Duisburg. .
Die Duisburger Volkshochschule (VHS) ist nach Worten ihres Leiters Gerhard Jahn für die Herausforderungen der nächsten Jahre gut aufgestellt. Anlässlich der Vorstellung des Herbstprogramms wies er darauf hin, dass es zwei maßgebliche Entwicklungen geben wird: „Das ist zum einen das neue Weiterbildungsgesetz, das voraussichtlich im nächsten Jahr verabschiedet wird und einen Ausbau des zweiten Bildungsweges einleiten wird. Zum anderen der nationale Pakt für Alphabetisierung.“
In Duisburg werde die VHS ein „Grundbildungszentrum für Alphabetisierung“ einrichten. „Zwischen 30.000 und 35.000 Erwachsene leiden unter einem funktionalen Analphabetismus: Sie haben in der Schule lesen und schreiben gelernt, aber hatten damit Probleme, die nicht erkannt wurden“, erklärt Jahn. Anschließend arbeiten sie in Berufen, bei denen es aufs Lesen und Schreiben nicht mehr ankommt. „Hinzu kommt, dass diese Menschen Angst haben, sich zu blamieren, wenn sie nicht richtig schreiben.“
Gymnastikkurs für Männer
Schon jetzt gibt es bei der VHS Alphabetisierungskurse. Michael Fastabend, Leiter der VHS Mitte-Süd: „Wenn man dann mitkriegt, dass die Menschen anschließend strahlend ihre Anmeldebögen für andere Kurse selbst ausfüllen, haben wir unser Ziel erreicht.“
Die „Renner“ unter den Kursen, die am stärksten nachgefragt werden: „Gitarrenkurse, Aqua-Fitness sowie Zuschneiden und Nähen“, zählt Fastabend auf. Neu im Angebot: Erstmals gibt es einen Gymnastikkurs nur für Männer und einen Yogakurs, der zu Zeiten angeboten wird, in denen die Kinder im Kindergarten sind. Und: Deutschkurse für ausländische Ärzte und Pflegekräfte.
Insgesamt umfasst das Herbstprogramm 1000 Veranstaltungen mit 30.000 Unterrichtseinheiten (jeweils 45 Minuten). 550 Kurse, die mindestens einmal wöchentlich über die Zeit des Herbstsemesters stattfinden, gehören dazu wie 200 Seminare bzw. Wochenend- und 200 Einzelveranstaltungen. Alles dokumentiert im neuen Programm auf rund 500 Seiten.
VHS geht in die Betriebe
Im Bereich Qualifizierung und Weiterbildung geht das Angebot der VHS bis in die Betriebe und Unternehmen: Auf Wunsch stellt die Volkshochschule spezifische Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter zusammen, die dann auch vor Ort stattfinden. Um den Bedarf an U-3-Betreuung besser zu decken, beteiligt sich die VHS auch hier mit Angeboten für potenzielle Tagesmütter oder Tagesväter.
Für zwei Drittel aller VHS-Angebote müssen die Teilnehmer zur Königstraße in die Innenstadt, ein Drittel der Angebote sind verteilt auf die Arbeitsstellen Nord, Süd und West. „Das gilt vor allem für die Kurse über einen längeren Zeitraum“, so Fastabend.
Erstmals werden 38 Veranstaltung im neuen „Zentrum für berufliche Bildung und Weiterbildung“ (Neues Berufskolleg Mitte) in Neudorf stattfinden. Unter anderem kann man dort das Schweißen erlernen, was sehr gefragt ist.
Alle diese Angebote ändern nichts daran, dass Deutschland in Sachen Weiterbildung kein Musterschüler ist, wie Gerd Jahn erklärt: „In Deutschland liegt die Beteiligung an Weiterbildungsangeboten bei 43 Prozent, europaweit hingegen bei über 50 Prozent.“ Ob sich das ändern wird, wenn die VHS 2014 ins Stadtfenster zieht, das gerade an der Steinschen Gasse errichtet wird, muss sich zeigen. Jahn ist zuversichtlich: „Wir freuen uns und erwarte einen richtigen Schub.“