Duisburg. . Durch den Bau des Parallelkanals kann sich Duisburg wieder für Europa- und Weltmeisterschaften im Rudern bewerben. Vom 6. bis zum 9. September erwartet die Regattabahn 3000 Sportler zum „39. FISA World Rowing Masters“ und will so beweisen: „Wir können das!“
Anfangs waren es 10 Millionen, dann wurden es 14 und am Ende knapp 18,5 Millionen Euro, die der Bau des seinerzeit umstrittenen Parallelkanals neben der Regattabahn Wedau kosten sollte. Umweltschützer protestierten damals, weil so viele Bäume gefällt wurden und eine unter Schutz stehende Fledermausart hier bevorzugt nistete. Ein Hauptargument für den Bau des Parallelkanals: Ohne ihn würde die Regattastrecke in Duisburg langfristig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Will Duisburg wieder Ausrichter einer Ruder-WM werden, müsse der Parallelkanal gebaut und die Regattastrecke auf acht Bahnen erweitert werden, hieß es.
Mit der „FISA World Rowing Masters Regatta“ , die vom 6. bis zum 9. September über 3000 Sportler plus Betreuer aus aller Welt anlockt, will man schon mal für die Austragung einer Europameisterschaft im Rudern seine Visitenkarte abgeben. Organisationsleiter Otto Schulte: „Wir wollen zeigen: Wir können das.“
Zwar starten bei den in der nächsten Woche stattfindenden Wettkämpfen die Sportler an der 1000-Meter-Marke, doch dies hat den Hintergrund, dass bei den Masters nach Altersklassen gestartet wird: „Der älteste Teilnehmer ist 93 Jahre alt.“ Bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft wird für die Hochleistungssportler die 2000-Meter-Strecke benötigt. „Und genau dafür wird der Parallelkanal in dieser Dimension gebraucht“, erklärt Otto Schulte, ehemals Chef der Rhein-Ruhr-Halle und selbst ein begeisterter Ruderer: „Vierer ohne Steuermann.“
Feiern wie bei den „World Games“
Die Organisatoren hoffen auf gutes Wetter und die Beteiligung vieler Duisburger Bürger, die sich die Wettrennen ansehen, die im Abstand von drei bis vier Minuten gestartet werden. Wie bei den „World Games“ im Jahr 2005 wird es wieder eine Plaza geben, die jeden Abend um 18 Uhr öffnet. Programm gibt es ab 19 Uhr. Am Freitag (7.9.) werden bekannte Duisburger DJs auflegen, am Samstag gibt es Live-Musik mit der Coverband „Fresh Music Live“.
Es sind 30 Jahre vergangen, seit in Duisburg eine Ruder-WM stattgefunden hat: Das war 1982. „2001 kam dann eine Junioren-WM und 2007 die Kanu-Weltmeisterschaft. Damals wurde uns schon signalisiert, dass es hier soeben noch ginge. Doch eine Ruder-WM unter den damaligen Verhältnissen wäre heute in Duisburg einfach unmöglich“, erklärt Schulte. „Ein Top-Achter macht in der Regel nur ein Rennen am Tag.
Doch es gibt Trainingszeiten, die eingehalten werden müssen, teilweise dreimal am Tag.“ Dieses Training könnte nun auf dem Parallelkanal absolviert werden. „Der internationale Verband schreibt zudem vor, dass die Boote zum Start gelangen müssen, ohne den Teilnehmern bei einem Rennen zu begegnen.“ Neu gebaute Anlagen wie in Athen oder Peking würden die Normen selbstverständlich erfüllen. Und sie stehen damit bei einer Bewerbung um eine Welt- oder Europameisterschaft in Konkurrenz zur Duisburger Regattabahn.
Lotsen für den Stichkanal
Nadelöhr der Duisburger Anlage ist allerdings bei den anstehenden Masters der Stichkanal. Er ist sehr schmal und die Ruderer müssen ihn mit dem Rücken zur Fahrtrichtung passieren. „Da werden wir Leute am Rande stehen haben, die dafür sorgen, dass alles gut geht“, verspricht Schulte. Bei einem Zieleinlauf im Abstand von jeweils drei Minuten müssen die Boote zügig vom Zielbereich durch den Stichkanal in den Bertasee gebracht werden.
Die weiteste Anreise haben die Mannschaften aus Brasilien und Australien nach Duisburg. „Für alle Teilnehmer aus Übersee haben wir rund 100 Leihboote organisiert“, so Schulte. Auf dem Gelände des Duisburger Rudervereins hat man bereits Platz geschaffen, um sie unterzubringen und warten zu können. Klaus Schneider vom Duisburger Ruderverein – ein „positiv Verrückter“ wie selber sagt – packt selbst mit an, damit nächste Woche alles bereit ist. Der Zaun zum benachbarten DSV 98 wurde für die Veranstaltung abgebaut, um insgesamt sieben Stege rund um den Bertasee zu haben, damit die Sportler ihre Boote zu Wasser lassen können.
Damit die Aktiven sich aufwärmen können, hat der Duisburger Ruderverein seine Terrasse zum Wintergarten umgebaut. Auf Ruder-Ergometern kann nun trainiert werden – und das bei einer herrlichen Aussicht auf den Parallelkanal.
Den größten Teil zur Finanzierung der Masters-Regatta tragen die Sportler durch ihre Teilnahmegebühr. Auch Anreise und Hotelunterbringung müssen sie selbst zahlen.
Der Sonntag steht übrigens ganz im Zeichen der Begegnung: „Aus allen Teilnehmern können neue Teams gebildet werden“, wirbt Schulte.