Duisburg. .
Auch am Tag nach der Sondersitzung des Planungsausschusses im Rathaus war der Ärger noch nicht verraucht: Zahlreiche Mitglieder dieses Gremiums sowie Vertreter der Bezirksvertretung Mitte machten ihrem Unmut über die neu gestalteten und später von Planungsdezernent Carsten Tum „einkassierten“ Pläne zur Bahnhofsplatte Luft. „Ich bin mehr als erschüttert“, sagte SPD-Ratsherr Georg Berner.
Er fügte mit Blick auf die vorgesehenen, wilden Wiesenflächen hinzu: „Das sah aus, wie ein großes, teures Hundeklo.“ Sein Parteikollege, der nun für die SPD im NRW-Landtag sitzende Frank Börner, wetterte: „Ich habe schon viele Entwürfe und Präsentationen gesehen. Das war aber mit Abstand die dilettantischste.“
Dieser Sturm der Entrüstung fegte aber nicht nur über Dr. Andreas Kipar vom gleichnamigen Architektenbüro und seine „Billig-Lösung“ hinweg. Auch Ralf Oehmke, der Geschäftsführer der „Innenstadt Duisburg Entwicklungsgesellschaft“ (IDE) fand sich im Fokus der Kritik wieder. „Bei Herrn Oehmke klingt es immer so, als ob alles in bester Ordnung sei. Tatsächlich passiert nichts“, schimpfte Georg Berner.
Kritik am IDE-Geschäftsführer Oehmke
Und Frank Börner ergänzte: „Das gilt nicht nur für den Bahnhofsvorplatz, sondern für nahezu alle von der IDE betreuten Projekte. Überall hakt es.“ Als Beispiele nannte er Eurogate oder die Probleme beim Bau des neuen Medizinzentrums an der Steinschen Gasse. „Man sieht, dass diese Entwicklungsgesellschaft am Ende ist.“ Über deren Auflösung werde in Kürze der Rat entscheiden, so Börner. Das sagte er mit einem Unterton der Genugtuung.
Selbst von CDU-Vertretern, die Oehmke bislang stets wohlwollend zur Seite standen, gab es diesmal keinerlei Unterstützung. Im Gegenteil: Der planungspolitische Sprecher Thomas Susen beklagte mit Blick auf den Dauer-Stillstand bei der Bahnhofsplatte einen enormen Vertrauensverlust.
Statt 2,8 Millionen Euro wären vier Millionen Euro nötig
Oehmke hatte zu Beginn der Sondersitzung aufzeigen sollen, warum sich die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes so quälend lang hinzieht. „Wir hatten nach den ersten beiden Ausschreibungen keine Angebote bekommen, die innerhalb der kalkulierten Kosten von rund 2,8 Millionen Euro lagen“, rechtfertigte er sich.
Erst danach stellte sich heraus, dass diese Summe aufgrund eines Berechnungsfehlers des Planungsbüros viel zu niedrig angesetzt war. Tatsächlich seien für die ursprünglichen Gestaltungspläne vier Millionen Euro nötig. Geld, das nicht vorhanden ist.
"Wir brauchen eine Interimslösung"
„Daher mussten wir irgendwo abspecken“, so Architekt Dr. Kipar. Nur durch den Wegfall von Hochbeeten, thematischen Vegetationsinseln, Wasserflächen und hochwertigeren Bodenbelägen könne man die Kosten auf die vorhandenen 2,8 Millionen Euro drücken.
„Nach zweieinhalb Jahren Vorlauf können sie sich nicht ernsthaft mit solch einem Konzept an die Öffentlichkeit wagen“, sagte Hartmut Ploum, der als Sachkundiger Einwohner in der BV Mitte sitzt. Claudia Leiße, die für die Grünen im Planungsausschuss sitzt, sagte mit Blick auf die Pläne: „Wir brauchen nicht nur neue Pläne, sondern auch eine schnelle Interimslösung. So geht das nicht.“
Planungsamt soll das Heft in die Hand nehmen
Planungsdezernent Carsten Tum zog nach dieser partei- und gremienübergreifenden Kritik die Beschlussvorlage zurück. Das Planungsamt will sich nun verstärkt das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Auf einer weiteren Sondersitzung im Juli sollen die dann nochmals modifizierten Pläne abgesegnet werden.
Die bisher schon entstandenen Planungskosten – nach WAZ-Informationen weit über 200.000 Euro – müssen auf jeden Fall gezahlt werden.