Duisburg. . Armutsflüchtlinge aus Rumänien und Bulgarien bereiten der Polizei zunehmend Probleme: In Duisburg werden immer mehr Osteuropäer festgenommen, zunehmend Täter ohne festen Wohnsitz. Die Strafverfolgung ist schwierig. Das zeigt ein aktueller Fall junger, wohnsitzloser Ladendiebe.
Der Streifenwagen war am Mittwochabend gerade auf dem Weg zum Lidl-Markt an der Koloniestraße 78: Von dort waren der Polizei um kurz vor 19 Uhr mehrere Ladendiebe gemeldet worden. Auf dem Weg zum Tatort entdeckten die Polizisten den Fluchtwagen, den Zeugen beschrieben hatten: einen alten, silberfarbenen Opel mit britischem Nummernschild. Im Kofferraum: Diebesgut im Wert von 260 Euro, vor allem Lebensmittel. Im Wagen vorne saßen ein 20-jähriger Mann, zwei 14-jährige Mädchen, ein Junge, gerade mal zehn Jahre alt.
Alle vier stammen aus Rumänien, keiner von ihnen hat nach den ersten Erkenntnissen der Polizei einen festen Wohnsitz in Deutschland. In den vergangenen Wochen waren sie bereits mehrfach bei Ladendiebstählen im Kreis Wesel erwischt worden. Die Polizei muss nun herausfinden, ob der Wagen tatsächlich in Großbritannien zugelassen wurde und ob die jungen Armutsflüchtlinge in einem EU-Mitgliedsstaat gemeldet sind. Der Zehnjährige wurde bereits dem Jugendamt übergeben, er war wohl aus einem Kinderheim ausgebüxt.
In schrottreifen Gebrauchtwagen mit falschen Kennzeichen unterwegs
Der Fall des kleinkriminellen Quartetts ist symptomatisch für viele Delikte der vergangenen Monate an Rhein und Ruhr, berichtet Polizeisprecher Ramon van der Maat: „Wir registrieren vermehrt Straftaten von osteuropäischen Tätern, zunehmend auch von solchen ohne festen Wohnsitz.“ Ähnliche Erfahrungen machten Polizeibehörden nicht nur in Duisburg, wo Hochfeld ein Anlaufpunkt für Roma aus Bulgarien ist, sondern auch in anderen Großstädten in NRW. Van der Maat führt Laden-, Metall- und Trickdiebstähle an, verübt von Armutsflüchtlingen aus Bulgarien und Rumänien.
Ein Beispiel aus der Nachbarstadt Mülheim. Die Polizei dort nahm am Montag junge Rumäninnen fest: Das Trio hatte Bankkunden mit einer neuen Masche an Bankautomaten ausgeraubt.
Die Täter sind häufig in schrottreifen Gebrauchtwagen unterwegs, die sie mit Ausfuhr- oder Fünf-Tages-Kennzeichen, Nummernschildern aus Frankreich oder Großbritannien markiert haben.van der Maat: „Viele der Schilder sind auch gestohlen oder gefälscht.“
Auf Unterstützung von Interpol angewiesen
Häufig muss die Polizei so für die Aufklärung kleinkrimineller Delikte die Ermittlungen im Ausland aufnehmen, ist auf Unterstützung von Interpol angewiesen. „Es wird dann allein schon sehr aufwendig zurückzuverfolgen, ob – und wenn ja: wo – die beschlagnahmten Autos zugelassen sind.“ Viele Fahrer und Insassen können sich gar nicht oder nur mit exotischen, nicht selten gefälschten Papieren ausweisen. Haben die Armutsflüchtlinge einen Wohnsitz in einem der 27 EU-Mitgliedsstaaten, besteht rein rechtlich keine Fluchtgefahr. Diese scheidet dann als Voraussetzung für die Anordnung einer Untersuchungshaft aus.
Aus trauriger Erfahrung weiß van der Maat auch, was mit den erwischten Kindern geschieht. In staatlicher Obhut bleiben sie in der Regel nicht lange. „Einige uns bekannte Kinder waren ruckzuck wieder verschwunden.“ Mit ihren Mobiltelefonen verständigten sie Bekannte, mit deren Hilfe sie fliehen konnten.