Ohne Handwerk wären die Menschen arm dran. Die Heizung blieb kalt, das Auto ließe sich nicht fortbewegen, wir müssten unter freiem Himmel schlafen. „Ohne uns läuft nichts”, sagt der Duisburger Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann. Doch fehlt der Nachwuchs, das Ausbildungsinteresse hat abgenommen.

In einer bundesweiten Imagekampagne lässt das Handwerk ab Samstag über TV-Spots, in Kinos, auf Plakaten und im Internet die Muskeln spielen. Humorvoll zeigt ein Film, wie trostlos die Welt ohne Handwerk aussähe.

Über 3200 Handwerksbetriebe geben in Duisburg 26470 Menschen Arbeit, bilden 2357 Jugendliche aus. Zwei Mrd Euro setzen die Unternehmen jährlich um. Hellmann rechnet vor, dass nach dem Krieg 8500 Handwerker ihre Meisterprüfung bestanden haben, 20000 Arbeitsplätze entstanden.

Zwar stellt das Duisburger Handwerk ein Drittel der heimischen Ausbildungsplätze, doch vermissen Jugendliche die Modernität in den Berufsbildern. „Dabei übersehen sie die innovative Entwicklung, die sich im Handwerk vollzogen hat”, sagt Hellmann. Viele Berufe würden von den jungen Leuten nicht mehr als Teil des Handwerks wahrgenommen. Als Beispiele nennt Hellmann Bäcker und Augenoptiker, beides klassische Handwerksberufe. 915 Beschäftigte arbeiten in 38 Unternehmen des Bäckerhandwerks, erwirtschaften einen Umsatz von fast 50 Mio Euro. 233 Augenoptiker sorgen in 55 Betrieben für 19 Mio € Umsatz. In 403 Friseurläden können sich Bürger ihre Haarpracht stutzen lassen.

Zu den begehrtesten Berufen zählen nach wie vor die Kfz-Techniker. In 256 Unternehmen machen 2013 Beschäftigte die Autos flott. Elektrotechniker (1594), Klempner, Installateure, Heizungsbauer (1173) und Bauberufe (1004) stehen auf der Top-Ten-Liste ganz vorn.

Hellmann sagt jungen Leuten sehr gute Berufschancen voraus, wenn sie ihr Handwerk verstehen. „Zu 80 Prozent übernehmen Betriebe die Jugendlichen nach Ende der Ausbildung.” Im letzten Jahr gingen die Ausbildungszahlen mit 750 abgeschlossenen Verträgen um vier Prozent zurück. Von der Kampagne erhofft sich die Kreishandwerkerschaft ein stärkeres Interesse der Jugendlichen an attraktiven Handwerksberufen.

„Parallel zur Imagekampagne”, so der Leiter des Bildungszentrums Handwerk, Klaus Vetter, „bieten wir eine vertiefte Berufsorientierung an.” Verträge mit drei Schulen wurden bereits geschlossen. Im Friedrich-Albert-Lange Berufskolleg soll in diesem Jahr eine Bundesfachklasse für Maler und Lackierer eingerichtet werden. Und schließlich erhalten Jugendliche, die keine Lehrstelle bekommen haben, eine einjährige Cance zur Berufsvorbereitung. Betriebe übernehmen Patenschaften für die Nachzügler, auf die nach Praxis, Schule und überbetrieblicher Weiterbildung die zweite Chance wartet.

Lothar Hellmann ist sicher: „Es gibt keine Zukunft ohne Handwerk. In Duisburg gingen ohne Elektrotechnik die Lichter aus, ohne Augenoptiker, Orthopädie- und Zahntechniker würden die Duisburger barfuß, blind und zahnlos durch die Straßen irren, ständig über Schlaglöcher oder aufgebrochene Gehwegplatten stolpern. Das Telefon schwiege, das Internet wäre tot, die Schiffselektrik würde versagen.”