Duisburg. .
110 Jahre Volkshochschule gehen bald in den Ruhestand: Im Herbst werden Manfred Fenner, Wolfgang Schwarzer und Wolfgang Esch ihren letzten Arbeitstag haben. Dann aber, so erhofft es sich zumindest VHS-Leiter Gerd Jahn, noch ihren Nachfolgen für eine Übergangszeit beratend zur Seite stehen.
Alle drei haben im Laufe der Zeit den Wandel in der Erwachsenenbildung erlebt. So erinnert sich Manfred Fenner an Anfangsphase der schulischen Weiterbildung, die es bei der VHS noch gar nicht gab als seinen Dienst 1972 antrat. Ausgelöst durch das bereits in anderen Bundesländern boomende „Telekolleg“ wurde vor dessen Einführung in Nordrhein-Westfalen ein Partner für die Kollegtage und die Prüfungsabnahme gesucht. „Der Landesverband der Volkshochschule übernahm schließlich diese Aufgabe“, so Fenner. Es war der Beginn des „Zweiten Bildungsweges“. Mittlerweile dürften rund 10.000 bei der Duisburger VHS einen Schulabschluss gemacht haben.
Die Nachfrage an Kursen steigt
„Im Gegensatz zu heute waren die Teilnehmer damals in der Regel nicht arbeitslos. Durch den höheren Schulabschluss konnten sie an Jobs kommen, die ihnen sonst verwehrt wurden. Heute ist es eher die Regel, dass der Schulabschluss der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt bilden soll“, resümiert Manfred Fenner. Die Nachfrage an Kursen, die zu Schulabschlüssen führen, sei enorm, die Wartelisten lang. „Man wird das Angebot steigern müssen“, glaubt er. Mit Honorarkräften allein sei das nicht zu machen. „Es ist zur Zeit schwer, Lehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Man wird auch nach Kooperationsmöglichkeiten suchen müssen.“
Für die berufliche Karriere sind Sprachkenntnisse oft von Vorteil. Wolfgang Schwarzer ist Fachbereichsleiter für romanische und andere Sprachen; der auch von der Stadt als Übersetzer gefragte Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft kennt aus vielen Gesprächen den Druck, der in der Wirtschaft auf die Beschäftigten ausgeübt wird, andere Sprachen zu erlernen.
Deutsch als Fremdsprache
Er stieg 1976 bei der Volkshochschule ein. „In dieser Zeit kamen die ersten Spätaussiedler aus Polen“, erinnert sich: ,Deutsch als Fremdsprache’ wurde zu einem gefragten Kurs. „An Anmeldetagen reichte die Schlange durch den ganzen Flur, so dass die Mitarbeiter kaum aus ihren Büros heraus kommen konnten.“
Sprache und Kultur als Bildungskapital
Anfang der 80er Jahre wurde der Fachbereich aufgeteilt, Deutsch als Fremdsprache von den romanischen und weiteren Sprachen getrennt, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch waren die bevorzugten Kurse. Zweimal die Woche fanden die Kursabende statt. „Im Laufe der Zeit stellte sich immer stärker heraus, dass die Menschen dafür keine Zeit mehr hatten. Und doch war die regelmäßige Wiederholung des Gelerntes enorm wichtig für den Erfolg. Wir änderten unser Konzept und boten einmal in der Woche drei Kurs-Stunden mit einer Pause an.“
Durch den Einsatz von Filmen, Bezug zu Alltagssituationen und einer Wiederholungsphase am Anfang des Kursabends sollte der Lernerfolg gesichert werden.
Durch die europäische Einigung hatte man eigentlich erwartet, dass die Sprachkurse stärker nachgefragt würden, so Wolfgang Schwarzer. „Das war aber nicht der Fall. Allenfalls verteilte sich das Interesse.“
Das Interesse an Sprache verbindet die VHS auch immer mit dem Angebot, die Kultur des jeweiligen Landes kennenzulernen. Womit man bei dem Fachbereich der politischen und interkulturellen Bildung angekommen ist, den Wolfgang Esch viele Jahre führte. Wesentlicher Teil seiner Aufgabe ist dabei auch die Leitung des Internationalen Zentrums.
Drei Schlüsselbegriffe der Einwanderung
Während seiner Dienstjahre bei der Volkshochschule erlebte Esch mit, wie aus ,Gastarbeitern’ zunächst ausländische Arbeitnehmer und deren Familien’ und nun ,Migranten‘ wurden. „Drei Schlüsselbegriffe der Einwanderung, die nun endlich bei ihrem Namen genannt wird.“
Die von den Migranten mitgebrachte Sprache und Kultur bezeichnet Esch als Bildungskapital. Eine Aufgabe seines Fachbereichs: Integration und Kulturpflege der eingewanderten Bevölkerung. „Im Internationalen Zentrum sind zur Zeit 20 kulturelle Nationalitäten vertreten. Einige fehlen noch wie beispielsweise Albaner oder Rumänen.“
Aufgabe der Volkshochschule sei neben der Weiterbildung auch „das Arrangieren von Kommunikation“. Das geschehe manchmal in kleinen Gruppen, manchmal aber auch wie bei den Sprachen- und Kulturtagen durch „unterhaltsame Bildungsereignisse“.