Duisburg. . Das Kandidaten-Karussell für die OB-Wahl in Duisburg dreht sich weiter. Nun ist auch Rolf Karling zugestiegen, der durch das Ketchup-Attentat auf den damaligen OB Adolf Sauerland bundesweit berühmt wurde. Der Rheinhauser sieht sich als der Vertreter der Armen und Benachteiligten in der Stadt.
Rolf Karling hat da mal was vorbereitet. Ein Foto hat er von sich schießen lassen, das ihn vor der Tür des Duisburger Rathauses zeigt. „Ich hab den Schröder gemacht“, sagt der Mann aus Rheinhausen. Er, der im November 2010 durch die Ketchup-Attacke auf OB Adolf Sauerland Berühmtheit erlangt hat, will ins Rathaus am Burgplatz. Als Chef der Stadtverwaltung. Um diesen Posten will sich der 51-Jährige allen Ernstes bewerben und am 17. Juni zur Wahl stellen – wenn er denn die nötige Anzahl von Unterstützer-Stimmen zusammen bekommt. 370 müssen es bis zum 30. April, 18 Uhr, sein, rund 200 habe er seit dem 14. März schon gesammelt, sagte Rolf Karling im Gespräch mit DerWesten.
Seine Bürger-Initiative hat sich schon quasi aufgelöst
„Die Listen liegen in unseren neun Ausgabestellen aus“, sagt Karling, der auch dem Hilfsverein „Bürger für Bürger“ vorsitzt und für den die Mitarbeiter dort auch werben. Dieser Verein versorgt in der Woche nach eigenen Angaben bis zu 5000 bedürftige Duisburger mit Lebensmitteln und Kleidung. Hinzu kommen noch einmal mehrere hundert Suchtkranke, die Karling und seine Helfer mit ihrer Straßenambulanz in drei Städten medizinisch betreuen. Aktuell baut der Verein auch noch einen Container an der Vulkanstraße auf, in dem bald in Kooperation mit der Initiative „Madonna“ aus Bochum Prostituierte medizinisch betreut und beraten werden soll.
Und als Kandidat dieser Duisburger, als Mann des „vernachlässigten Drittel der Bevölkerung dieser Stadt“, sieht sich der Rheinhauser. Wenn nicht Karling, der Arbeitslose, den die Kirche aus der Wohnung geworfen hat, der bereits wegen Beleidigung und Hausfriedensbruch verurteilt wurde, wer dann solle diese Menschen vertreten – sagt der Bewerber über sich selbst. Mögliche Unterstützer hat der gelernte Industriekaufmann, der auch mal im Bosnien-Krieg als Kameramann gearbeitet hat, also zur Genüge. Da stört es auch nicht, dass die Bürger-Initiative, die Karling erst im November vergangenen Jahres gegründet hatte, wieder zerbrochen und schon quasi aufgelöst ist.
Ketchup-Angriff auf OB
Loveparade-Tragödie soll „best aufgeklärteste Katastrophe“ werden
Programmatisch hat der parteilose Karling sich einiges überlegt, mit dem er die Duisburger im Wahlkampf von sich zu überzeugen versucht. Er würde als Oberbürgermeister, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung motivieren, sich wieder ohne Angst einzubringen, „denn das Kapital liegt bei den Mitarbeitern“, sagt der Rheinhauser. Und vermehrt in soziale Projekte wolle er investieren, etwa die Arbeit der Duis-Bürger wieder aufnehmen, die Senioren betreut und begleitet haben, bis die Stellen gekürzt wurden.
Zunächst, als erste Amtshandlung aber, will er die Loveparade-Tragödie zur „best aufgeklärtesten Katastrophe“ machen. Nach der Freigabe der Dokumente durch die Justiz solle alles, was geschrieben wurde, in einem Document-Center gesammelt werden, das Wissenschaftlern und Journalisten offen stehen soll. „Analog der Stasi-Unterlagen-Behörde. So etwas müsste so etwas doch auch in Duisburg möglich sein.“ Auch den Unglücksort der Loveparade will Karling, „so wie sie jetzt ist“, als Gedenkstätte erhalten wissen, „denn die Tragödie habe die Geschichte der Stadt ja nunmal geprägt. So zumindest sein Wunsch-Denken.
Keine großen Chancen auf OB-Amt
„Keiner der Kandidaten, die bis jetzt benannt worden sind, hat sich auch nur mit einem Wort über die Armut in dieser Stadt geäußert“, sagt Karling. Das und die Tatsache, dass „die Gespräche um einen Vernunftskandidaten in Eigenbrödlerei geendet sind“, habe ihn maßlos geärgert und dazu gebracht, einfach mal selbst anzutreten.
Der Agent provocateur weiß, dass seine Chancen, dieses Amt wirklich bekleiden zu können, gegen Null tendieren. „Der OB-Stuhl an sich ist mir vollkommen unwichtig. Wenn, dann soll er nur mit einem Menschen besetzt sein, der die Probleme aller Duisburger sieht – und nicht nur die der Investoren“, sieht er sich eher als der Mahner für die Armen in der Stadt Duisburg.