtshalber dazuzuholen.

Die 903 setzt ihre Reise durch Hamborn fort, vorbei an der Rhein-Ruhr-Halle. Die Bahn leert sich zunehmend. Während viele Berufstätige mittlerweile zu Hause sind, hat Sascha Gierlings (38) seine Schicht noch vor sich. „Von 18 bis 22 Uhr in der Getränkeabteilung von Kaufland in Walsum“, erzählt der Duisburger. Er fährt jeden Tag mit der 903 zur Arbeit – und wieder zurück.

Genauso macht es der Dinslakener Rainer Schliwa (55). „Ich arbeite bei Siemens, fahr jeden Morgen um 6 Uhr los. Dann ist die Bahn noch schön leer. An der Haltestelle Platanenhof steig ich aus. Und von dort aus brauch ich nur fünf Minuten. Das ist sehr praktisch für mich.“

Nun hat der 58-Jährige aber Feierabend. Zusammen mit der WAZ steigt Rainer Schliwa kurz vor Dinslaken an der Station Watereck aus – pünktlich um 17.04 Uhr.