Duisburg. . Das Bildungszentrum des Handwerks in Neumühl lud zum Tag des Handwerks Duisburger Schüler ein. Azubis zeigten Aspekte ihres Berufs, Schüler konnten sich potenzielle Arbeitsplätze anschauen
Der Geruch von frischer Farbe, das Dröhnen der Bohrer und das rhythmische Klopfen eines Hammers – das ist Handwerk, wie es leibt und lebt. Rund 1000 Schüler kamen zum „Tag des Handwerks“ in das Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft in Neumühl und überzeugten sich von all den Facetten und Perspektiven des Berufsstandes. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Bis zu den Knöcheln steht Dennis Truong vor seiner Werkbank in den Holzresten. An einem Holzklotz testet er die Schärfe seines Hobels, dann formt er weiter das Seitenstück eines Nesthäuschens. Dennis Truong ist Tischler-Azubi: „Ein toller Beruf“, sagt der 21-Jährige. Schon als kleiner Junge habe er gerne gebaut und gebastelt. Nach dem Zivildienst und einem Praktikum entschied er sich für die Handwerksausbildung. „Gemeinsam mit einem Kollegen habe ich mal den Klangkörper einer Gitarre selbst gebaut“, erzählt Truong. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich gerne Tischler werden wollte.“
Das Handwerk, findet Benno Lensdorf, sei eine hervorragende Talentschmiede. „Die mittelständischen Betriebe bilden meist sehr gut aus“, sagt der Bürgermeister, während er sich die Tischlerwerkstatt anschaut. „Das Handwerk ist eine der ganz großen Stützen der deutschen Wirtschaftsstärke.“ Doch noch immer drückten sich viele Schulabsolventen vor einer Karriere als Handwerk.
Erleben der Arbeit vor Ort
Das „Erleben“ der Arbeit vor Ort soll abhelfen und Nachwuchs generieren. Schulklassen streifen durch die Werkstätten, beobachten, fragen und dürfen selbst den Hammer schwingen. Etwa an den Arbeitsplätzen der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik. Azubi Rudolf Schmitz, 21, biegt dort gerade ein Blech, zwei Jungen schauen ihm über die Schulter. Schmitz ist Pragmatiker. „Man kann sich seinen Job heutzutage nicht mehr aussuchen“, sagt er. Für einen überbetrieblichen Lehrgang ist er derzeit im Bildungszentrum. „Ich bin froh, dass ich Arbeit habe. Und es macht mir Spaß. Mein Ziel ist es, mir irgendwann selbst ein Haus zu bauen.“
Ob angehende Maler oder Elektriker: Die Schüler freuen sich von allen Seiten über Ratschläge der Azubis. „Es ist sehr hilfreich, dass sie sich hier Orientierung holen können und praktisch arbeiten dürfen“, lobt Hanna-Ruth Hingmann, Lehrerin der Hauptschule Schulallee in Rumeln-Kaldenhausen. „Was ich hier nur vermisse, sind Berufe wie Frisör oder Bäcker. Das Rollenbild von typischen Männer- und Frauenberufen ist bei vielen Schülern noch recht stark verbreitet.“
Lehrer als Multiplikatoren
Doch die Auswahl der präsentierten Berufe, sie ist wohl durchdacht: „Dass gerade Mädchen diese Berufe vermissen, kann ich mir vorstellen“, sagt Frank Bruxmeier, Geschäftsführer des Bildungszentrums. „Aber wir wollen ein Stück weit das Rollenbild auflockern. Unter den zehn vorgestellten Berufen ist sicherlich auch etwas für Mädchen dabei.“
Bruxmeier selbst ist zufrieden mit der Besucherzahl. Er setzt vor allem auf die Lehrer als Multiplikatoren. Ein Wermutstropfen sei die Resonanz vonseiten der Realschulen und Gymnasien: „Gekommen sind fast ausschließlich Hauptschulen. Dabei haben wir alle weiterführenden Schulen in der Stadt eingeladen. Das finde ich schade.“